Das Summerjam-Festival findet an diesem Wochenende zum 37. Mal statt. Vor dem Start gab es für die Veranstalter noch Herausforderungen.
Summerjam-Festival in KölnBeste Stimmung am Fühlinger See – Marihuana-Legalisierung zeigt Wirkung
Ein Mann sitzt im Kofferraum seines geparkten Autos und dreht einen Joint, während neben ihm mehrere Polizeiwagen in einer Kolonne auf das Festivalgelände fahren. Eine friedliche, entspannte Szene – eine von vielen, die sich auf dem Gelände des Summerjam-Musikfestivals beobachten lassen, das am Fühlinger See an diesem Wochenende zum 37. Mal stattfindet. Es ist die erste Auflage des Festivals, seit das neue bundesweite Gesetz zur Teillegalisierung von Cannabis-Konsum in Kraft getreten ist.
Ändert das etwas für das Festival-Erleben langjähriger Besucher?
Vor einer der Hauptbühnen stehen Angie und ihr Vater Curtis. „Ich habe meinem Vater das Festivalticket zum Geburtstag geschenkt“, erzählt die 41-Jährige. Vor mehr als 20 Jahren habe er noch mit seinen Freunden auf dem Festival gecampt. Nun wollte sie für ihn ein Revival möglich machen. Im Vergleich zu damals habe sich das Festival schon etwas verändert, stellt der 72-Jährige fest: „Mehr Menschen und mehr Gras“, lacht er, aber zentral sei die gute Musik – damals wie heute.
„Super Vibes, friedlich, entspannte Stimmung. Jeder achtet hier auf jeden. Dabei fühlt man sich einfach nur wohl“, fasst Melanie aus Düsseldorf ihr Gefühl auf dem Festival zusammen. Seit 15 Jahren sei sie schon Summerjam-Besucherin, ganz ohne Cannabis-Konsum. Und sie habe auch nicht vor, daran etwas zu ändern, nur weil es jetzt legal ist.
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Summerjam-Festival: Manche Besucher kommen immer wieder
Tobias F. aus dem Westerwald steht mit seinen Freunden vor der Green Stage, dreht einen Joint und lächelt, als eine Gruppe Polizeibediensteter vorbeiläuft. Dass das Kiffen nun legal ist, diese Neuerung sei bei ihm noch gar nicht richtig im Kopf angekommen: Gerade habe er sich aus Gewohnheit noch einmal umgeschaut, jetzt fühle er sich schon entspannter, so der 25-Jährige. Viel wichtiger sei ihm die Musik: „Ich würde sagen, Reggae hat mein Leben verändert. Und das Festival hat mir die Tür zu dieser Welt geöffnet.“
Hinter ihm: Ein Meer aus Händen in der Luft. Vereinzelt formen die Finger Herzen Richtung Bühne. Omar und Marina bahnen sich ihren Weg über die mit Lichterketten geschmückte Brücke auf die Konzertinsel. Der Kölner will heute „seiner Liebsten“ das Festivalgelände zeigen, den See und die Atmosphäre. Er fühle „Love, Peace and Happiness“ an diesem Ort und sei deshalb schon „tausende“ Male auf der Summerjam mit dabei gewesen.
Summerjam-Festival in Köln gilt als inklusiv
Das kulinarische Angebot reicht von afrikanischen Spezialitäten über Käsespätzle bis hin zu „Jerk Chicken“, einem jamaikanischen Klassiker. Neben Essensbuden säumen auch zahlreiche Verkaufs- und Servicestände die Wege des Festivalgeländes. Einige Besucherinnen lassen sich ihre Haare zu afrikanisch-traditionellen Cornrows flechten, während andere mit Blick aufs Wasser DJ Kybba mit seinem italienischen Kollektiv Basshall bei einem Rave feiern.
Das Festival gilt als inklusiv, das sorge zusätzlich für gute Stimmung und man fühle sich unter Gleichgesinnten, „ohne AfD-Wähler“, sagt Ariane, die mit ihren drei Schwestern auf einer Bank verweilt. Das Festival, „multikulti und inklusiv“? „Wir fühlen uns hier jedes Jahr aufs Neue willkommen“, bestätigt Alex, der gerade mit seinen Freunden den Weg aus dem Camping-Bereich zur Bühne antritt. Es sei das vierte Jahr in Folge, dass sie aus Simbabwe zum Summerjam nach Deutschland reisten.
Fühlinger See: Wasserstand während Summerjam „so hoch, wie noch nie“
Szenenwechsel, VIP Bereich: „Man merkt, dass die Besucher unseres Festivals, die Cannabis konsumieren, erleichtert darüber sind, dass sie nicht mehr Gefahr laufen, ohne Weiteres kriminalisiert zu werden“, sagt der Pressesprecher des Festivals, Jann-Jakob Loos. „Das freut uns natürlich auch.“ Aus Veranstaltersicht habe sich durch die Neuerung zu Cannabis kaum etwas geändert: „Wir halten uns weiter an die Regeln.“ Man habe ein paar mehr Schilder für eine geschützte Kids-Area aufstellen müssen, ansonsten seien die Kontrollgänge der Polizei weiterhin gängige Praxis, die jetzt eben nur noch Menge und möglichen Handel in den Blick nehme.
Viel mehr hätte es andere Herausforderungen im Vorfeld des Festivals gegeben. Der Wasserstand am Fühlinger See sei in diesem Jahr „so hoch, wie noch nie“. Geplante Flächen für das Campingangebot seien kurzfristig weggefallen. Besucher mussten mit ihren Zelten zusammenrücken. „Glücklicherweise wurden von der Stadt noch Ausweichflächen ergänzend nördlich der Merianbrücke freigegeben, so konnten wir vielen das Campen doch noch ermöglichen.“
Summerjam 2024: Kurzfristige Änderungen im Programm
Auch beim Programm mussten die Veranstalter kurzfristige Änderungen managen. Mehrere der vorgesehenen Acts, darunter der in der Szene aktuell angesagte Beenie Man, einer, auf den sich viele der Besucher explizit gefreut hatten, konnten aufgrund der Nachwirkungen des Hurrikans „Beryl“ aus der Karibik nicht anreisen. Ersatz wurde jedoch schnell gefunden: Gentleman, langjähriger Wegbegleiter des Festivals, habe nach einem kurzen Anruf sofort zugesagt, erzählt Loos – ein Heimspiel also für den Kölner Reggae-Künstler.