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„Das Aktiv-60-Ticket ist zu teuer“Kölner Seniorenvertreter kritisiert Stadt und KVB

Lesezeit 5 Minuten
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Herbert Clasen im Büro im Bezirskrathaus

Nippes – Seit 20 Jahren ist Herbert Clasen in Nippes politisch aktiv: 2002 zog er erstmals für Bündnis 90/Grüne in die Bezirksvertretung Nippes und wurde 2004 deren Fraktionschef, der er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Gremium 2014 blieb. 2016 bewarb er sich erfolgreich als Nippeser Seniorenvertreter; bei der jetzigen Wahl landete er mit 3925 Stimmen knapp hinter Felicitas Vorpahl-Allweins (3970) auf Platz zwei.

Seniorenvertreter in Köln-Nippes

Mit dem ebenfalls wiedergewählten Burkhard Pfingsthorn sowie den Neumitgliedern Anneliese Ulrich und Horst Peters bildet er für die nächsten fünf Jahre die Seniorenvertretung im Bezirk Nippes.

Was gab für Sie 2014 den Ausschlag, sich als Seniorenvertreter zu engagieren und zu kandidieren?

Schon im meiner Zeit als Bezirksvertreter und Fraktionsvorsitzender habe ich mich viel um die Belange von Seniorinnen und Senioren gekümmert, etwa mit dem Besuch der „Arbeitsgemeinschaft für Seniorinnen und Senioren für den Stadtbezirk Nippes“ und dem Einsatz für Barrierefreiheit. In meiner Zeit als Mandatsträger habe ich die Arbeit des damaligen Seniorenvertreters Hans-Peter Fiegen verfolgt. Was lag nach meinem Ausscheiden 2014 näher, als mich beim nächsten Mal selbst für die Seniorenvertretung zur Wahl zu stellen?

Welche Erfolge der Arbeit für Seniorinnen und Senioren sind Ihnen wichtig?

Bei meiner Tätigkeit halte ich mich ans Motto des Dichters Barthold Heinrich Brockes: „Nichts ist mir zu klein“. Denn kleine Dinge haben oft für Seniorinnen und Senioren eine große und belastende Wirkung – beispielsweise fehlende Bänke in Parks wie im Nordpark, Löcher auf Gehwegen, oder fehlende Handläufe an Treppen wie bis vor kurzem am Blücherpark-Kahnweiher, wo ich dafür sorgte, dass sie installiert wurden. Ein weiterer Fall war die falsche Ampelschaltung an der Wilhelm-Sollmann-Straße / Rambouxstraße, unweit des Heilig-Geist-Krankenhauses in Longerich. Dort wurde eine ältere Dame von einem Auto angefahren, was auch an der Signalisierung lag. Hier konnte ich erreichen, dass diese Gefahr umgehend beseitigt wurde.

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Herbert Clasen (rechts) und das Ehepaar Ursula und Franz Nürnberg am im vorigen Jahr erkämpften Handlauf im Blücherpark

Gibt es weitere spürbare Verbesserungen für Senioren im Bezirk?

Meinen Einsatz für eine barrierefreie Bahn-Haltestelle Scheibenstraße, wo es an den Bahnsteigen nur an jeweils einer Seite Rampen gibt und an der anderen zwei Treppenstufen – genau vor der Senioren-Wohnanlage „Phönix“ –, verbuche ich als Pyrrhussieg: Bei meinen vielen Vorstößen, dort eine Verbesserung für Rollator- und Rollstuhlfahrende sowie im Gehen Eingeschränkte zu erreichen, wurde ich vertröstet. 2021 bewegte sich die Verwaltung doch – allerdings wurde diese kleine Baumaßnahme in eine große integriert, nämlich die anstehende Sanierung eines ganzen Straßenabschnitts. Dass es deshalb nochmal fünf Jahre zusätzlich dauert, bis die Sanierung umgesetzt wird, ist unglaublich. Wohlgemerkt: Fünf Jahre für zwei mal zwei Stufen!

Senioren-Sprechstunde

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Im Nippeser Bezirksrathaus werden die Karten komplett neu gemischt. 

Zu ihrer turnusmäßigen Sprechstunde kommt die Seniorenvertretung jeden zweiten Donnerstag des Monats im Bezirksrathaus Nippes, Neusser Straße 450, zusammen. Von 10 bis 11.30 Uhr stehen die Mitglieder in Raum 210 für Gespräche, Fragen, Probleme und Anregungen aller Art zur Verfügung.Die nächste Sprechstunde ist also am Donnerstag, 10. Februar.Corona-bedingt kann der Zugang zum Bezirksrathaus gegenwärtig noch eingeschränkt sein; der Wachdienst am Eingang weiß aber über die Sprechstunde Bescheid. Alternativ ist die Seniorenvertretung zu dieser Zeit auch unter 221-95499 erreichbar, sowie rund um die Uhr per E-Mail. svk.nippes@stadt-koeln.de

Was muss sich sonst noch ändern in der Kölner Seniorenpolitik?

Allgemein ist ärgerlich, dass bei Anliegen von Seniorinnen und Senioren die Bearbeitungszeiten der Stadt viel zu lang sind. Oft wird man auf den Sankt Nimmerleinstag vertröstet. Anliegen von Senioren dringen bei der Verwaltung nicht durch. Und die Reparatur von Rolltreppen an U-Bahn-Haltestellen durch die KVB dauert gefühlt ewig. Apropos KVB: Das Aktiv-60-Ticket für Personen ab 60 Jahren ist mit 62 Euro monatlich fürs Kölner Stadtgebiet zu teuer und für viele unerschwinglich. Man muss nicht fordern, dass – wie in Ungarn – die Nutzung des ÖPNV kostenlos ist. Aber eine Halbierung des Betrags wäre angemessener. Und das Angebot von ISI-Sammeltaxen muss es für ganz Köln geben und nicht nur probeweise in Teilen von Nippes, Porz und der Innenstadt.

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Woran mangelt es Ihrer Ansicht nach sonst noch?

Die selbstständigen Senioren-Netzwerke müssten finanziell besser ausgestattet werden; so reichen die 1500 Euro pro Jahr und Netzwerk nicht aus. Ein weiteres Themenfeld ist das Wohnen: Für Senioren sind die Wohnungen oft zu groß, besonders wenn der Partner verstirbt. Ein Umzug in eine kleine, barrierefreie Wohnung scheitert oft an zu hohen Mieten – weil sie in ihren bestehenden Wohnungen durch Altverträge günstiger fahren. Hier müsste die Stadt Hilfeangebote einrichten. Und die sinnvollen präventiven Hausbesuche müssten bedarfsgerecht erweitert werden. Zu guter Letzt muss die Aufstellung von City-Toiletten flächendeckend und vor allem schneller erfolgen.

Wie seniorengerecht ist Nippes?

Nippes muss allgemein mehr Barrierefreiheit schaffen. So zum Beispiel: Nicht alle Zugänge zu den Bahnsteigen sind mit Fahrstühlen oder Rolltreppen ausgestattet. Die Bürgersteige sind oft zu eng, was durch das illegale Parken von PKW dort noch verstärkt wird, und sie müssen an mehr Stellen zu den Straßen abgesenkt werden, um die Querung insbesondere für Rollatoren zu erleichtern. Dies betrifft auch auf den Gehwegen abgestellte E-Scooter. Es müsste auch mehr Bänke in den Parkanlagen und in Straßen geben – und das nicht nur in der Nähe von Seniorenwohnanlagen.

Die gemeinsame Nutzung von Wegen durch Fahrräder und Fußgänger verängstigt oft Senioren – wie zum Beispiel am Niederländer Ufer in Riehl/Niehl oder an der Longericher Straße in Bilderstöckchen deutlich zu sehen ist. Leider ist die Verwaltung bei dieser Problematik nicht zu gewinnen. Gut sind zum Beispiel die beiden Fahrstühle im Bezirksrathaus, so dass man bequem zu den Sprechstunden der Seniorenvertretung gelangen kann.