Köln – 17 Jahre nach dem Attentat der rechtsextremistischen Terrorgruppe NSU an der Keupstraße wird das Mahnmal für die Opfer des Anschlags Wirklichkeit. Und zwar an der von verschiedenen Initiativen gewünschten Stelle an der Ecke Keupstraße/Schanzenstraße (der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete). Nun hat sich auch die Stadtverwaltung dazu geäußert.
„Ich bin sehr froh und erleichtert darüber, dass es nun endlich zur Realisierung des Denkmals nach den Entwürfen von Ulf Aminde kommen kann“, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker. „Dafür habe ich mich immer eingesetzt, denn es war und ist mir wichtig, hier das notwendige Zeichen zu setzen, auf das die Opfer der abscheulichen NSU-Terrorakte und deren Familien nun schon so lange warten“, erklärt Reker weiter.
Seit Jahren um Mahnmal gerungen
Tatsächlich wird seit vielen Jahren darum gerungen, ein solches Mahnmal an ebenjener Stelle zu errichten - es war ein bisweilen würde- und pietätloser Vorgang. Nachdem die Düsseldorfer Gentes Gruppe das Areal vom Vorbesitzer – der offenbar wenig Interesse an einem Gedenkort hatte – erwarb, sei die Umsetzung nun möglich, erklärt die Stadt.
Die Gentes-Gruppe, die auf dem betreffenden Gelände auch mehr als 300 Wohnungen bauen möchte, habe den Platz für das Mahnmal reserviert. „Es war für uns eine Selbstverständlichkeit, unsere Projektentwicklung in der Keupstraße mit den verschiedenen Beteiligten abzustimmen und so zu einer einvernehmlichen und der Bedeutung des Ortes angemessenen Lösung beizutragen“, sagt Michael Kraus, geschäftsführender Gesellschafter der Gentes Gruppe.
Demnach entsteht an der Straßenecke ein 550 Quadratmeter großer öffentlicher Platz. Auf ihm wird der Grundriss des Frisörgeschäfts an der Keupstraße, vor dem die mit Zimmermannsnägeln gefüllte Bombe explodierte, nachempfunden. Besucher können über den Grundriss gehen und dabei in Bildern und Videos Informationen per WLAN auf ihre Smartphones erhalten. Es ist also ein virtuelles Denkmal.
Der Berliner Künstler Ulf Aminde hat das Mahnmal konzipiert. „Alle Menschen, die hier leben, gehören zu unserer Stadtgesellschaft“, das solle das Denkmal zeigen, erklärt die Stadt. Es sei „ein Plädoyer für den Schutz der Menschenwürde, für eine offene, tolerante, plurale Gesellschaft, in der alle Menschen selbstbestimmt und ohne Ausgrenzung leben können.“
Gedenkveranstaltungen
Am Mittwoch, 9. Juni - dem 17. Jahrestag des Attentats - veranstaltet die IG Keupstraße ab 16 Uhr auf der Keupstraße eine Gedenkveranstaltung. Um 16.09 Uhr, dem Zeitpunkt, als die Bombe 2004 explodierte, wird an dem ehemaligen Frisörgeschäft eine Kranz niedergelegt. Auch OB Reker wird daran teilnehmen. In der Zeit von 19 bis 21 Uhr möchte die Initiative Herkesin Meydani – Platz für Alle an der Ecke Keupstraße/Schanzenstraße an die Opfer von rassistischer Gewalt erinnern.