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Ungewöhnliche VerkleidungSo landen Lappenclown-Kostüme aus Guinea im Kölner Karneval

Lesezeit 3 Minuten
Frauen und Männer in Guinea nähen Lappenclown-Kostüme.

Schneider Baldé und sein Team nähen die Kostüme für den Kölner Karneval.

Jim Bennett geht jedes Jahr im Karneval als „Labé-Minsch“, sein Lappenclown-Kostüm stammt aus dem gleichnamigen Ort in Guinea.

Auf der Suche nach dem ausgefallensten Karnevalskostüm lassen sich die Jecken einiges einfallen: Jim Bennett aus Klettenberg geht seit Jahren als „Labé-Minsch“. Die Ähnlichkeit mit dem kölschen Wort „Lappen-Mensch“ ist kein Zufall, denn die Lappenclown-Kostüme, die er auf der Stunksitzung verkauft, werden in der Stadt Labé in Guinea von Hand genäht. Seit 2010 unterstützt Bennett mit dem Erlös soziale Projekte.

Es sei um das Jahr 2000 gewesen, als Bennett erstmals das Land besuchte, schildert er. „Ich habe in der Entwicklungshilfe gearbeitet und das Handwerk gefördert. Mittlerweile war ich 15 Mal da, ich kenne die Gegend und die Leute.“ Zu Hause, im Karneval, kam ihm die Idee zu den Lappen-Kostümen. „Ich wollte immer eins haben und habe mir von den Menschen in Labé eins mit afrikanischen Stoffen machen lassen – andere wollten dann auch eins.“ Seit 2010 würden die Kostüme vor Ort produziert. „20 Lieferungen, ein bis zwei Mal pro Jahr, gab es schon“, sagt Bennett.

Zwei Frauen und ein Mann stehen nebeneinander in bunten Lappenclown-Kostümen.

Volker Klinke und seine Mitstreiterinnen beim Kostümverkauf im E-Werk. Sie tragen afrikanische Lappenclown-Kostüme.

Über seine Bekanntschaft zu Volker Klinke und seiner Schwester Martina, die im Team der Stunksitzung arbeiten, begann er, die Kostüme auf deren traditionellem Kostümflohmarkt und an Show-Abenden zu verkaufen. „Die Kostüme werden auf Bestellung hergestellt. Ein Zweiteiler mit Oberteil und Hose kostet 100 Euro, eine Kappe 30 Euro“, erklärt Bennett.

Kostüme in europäischen Größen sind für Afrikaner ungewohnt

„Wir haben einen Weg gesucht, damit das Geld direkt nach Labé geht. Die Hälfte geht für den Zoll und Transport drauf, wir müssen die Näherinnen und Näher bezahlen, ein Viertel fließt in das Dorf.“ Dem Team sei wichtig gewesen, dass die Menschen in Labé nicht von der Kostüm-Produktion abhängig seien. „Die Nachfrage kann eines Tages zurückgehen. Nur ein Viertel ihres Lebensunterhalts bestreiten sie deswegen durch uns.“

Die Kostüme nach europäischen Normen herzustellen, sei für die Menschen neu gewesen. „Größen wie M, L und XL kennen die dort nicht. Da wird Maß genommen und dann wird die Kleidung genäht. Auch Hosentaschen sind unüblich“, erklärt Bennett. Nach all den Jahren wüssten die Menschen auch, wofür die Kostüme gedacht seien und was es mit diesem seltsamen fröhlichen Fest im Februar auf sich hat. „Sie freuen sich immer über Zeitungsartikel.“

Kostüme hängen an einer Wand beim Kostüm-Flohmarkt im E-Werk.

Auch beim Kostüm-Flohmarkt der Stunksitzung wurden die Kostüme aus Afrika im E-Werk verkauft.

Mit dem Erlös verbessere sich die Lage an der Schule: „Wir haben die Wasserpumpen erneuert, die Toiletten renoviert und eine Solaranlage auf dem Dach installiert, da arbeiten wir mit den SOS-Kinderdörfern und lokalen Behörden zusammen. Und Spielgeräte für den Schulhof haben wir gekauft, die Kinder hatten da nichts außer einem kaputten Ball.“

Die Koulidara-Grundschule in Labé ist Partnerschule der Rosenmaar-Grundschule in Höhenhaus, an der Volker Klinke als Sozialarbeiter tätig ist. Er schildert: „Die Kinder schreiben sich gegenseitig Briefe, was mit dem Geld geschieht. Und die afrikanischen Kinder lernen etwas über das Leben an der deutschen Schule. Wir haben Schafe auf dem Schulgelände, das finden die total spannend.“