Jugendliche greifen zu Spraydosen und machen den Wiener Platz bunt. Das Ordnungsamt schreitet nicht ein.
Stadtbild verbessertJugendliche verschönern Wiener Platz mit Graffiti
5000 Spraydosen und mehrere Tage Arbeit später ist das Ergebnis der Graffiti-Aktion der „Mittwochsmaler“ vom Sozialdienst Katholischer Männer (SKM) am Wiener Platz in Mülheim fertig. „Wir wurden während unserer Arbeit von vielen Passanten angesprochen“, sagt Jan. Die Reaktionen seien überwiegend positiv gewesen. Zusammen mit seinen Künstlerkollegen Vinni, Mücke und Tim besucht er schon seit mehreren Jahren die „Mittwochsmaler“.
Das Graffiti-Projekt gibt es seit 2005 und hat zum Ziel, die Graffiti-Jugendkultur aufzugreifen. Dabei wird der Schwerpunkt auf Kunst und Kreativität gelegt. Gleichzeitig wird durch Kontakte in die Szene über Folgen des illegalen Sprühens und gesundheitsschädigende Aspekte aufgeklärt. Die „Mittwochsmaler“ haben sich an Ausstellungen und legalen Sprayaktionen beteiligt.
15.000 Euro aus dem Topf der Stadtverschönerung
Eine davon war die „Hall of Fame“ am Kalkberg. Dort reifte auch die erste Überlegung, so etwas am Wiener Platz durchzuführen, sagt Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs. Den Platz hatten auch die Kinder und Jugendlichen im Auge, die sich 2022 bei der Aktion „Hey! Mülheim – Check mit uns dein Veedel!“ teilgenommen haben. „Viele Kinder und Jugendliche haben sich dabei eine Umgestaltung und Verschönerung des Wiener Platzes gewünscht“, sagt Jessica Mörtl vom Amt für Kinder, Jugend und Familie.
Und so liefen mehrere Dinge zusammen, die letztlich in einem Beschluss der Bezirksvertretung (BV) Mülheim mündeten. Die stellte 15.000 Euro an Stadtverschönerungsmitteln parat, um das Projekt umzusetzen. Das Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau als Inhaber der Flächen musste noch mit ins Boot geholt werden. „Bei Andre Schultheis, dem stellvertretenden Bürgeramtsleiter, liefen die Fäden zusammen“, sagt Ralf Krep vom SKM. Deren „Mittwochsmaler“ wurden mit der Durchführung des Projektes beauftragt.
Jugendliche durften Motive selbst aussuchen
Insgesamt drei Konzepte hatten sie erarbeitet. „Wir haben seitens der Politik so viel Rückenwind bekommen“, sagt Julian Mundt, Leiter des Projektes „Mittwochsmaler“. Letztlich durften die Jugendlichen selbst entscheiden, was auf die grauen oder mit Sprüchen und Kritzeleien beschmierten Wände kommt. Entschieden haben sie sich für das Motto „Style is the Message“, bei dem Buchstaben im Vordergrund stehen. Die sind eher schlicht gehalten. Der farbige Untergrund bildet einen Kontrast dazu.
Amt bekommt vermehrt Anfragen
Bezirksbürgermeister Fuchs zeigt sich von dem Ergebnis der insgesamt 16 Künstler angetan. Besonders freut es ihn, dass an einer Stelle auch ein kleiner Fuchs verewigt worden ist. Jan und seinen Kollegen hat die Aktion auch sehr viel Spaß gemacht. Und als das Ordnungsamt mal vorbeigeschaut hat, konnten sie schwarz auf weiß belegen, dass es legal ist, was sie da tun.
Angst, dass ihre Arbeiten nun von anderen Leuten übersprüht werden, haben sie nicht wirklich. „Erfahrungswerte zeigen, dass da von der sprühenden Szene nichts kommt“, sagt Julian Mundt. Das bestätigt Tim Hörr vom Amt für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau. Bei Auftragsarbeiten, die immer mehr angefragt würden, werde kaum noch „darüber geschmiert“. So wirken die Bauwerke, die sonst mit ihrem Grau sehr viel Angriffsfläche bieten, „schöner, besser, sauberer“.