Köln-Longerich – Die Diskussion dauerte mehr als zwei Stunden an, und die Stimmung der rund 180 Gäste in der restlos gefüllten Aula der Gesamtschule Nippes an der Paul-Humburg-Straße war geladen. Dort informierte die Stadt über den Fortschritt beim Neubau für diese Schule, der an der Ossietzkystraße entsteht – und die Auswirkungen auf den Verkehr.
Doch die Nachbarn fürchten, dass sich die Lage im Viertel weiter verschlechtert. „Wir fordern, dass die Longericher Straße ausgespart wird von Helikopter-Eltern, die ihre Kinder per Auto abliefern, Busverkehr und Schwertransportern“, fasste erzürnt eine Anwohnerin zusammen – und erntete Applaus. Vieles rund um die Schule bleibt strittig.
Linie 127 oder 121?
Welche Buslinie zur Ossietzkystraße fährt, ist offen. Stadt und KVB wollen die Linie 127 dorthin verlängern. Das kritisierten Nachbarn wegen der Fahrbahn-Abnutzung, Verkehr und Lärm massiv. Die Alternative wäre eine Stichfahrt der Linie 121 von der Robert-Perthel-Straße zur Schule und zurück. „Dafür müsste die KVB aber einen Zusatzbus auf dem Kurs einsetzen, für 300 000 Euro pro Jahr“, so Klaus Harzendorf, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehrstechnik.
Die Nachbarn schimpfen über zugeparkte Straßen, Wendemanöver und Staus rund um die Paul-Humburg-Straße. Abhilfe sollen absolute sowie eingeschränkte Halteverbote an kritischen Punkten schaffen. Die Ossietzkystraße wird entwidmet, der Schule zugeschlagen; dort werden 68 Parkplätze angelegt.
Eine radikale Lösung gegen Bring- und Abhol-Chaos wäre es, die Paul-Humburg-Straße zwischen Hansen- und Schlackstraße zur Einbahnstraße zu machen. Damit freundeten sich viele im Saal an. Doch Harzendorf warnte: „Die Einbahnstraße beträfe auch Anwohner, und das 365 Tage im Jahr: Ihre Wege durchs Veedel würden viel länger.“ Er versprach den Gästen, den Verkehr zählen zu lassen.
Damit der Verkehr zur Schule besser fließt, entstehen an Robert-Perthel-Straße/Longericher Straße und der Kreuzung Longericher/Etzel-/Ossietzkystraße Kreisel.
Schüler sollen 2018 in Schule einziehen können
Für zu Fuß gehende Schüler könnte der Parkweg zwischen Heilig-Geist-Klinik und Ossietzkystraße beleuchtet werden. „Der Bezirksvertretungs-Beschluss, die Etzelstraße zur Fahrradstraße zu machen, wird geprüft“, so Verkehrsplanerin Simone Heidemann.
Kritisch, weil schlecht einsehbar, seien die Einmündung von Hansen- und Lohmüllerstraße zur Paul-Humburg-Straße, darauf wies SPD-Bezirks-Fraktionschef Horst Baumann hin. Der Zusatzverkehr und geparkte Pkw verschlimmerten die Lage. „Wer von der Lohmüllerstraße links in die Paul-Humburg-Straße abbiegt, sieht nichts. Und wenn er etwas sieht, ist es zu spät.“ Dem will Harzendorf auf den Grund gehen.
Fast schon zur Nebenrolle geriet das Thema, wie es um den Schulbau an sich steht. Hier gab es gute Nachrichten: Es geht voran; der Einzug in der Ossietzkystraße ist fest auf Sommer 2018 terminiert. Der Baukörper besteht aus vier Etagen plus Souterrain, wo die Turnhalle Platz findet. „Momentan entsteht das erste Obergeschoss“, so Markus Gerhards von der Gebäudewirtschaft. Nach Bezug der Schule werden die Klassen-Container im Park entfernt, die Aufstellfläche renaturiert. An der Paul-Humburg-Straße wird dann eine neue Schule einziehen.
Eine Anwohner-Gruppe lädt am morgigen Mittwoch um 19.30 Uhr ins Generationenhaus an St. Bernhard, Christoph-Probst-Straße 1, ein. Dort will man weiter beraten.