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Nächtliche Feiern trotz Corona-KriseDunkelheit erhöht den Leichtsinn junger Kölner

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Zweimal ließ die Stadt Köln die Schaafenstraße am einem Wochenende Anfang Juli 2020 räumen.

  1. Trotz der Corona-Krise nutzen viele junge Kölner beliebte Treffpunkte in der Innenstadt für nächtliche Feiern.
  2. Polizei und Ordnungsamt mussten die Schaafenstraße zweimal räumen, weil es einfach zu voll war.
  3. Viele der Feiernden hielten sich nicht an die Sicherheitsregeln in der Pandemie. Eine Reportage.

Köln – Der Sicherheitsmann sieht mit gerunzelter Stirn hinüber zu den ersten Gästen des Abends. Gegen 19 Uhr am Samstag ist es noch sehr ruhig auf den Terrassen rund um die Bars und Kneipen an der Schaafenstraße. Trotzdem ist er sich sicher, dass die Nacht alles andere als ruhig ablaufen wird.

„Das wird hier bestimmt noch schlimmer als gestern“, befürchtet er. In der Nacht zuvor hatten Ordnungsamt und Polizei die beliebte Ausgehmeile bereits geräumt. Alle Bitten und Aufforderungen der Wirte per Lautsprecher hatten nicht gewirkt.

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Am darauffolgenden Abend ist schon Stunden vor der Ankunft der Feiernden ein Trupp von Mitarbeitern des Ordnungsamts unterwegs. Wirte und Einsatzleitung bemühen sich um Absprachen. Alle wissen: Die Toleranzgrenze ist niedriger als in den Wochen zuvor.

Bereits mehrfach geräumt

Zusammen mit der Polizei ließ das Ordnungsamt an den zurückliegenden Wochenenden mehrfach die Schaafenstraße räumen. Eine vorsorgliche Sperrung des bei der LGBT-Community (aus dem Englischen übernommene Übersetzung für „Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender“) beliebten Viertels stand zur Debatte.

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Neben der Schaafenstraße war zuletzt besonders der Stadtgarten in den Fokus gerückt. Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ hatten Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Polizeipräsident Uwe Jacob vor einer Woche angekündigt, dass weitere Sperrungen und Verweilverbote wie auf dem Brüsseler Platz im Gespräch seien.

Doch am Freitag teilte die Stadt mit, vorerst darauf zu verzichten. Stattdessen würden Polizei und Ordnungsamt die stark frequentierten Plätze noch stärker kontrollieren und im Zweifelsfall räumen . „Ich appelliere an die Vernunft der Kölnerinnen und Kölner“, sagte Reker und regte an, sich auch auf andere Orte zu verteilen, zum Beispiel zum Aachener Weiher oder zum Ebertplatz auszuweichen – ein Appell, der die Vorsitzende der Bezirksvertretung Innenstadt verärgert hat.

SPD verärgert über Oberbürgermeisterin

„Die Aussage zeigt, dass die Oberbürgermeisterin schon lange nicht mehr auf dem Ebertplatz war“, sagte Regina Börschel (SPD) am Sonntag. Der Platz sei noch immer ein Drogenumschlagplatz, die Situation dort „sensibel und fragil“. Die SPD drängt weiter auf eine schnelle Umgestaltung des Ebertplatzes.

Aber hat Rekers Appell zur Einhaltung der Abstandsregeln die Kölner überhaupt erreicht? Samstagnacht ist es in der Innenstadt zunächst so voll wie an den Wochenenden zuvor, vor allem auf der Aachener Straße.

Bei vielen ist der Spaß am Ausgehen offenbar längst größer, als die Angst vor dem Coronavirus. Das Leben ist zurück in Köln, und die Erfahrung zeigt: Je später es wird, desto leichtsinniger werden alle.

Gegen 22.15 Uhr ist zwischen Rudolfplatz und Moltkestraße kein einziger Tisch mehr frei. Fußgänger drängen sich über den schmalen Streifen zwischen Tischen und Hauswänden, der schon tagsüber nicht genug Platz für alle bietet. Vor einer beliebten Eisdiele stehen etwa 20 Menschen in einer provisorisch abgetrennten Schlange.

Ruhiger ist es ein paar Meter weiter am Brüsseler Platz. „Ihr müsst in Bewegung bleiben, das habe ich euch doch gesagt“, fordert eine junge Frau ihre Freundinnen auf. Offenbar haben die Menschen hier das Verweilverbot verinnerlicht. Vielleicht ist es auch die lockere Ansprache der Mitarbeiter der Stadt, die hier in grünen Westen mit der Aufschrift „Vermittler“ auf und ab gehen.

Wer sich auf den Rand eines der Beete vor der Kirche setzt, bekommt keinen Strafzettel, sondern einen freundlichen Hinweis auf das Verbot. Ähnlich unaufgeregt ist die Stimmung am Stadtgarten.

Laute Musik, hundert Menschen feiern

Wo am Vorabend noch mehrere hundert Personen rund um den Park saßen, der später geräumt wurde, ist es am Samstag zunächst überraschend leer. Etwa 70 junge Leute sitzen auf den Mäuerchen an der Venloer Straße, auf den Rasenflächen halten sich in der Dunkelheit nur einzelne Gruppen auf.

Später wird es voller, laut einer Stadtsprecherin feiern hundert Menschen zu lauter Musik. Gegen 1.30 Uhr wird der Bereich erneut geräumt.

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Ein ähnliches Bild zeigt sich am späten Abend auf der Schaafenstraße. Für Autos oder Fahrräder ist kein Durchkommen mehr. Erste besorgte Ansagen ertönen vom Dach eines Eckhauses, von dem aus die Veranstalter die Menge beobachten: „Verteilt euch gleichmäßig, es ist Platz genug!“

Weil unter normalen Umständen der Christopher Street Day am ersten Juli-Wochenende gefeiert wird, sind heute auch Gäste von außerhalb unterwegs – obwohl große Partys und Demonstrationen in den Herbst verschoben wurden.

Aktion von Polizei und Ordnungsamt wirkt nur kurz

Gegen 0.45 Uhr machen Polizei und Ordnungsamt kurzen Prozess. Sie räumen die Schaafenstraße und den Mauritiuswall, wo sich laut Polizei zu dem Zeitpunkt etwa 600 Menschen aufhalten. Ob die Stadt nun doch zu härteren Maßnahmen greifen wird, ist noch unklar. Fest steht: Etwa eine Stunde nach der Räumungsaktion ist die Schaafenstraße wieder fast so voll wie zuvor.