Köln – Das Tauziehen um die Neubesetzung der Leitung des NS-Dokumentationszentrums (NS-Dok) soll so schnell wie möglich beendet werden. Oberbürgermeisterin Henriette Reker sicherte dem Kulturausschuss in einer Mitteilung zu, dass bis Ende Mai der Posten ausgeschrieben und im Herbst ein Nachfolger für Werner Jung gefunden werden soll. „Wir planen nicht auf der grünen Wiese“, sagte Kulturdezernent Stefan Charles im Kulturausschuss. Das Profil der Einrichtung solle nicht geschwächt, sondern gestärkt werden. Es gelte die bestmögliche Person für den Posten zu finden.
Kulturausschuss stimmt für beschleunigte Suche
Der Kulturausschuss stimmte gegen das Votum der CDU dafür, das Verfahren zu beschleunigen. „Die Stelle muss umgehend wieder besetzt werden, sagte Ratsfrau Brigitta von Bülow (Grüne). SPD-Politikerin Maria Helmis wertete die Ankündigung Rekers als ersten Erfolg, äußerte aber auch Kritik. „Die Stelle wäre dann fast ein Jahr nicht besetzt, das ist nicht hinnehmbar.“ Das Votum des Ausschusses stelle „ein starkes Signal“ für die bundesweit einmalige Einrichtung dar. CDU-Ratsherr Ralph Elster hielt den Antrag aufgrund der Ankündigung der Oberbürgermeisterin für überflüssig.
„Starkes Signal”
Der langjährige Leiter des NS-Dokumentationszentrums Werner Jung war Ende Oktober aus seinem Amt ausgeschieden. Ein Bewerbungsverfahren lief zu diesem Zeitpunkt schon, wurde aber ausgesetzt. Das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt hatte in einem Antrag in der März-Sitzung des Kulturausschusses zunächst gefordert, die Stelle unverzüglich neu zu besetzen, den Antrag aber zurückgezogen, nachdem die Stadt zusagte, die notwendigen Gespräche zu führen.
Mittlerweile hat die Stadt die Unterbrechung der Suche mit einem Ratsbeschluss vom Dezember 2021 begründet. Darin heißt es, dass bei der Entwicklung des Projekts „Historischen Mitte“, zu dem neben Römisch-Germanischen Museum, Stadtmuseum, Miqua auch das NS-Dokumentationszentrum gehört, „mögliche Synergien“ auszuloten. Nun müsse eruiert werden, was dies für die Neubesetzung der Leitung des NS-Dokumentationszentrums bedeute, teilte die Stadt dem Kulturausschuss mit. Die Politik zeigte sich in weiten Teilen irritiert über diese Argumentation.
Förderverein überreicht 300 Unterschriften
Unmittelbar vor dem Kulturausschuss hatte der Förderverein NS-Dokumentationszentrum 300 Unterschriften für eine schnelle Besetzung des Postens an die Kulturpolitiker überreicht. Unter den Unterzeichnern befinden sich namhafte Kölner Persönlichkeiten wie der Musiker Rolly Brings, der Kabarettist Wilfried Schmickler, der ehemalige Bundesinnenminister Gerhart Baum, der frühere Kölner Oberbürgermeister Jürgen Roters und der Armutsforscher Christoph Butterwegge.
„Wir finden das Prozedere skandalös“, sagte Claudia Wörmann-Adams vom Vorstand des Fördervereins. Sie rechnet nicht damit, dass die Stelle vor Ende des Jahres besetzt sein wird. Der langwierige Entscheidungsprozess „nagt am Renommee des Hauses und zeigt eine geringe Wertschätzung für das NS-Dokumentationszentrum von Seiten der Verwaltung“.