Köln – Ein Grollen, lautes Sausen und Gerummse. Am späten Mittwochabend sind viele Kölner aufgeschreckt, als es gegen 22:45 Uhr am Himmel über dem Stadtgebiet laut wurde. Fast eine halbe Minute lang war ein Donnern zu hören, dass zwar irgendwie nach einem Flugzeug klang, nicht aber nach einem gewöhnlichen Flugmanöver.
Aus der Innenstadt, Nippes, Sülz und Ehrenfeld meldeten sich besorgte Kölner. „Kann mich nicht erinnern, jemals so laute Flugzeuggeräusche gehört zu haben. Dachte, der stürzt ab“, twitterte @martina_kkundk.
@frauvogel schrieb: „Ich habe mich auch sehr erschreckt und mich erinnert, dass das in meiner Kindheit ein alltägliches Geräusch war.“
Mancher fühlte sich glatt an einen Roland-Emmerich-Film oder den 11. September erinnert. Andere dachten an einen entgleisten Zug.
Flugmanöver vom Militärflughafen
„Wahrscheinlich Kampfjets“, mutmaßte Nutzer @FR1TZZi. Ein Augenzeuge aus Ehrenfeld berichtet uns, zwei Eurofighter von seiner Dachterrasse aus beobachtet zu haben.
Tatsächlich waren am Mittwochabend fünf Eurofighter der Bundeswehr über Kölner Stadtgebiet unterwegs. Das zeigt die Auswertung der Radardaten durch das Luftfahrtamt der Bundeswehr auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.
„Vom Montag 17. August bis Donnerstag 21. August findet Nachtflugbetrieb vom Fliegerhorst Nörvenich aus statt.“, informiert die Luftwaffe auf ihrer Internetseite. Zur Vorbereitung auf einen NATO-Stationierung im Baltikum werde nachts trainiert. Der Einsatz ist eine Reaktion auf die Krise in der Ukraine. Da die baltischen Staaten ihren Luftraum nicht selber schützen könnten, übernehmen dies NATO-Partner für sie.
Mit neuen Nachtsichtgeräten üben die Piloten des Taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ vom Flugplatz Nörvenich für den Einsatz. Vor allem in Kerpen, Hürth, Wesseling und anderen Städten im Rhein-Erft-Kreis hatte die Luftwaffe daher nächtliche Lärmbelästigungen angekündigt. „Eigentlich fliegen wir nicht über die Kölner Innenstadt“, wunderte sich ein Sprecher am Donnerstagmorgen. Auch das laute Donnern konnte man sich zunächst nicht erklären. So tief seien die Piloten eigentlich nicht unterwegs.
Die Daten des Luftfahrtamtes der Bundeswehr zeigen, dass die Jets zwischen 22:35 und 22:45 Uhr in Höhen zwischen 870 und 1370 Metern über Köln flogen - im Landeanflug auf den Luftwaffenflugplatz Nörvenich. „Nach den uns vorliegenden Unterlagen wurden die Einsätze unter Beachtung der flugbetrieblichen Bestimmungen durchgeführt“, teilt das Amt mit.
Vermessungsflüge zur Mittagszeit
Unregelmäßig wird es manchmal auch mal in den Mittagsstunden laut, wenn vom Flugplatz Nörvenich sogenannte „Vermessungsflüge“ durchgeführt werden. „Durch diese Anflüge mit erhöhter Geschwindigkeit wird es dann zu einer zeitweise höheren Lärmbelastung kommen. Diese Flüge werden ausschließlich außerhalb der Mittagspause von 12 bis 13.30 Uhr stattfinden“, schreibt die Luftwaffe.
Dabei werden die Navigationsanlagen jedes einzelnen in Nörvenich stationierten Eurofighters auf den Flugplatz Nörvenich angepasst.