Köln-Mülheim – Früher sei es ein bisschen wie in der Steinzeit gewesen, sagt der 17-jährige Kerem. Moderne Whiteboards in den Klassen habe es nicht gegeben, auch keine gut ausgestatteten Physikräume, keine neue Turnhalle und keine Bibliothek. Früher war das Mülheimer Genoveva-Gymnasium auf das ehemalige Ausgleichsamt hinter dem alten Schulgebäude angewiesen. „Da haben wir in Räumen unterrichtet, die man nicht Räume nennen konnte“, so Schulleiter Michael Rudolph.
Das Ausgleichsamt ist längst abgerissen worden, stattdessen glänzt das international ausgerichtete Gymnasium seit Kurzem mit einem modernen Anbau, der zusammen mit dem Altbau ein lichtdurchflutetes Atrium bildet. Dort trafen die Schüler jetzt auf Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die bei einem Tag der offenen Tür das viergeschossige Erweiterungsgebäude offiziell an Michael Rudolph übergab und die Fünftklässler zur Feier des Tages zum Eislaufen auf den Ebertplatz einlud.
18 Millionen für Schulanbau in Köln-Mülheim
Rund 18 Millionen Euro kostete der Komplex des Berliner Architekturbüros „Chestnutt_Niess“. Jeder Euro sei gut angelegtes Geld, sagte Reker: „Unsere Zukunft geht durch die Türen der Schulen und so müssen die Türen auch aussehen.“
In diesem Fall sind die Türen breit genug, damit auch Rollstuhlfahrer hindurch passen. Der gesamte Gebäudekomplex ist barrierefrei gestaltet worden. Zu den elf Klassenräumen und sechs Differenzierungsräumen gesellen sich sechs Fachräume, eine Mensa, eine Bibliothek und eine Sporthalle. Gläserne Klassenzimmer ragen wie Balkons in das Atrium. Das alles sei einfach schön anzusehen, sagt Elftklässler Kerem. „Vor allem die Bibliothek ist gelungen“, ergänzt der 17-jährige Admir.
Stadt Köln nahm sich schlechter Raumsituation an
Als er 2010 an die Schule kam, seien nur wenige Schüler angemeldet worden, sagt Michael Rudolph: „Die Schule stand kurz vor der Schließung.“ Auch dem 2011 gewonnenen Deutschen Schulpreis mit der entsprechenden öffentlichen Aufmerksamkeit sei es zu verdanken gewesen, dass sich die Stadt der schlechten Raumsituation angenommen habe. In den vergangenen Jahren hätten sich die Anmeldezahlen wieder verbessert, so Rudolph.
Der Bau des neuen Schulkomplexes dauerte 39 Monate. Bisher habe die Planung von Schulgebäuden „einfach viel zu lange gedauert“, so Reker. In Zukunft würden jährlich 300 Millionen in die Kölner Schulen investiert. Laut Verwaltung waren es 2019 nur halb so viel. Allein im kommenden Jahr sollen 60 Großbauprojekte an Schulen gestartet werden.
Reker nahm sich viel Zeit für ihren Rundgang durch das neue Genoveva-Gymnasium. Immer wieder wollten Schüler Fotos mit ihr machen. Auch Kerem wollte sich unbedingt mit der bekannten Besucherin ablichten lassen. Schließlich habe sich zuvor noch nie ein Kölner Oberbürgermeister in seiner Schule blicken lassen.