AboAbonnieren

Experimenteller Indie-PopKölner Bands veröffentlichen spannende, neue Musik

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (2)

EESE aus Köln singen in "I Forgot" über das Vergessen.

Köln – Wer Musik aus Köln auf kölsche Musik à la Kasalla oder Miljö reduziert, macht einen Fehler, denn es gibt viel Entdeckenswertes. Interessantes Neues gibt es etwa aus der Kölner Indie-Pop-Szene.

Erstes Album von EESE erscheint im Oktober

Die Band EESE (gesprochen: ease) steht für experimentellen, gitarren- und synthlastigen Indie-Pop. Das Trio der seit vielen Jahren befreundeten Luca Fleer (Gesang, Gitarre, Keys), Max Roling (Gitarre) und Pablo Borde (Bass, Gitarre, Keys) trat erstmals 2017 in Erscheinung. Mit ihrem unverkennbaren, genre-übergreifenden Mix konnten EESE sich schnell eine kleine Fanbase erspielen. Mit der neuen Single „I Forgot“, die an diesem Wochenende erschienen ist, wird nun für den 28. Oktober diesen Jahres das Debütalbum „This all will fade“ angekündigt.

„I Forgot“ ist ein eingängiger, aber auch eigenwilliger Song, in dem der verlassene Mann sich gelangweilt-wehmütig versucht an Geschmack, Geruch und Berührungen der Ex zu erinnern – ein Twen-Trauer-Loop der besonderen Art. „Dabei lassen EESE verzerrte und experimentelle Sounds mit lyrischer Einfachheit und geradlinigem Beat kontrastieren“, heißt es im Promotext der Plattenfirma. „Hörer:innen werden in ‚I Forgot‘ von verspielten Gitarren abgeholt und daraufhin von einem starken Bass-Synth-Konstrukt und emotionalen Vocals herausgefordert. Anschließend werden sie dann durch eine wohlklingende, erholsame Welt aus akzentuierten Gitarren, sanftem Gesang und langen Synth-Akkorden geführt, bis das Klangbild zum Finale wieder eskaliert. Im Raum zwischen Vergessen und Warten auf ein Lebenszeichen fokussiert sich der Song auf das Wesentliche und evoziert ein Gefühl, das vielen bekannt vorkommen wird: Die langsam verblassende Erinnerung an eine ehemals so nahe Person.“

Alles zum Thema Kasalla

Auch eine andere Kölner Band macht von sich hören. Mit „Kein Scherz“ hatte Neufundland bereits Ende April nach langen drei Jahren ein erstes Lebenszeichen von sich gegeben. Mit der Veröffentlichung der zweiten Single „Streiflicht“ verraten die vier Musiker (Matthias, der Mann für die Synthies, hat die Band verlassen) auch den Namen für das kommende dritte Album: „Grind“ soll Anfang Dezember erscheinen. Ob Grind (dt. „zermahlen“) zeitdiagnostisch für die letzten drei Jahre zu verstehen ist, lassen die Texter Fabian Langer und Fabian Mohn offen: „Für uns ist insbesondere die Offenheit des Begriffes so reizvoll.“

Schnörkelloser Rock aus Köln - ohne Illusionen

„Grind könnte den Umgang mit der Kulturbranche während der Corona-Pandemie beschreiben, als auch ganz persönliche emotionale Tiefflüge, die wir auf dem neuen Album verarbeitet haben.“ Der Song „Streiflicht“ ist eine Auseinandersetzung mit der Vereinzelung des Menschen durch stetig wachsenden Individualisierungs- und Optimierungsdruck, schnörkelloser Rock ohne große Illusionen über das, was noch kommt: „Ich bin ein Streiflicht,/ ein Streiflicht in der Nacht,/ ich bin ein Streiflicht,/ du streifst mich einfach ab.“