Die Gewalt gegen Einsatzkräfte nimmt zu auf Kölns Straßen. Zuletzt traf es einen Polizisten und seine Kollegin, die ein Auto kontrollieren wollten.
Gewalt gegen EinsatzkräfteAn diesem BMW eskalierte die Situation – Kölner Polizisten schwer verletzt
Die jüngste Attacke gegen Einsatzkräfte der Kölner Polizei zeigt einmal mehr, was nicht nur Michael Mertens, Chef der Polizei-Gewerkschaft (GDP) in Nordrhein-Westfalen, bereits nach den Krawallen zum Jahreswechsel in mehreren Städten festgestellt hat: „Es gibt eine steigende Tendenz, was die Aggressivität betrifft.“
Köln-Holweide: Attacke auf Polizisten bei Kontrolle von BMW
In Holweide wollten ein Polizeibeamter und seine Kollegin am Mittwoch ein Auto mit einem entsiegelten Kennzeichen kontrollieren. Dabei wurden sie von zwei Männern attackiert, zudem mischten sich zwei Frauen ein.
Erst mit der Unterstützung durch zusätzliche Streifenwagenbesatzungen gelang es, die Situation zu beruhigen. Der Polizeibeamte erlitt eine Gesichtsfraktur, seine Kollegin kam mit Atemnot wegen des Einsatzes von Pfefferspray ebenfalls in ein Krankenhaus. Die beiden konnten nach Polizeiangaben die Klinik inzwischen wieder verlassen, sind jedoch bis auf Weiteres dienstunfähig.
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Köln: 17-jähriger Verdächtiger war polizeibekannt
Zu den Fragen, wie es zur Eskalation kam, und ob die Tatverdächtigen dem BMW zuzuordnen sind, wollte sich ein Polizeisprecher am Donnerstag nicht äußern. Beides sei Gegenstand der laufenden Ermittlungen.
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sollen die Bodycams oder mindestens eine Bodycam des Polizisten oder der Polizistin das komplette Geschehen aufgezeichnet haben. Das Video werde derzeit ausgewertet, heißt es. Einem der beiden Verdächtigem gelang die Flucht, nach ihm wird gefahndet. Bei dem anderen handelt es sich um einen 17-Jährigen, der wegen Diebstahls und Körperverletzung polizeibekannt ist. Der Heranwachsende wurde nach seiner Vernehmung und der erkennungsdienstlichen Behandlung auf einer Polizeiwache wieder entlassen. Ihn erwartet ein Strafverfahren.
Polizei Köln: Gewalt gegen Einsatzkräfte nimmt zu
Nahezu kein Monat vergeht, dass Bundes- oder Landespolizei nicht über Gewalt gegen ihre Beamten berichteten. Dabei sind es vornehmlich Einsätze, die zunächst harmlos erscheinen. So wurden Anfang August Polizisten zu einer Ruhestörung in Kalk gerufen. Dort trafen sie auf einen 33-Jährigen, gegen den vier offene Haftbefehle wegen Betrugs und Erpressung vorlagen. Bei seiner Festnahme erlitten eine Polizistin und zwei Polizisten leichte Verletzungen, weil der Mann heftigen Widerstand leistete.
Anfang Juni verletzte ein 28-Jähriger einen Bundespolizisten bei einer Kontrolle im Kölner Hauptbahnhof, sodass dieser ärztlich behandelt werden musste. Der Angreifer stand in Verdacht, in einem Laden gestohlen zu haben. Im Mai biss ein Aggressor am Deutzer Bahnhof zwei Polizisten in die Hände und Unterarme. Zudem erlitten sie Tritte und Schläge und mussten in ein Krankenhaus gebracht werden.
Köln: Gewalt auch bei Einsätzen der Feuerwehr
Wie aus der Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2022 hervorgeht, wurden 1926 Polizeibeamte in Köln und Leverkusen Opfer im Dienst. Das sind 109 Fälle mehr als im Vorjahr. Bei der Feuerwehr stieg die Zahl von 37 auf 70, bei den sonstigen Rettungsdiensten fiel die Zahl um einen Fall von 48 auf 47.
Landesweit war die Zahl der Gewaltdelikte gegen Polizisten seit 2012 nach Angaben des Landeskriminalamts bis 2019 um mehr als 39 Prozent gestiegen. Im Jahr 2020 war zum ersten Mal ein Rückgang um 13 Prozent auf knapp 8100 Delikte erkennbar. Erklärt wird dies mit der Corona-Pandemie.
Zuletzt hatten Polizei, Staatsanwaltschaft, Stadt Köln und das Domkapitel zu mehr Respekt gegenüber Menschen in Uniform aufgerufen. „Der Mensch dahinter“ hieß eine Wanderausstellung, die bis Mitte Juli im Stadthaus Deutz zu sehen war. Elf Kölnerinnen und Kölner waren dabei auf großen Fotoporträts zu sehen, darunter auch Hauptkommissarin Carina König. Innerhalb von zwei Jahren wurde sie zweimal Opfer von gewalttätigen Übergriffen.
Der zweite Angriff endete mit Prellungen und einem Gipsarm. Carina König hatte den Täter gebeten, sich auf einen Stuhl zu setzen. Plötzlich schlug er zu. Er verriegelte die Tür, sodass er allein mit ihr war. Er würgte die Beamtin, schlug ihren Kopf gegen die Tür, riss ihr Haarbüschel heraus und zerbiss ihr linkes Handgelenk. Dennoch geht die Hauptkommissarin weiter ihrem Beruf nach.