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Zum siebten MalIG Keupstraße feiert Fastenbrechen mit mehr als 2000 Menschen

Lesezeit 3 Minuten
Fastenbrechen im Ramadan der IG Keupstraße am 26.03.2025

Fastenbrechen im Ramadan der IG Keupstraße am 26.03.2025

Die IG versteht das öffentliche Fastenbrechen auch als Antwort auf den rassistischen Anschlag der rechtsextremen Terrorgruppe NSU von 2004.

Ein „Symbol für Vielfalt, aber auch für den Kampf gegen Rassismus“ hat Bünyamin Köksoy am Mittwochabend die Keupstraße genannt. Köksoy ist der neue Vorsitzende der Interessengemeinschaft Keupstraße und sprach beim großen Fastenbrechen unter freiem Himmel, das die IG zum siebten Mal veranstaltete und an dem mehrere Kölner Oberbürgermeisterkandidaten teilnahmen.

Zum besonderen Anlass waren auf der türkisch geprägten Straße – zwischen Juwelierläden, Restaurants, Konditoreien, Friseursalons und Textilgeschäften – Zeltgarnitur-Tische und -Bänke zu einer hunderte Meter langen Tafel aneinandergereiht worden, an der mehr als 2000 Gäste Platz nahmen. Jeder und jede war willkommen, egal welcher Religionszugehörigkeit. Bezahlt wurden Speisen und Getränke von den Geschäftsinhabern der Ausgeh- und Einkaufsstraße, an deren Zugängen die Polizei Präsenz zeigte.

Denkmal soll an Anschlag erinnern

Die Interessengemeinschaft versteht das öffentliche Fastenbrechen auch als Antwort auf den rassistischen Anschlag der rechtsextremen Terrorgruppe NSU am 9. Juni 2004, bei dem 22 Menschen verletzt wurden, manche lebensgefährlich.

„Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, gegen Ungerechtigkeit und Ausgrenzung einzutreten“, sagte Köksoy. Man gedenke der Opfer und danke den Behörden für das „versprochene Denkmal“, das im Bereich Keupstraße/Schanzenstraße errichtet werden und an das Attentat erinnern soll. Zum Bestreben der Interessengemeinschaft mit neuem Vorstand sagte er: „Gemeinsam mit den Geschäftsleuten und der gesamten Gemeinschaft wollen wir die Straße nicht nur als wirtschaftlichen, sondern auch als kulturellen Treffpunkt weiterentwickeln.“

26.03.2025, Nordrhein-Westfalen, Köln: Zahlreiche Menschen sitzen zum Fastenbrechen in der Keupstraße an einem langen Tisch. Die Einzelhändler der Keupstraße haben zum gemeinsamen Fastenbrechen am Ende des Fastenmonats Ramadan eingeladen. Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Zahlreiche Menschen sitzen zum Fastenbrechen in der Keupstraße an einem langen Tisch.

Tayfun Keltek, Vorsitzender des Integrationsrats der Stadt Köln, sprach von einer „in Deutschland einmaligen Straße“ und nutzte die Gelegenheit für grundsätzliche Kritik: Noch immer werde das Potenzial von Menschen „mit internationaler Familiengeschichte“, zum Beispiel deren Zweisprachigkeit, „nicht ausreichend ausgeschöpft“. Immer wieder wurden in den Ansprachen, etwa von Vizekonsul Hikmet Armağan, Vielfalt, Toleranz, Respekt und friedliches Miteinander hochgehalten. Das „Iftar“ genannte Fastenbrechen biete die Chance zu Austausch und Verständigung über Religionsgrenzen hinweg.

Fastenbrechen hat Symbolwirkung

„Die Keupstraße musste schmerzlich erleben, wohin rassistische Gedanken und rechte Gewalt führen, und sie hat gezeigt, dass diese nicht das letzte Wort haben“, so Bürgermeisterin Brigitta von Bülow (Grüne). Das gemeinsame Fastenbrechen sei ein Symbol für den Dialog und das Verständnis zwischen den Kulturen.

„Es gibt viele Dinge, über die wir gemeinsam sprechen müssen“, sagte Bernd Petelkau, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Stadtrat. FDP-Oberbürgermeisterkandidat Volker Görzel unterstrich: „Es muss immer stärker sein, was uns verbindet, als das, was uns trennt.“

26.03.2025, Nordrhein-Westfalen, Köln: Menschen holen sich zum Fastenbrechen in der Keupstraße warmes Essen. Die Einzelhändler der Keupstraße haben zum gemeinsamen Fastenbrechen am Ende des Fastenmonats Ramadan eingeladen. Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Menschen holen sich zum Fastenbrechen in der Keupstraße warmes Essen.

Berivan Aymaz, von Bündnis 90/Die Grünen als Kandidatin für das Amt des Stadtoberhaupts aufgestellt, sprach auf Kurdisch, Deutsch und Türkisch und sagte: „Das ist gerade das Besondere dieser Straße, dass hier mehrere Kulturen, mehrere Geschichten, mehrere Sprachen ineinander fließen.“ Die hier entstandene Iftar-Tradition sei „großartig“, mache sie doch deutlich, dass der Ramadan nicht nur Fasten sei, „sondern auch Teilen, Zusammenkommen, Zusammenstehen“.

Kurz zu Wort meldete sich SPD-Oberbürgermeisterkandidat Torsten Burmester. Die katholische Gemeindereferentin Marianne Arndt sprach mit Blick darauf, dass sich Ramadan und christliche Fastenzeit zurzeit überschneiden, von einer „gemeinsamen Zeit der Erneuerung“.