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Obdachloser aus NippesEin Kunst-Festival für den verstorbenen Konstantin von Eckhardt

Lesezeit 3 Minuten

Am liebsten zeichnete von Eckhardt Häuserfassaden.

  1. Anfang Februar wurde der in Nippes bekannte Odbachlose Konstantin von Eckhardt tot in seiner Blockhütte aufgefunden.
  2. Das Viertel widmet dem „Maler von Nippes“ nun ein Kunstfestival.

Nippes – Eigentlich kannte ihn in Nippes jeder. Oft stand er im Garten von St. Marien am Baudriplatz an der Staffelei und zeichnete. Ein wohnungsloser Kauz, liebenswert und harmlos, dem die Pfarrgemeinde netterweise Asyl gewährt. So wirkte das Arrangement zumindest auf Außenstehende.

„Ich hatte immer nur Blickkontakt, gesprochen habe ich nie mit ihm“, sagt Dea Bohde, bildende Künstlerin. Ihr Atelier hat sie an der Florastraße.

Mit Michael Stockhausen, Kunsthistoriker an der Uni Bonn, hat Bohde ein dreitägiges Festival in Erinnerung an Konstantin von Eckhardt organisiert. Titel: „Ins Offene“. An diesem Wochenende Wochenende findet es in Nippes statt.

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Bespielt werden die Orte, an denen sich der alte Mann vorzugsweise aufhielt.

Eine öffentliche Person, im Stadtbild beinahe eine Institution, trotzdem ein Anonymus. Sein Name war nur den wenigsten Nippesern bekannt, niemand wusste etwas von seinem Vorleben. Er sprach nie über sich.

Sohn von Adenauers Bundespresseamtsleiter

Anfang Februar wurde er in seiner Blockhütte an St. Marien tot aufgefunden. Mit einem Schlag richtete sich der Scheinwerfer der Öffentlichkeit auf ihn. Der Wohnungslose hatte plötzlich einen Namen: Konstantin von Eckhardt. Ein Alter: 81. Und eine Biographie: Er war der jüngere Sohn von Felix von Eckhardt, dem Leiter des Bundespresseamtes unter Konrad Adenauer, hatte selbst Kunstgeschichte studiert.

Sein Tod weckte große Anteilnahme, am Baudriplatz wurden Blumen, Gedichte, Kerzen abgelegt. In der Mayerschen Buchhandlung, wo von Eckhardt oft lesend oder zeichnend seine Tage zubrachte, steht nach wie vor eine Gedenkkarte. Der Nachhall, den diese Aussteiger-Existenz posthum fand, habe sie so überrascht und auch berührt, berichten Bohde und Stockhausen, dass sie auf die Idee zu dem „Kulturparcours“ kamen.

Das Maskottchen des Malers

Die Orte, an denen Konstantin von Eckhardt Spuren hinterließ, können abgewandert werden. Geplant sind Performances, Ausstellungen, Vorträge. Als Hommage gedacht, ist das Event gleichzeitig so angelegt, dass es über den individuellen Fall hinausweist. Matthias Burchardt von der Uni Köln etwa referiert über Außenseitertum. „Wir wollen das Phänomen beleuchten“, sagt Stockhausen. „Wir haben kein Interesse, noch mehr biografische Details herauszufinden. Mich fasziniert, dass jemand, der im Viertel so bekannt war, gleichzeitig so unbekannt sein konnte.“ Von Eckhardt habe vor aller Augen als Eremit gelebt, sich auf seine Kunst konzentriert. Im Laufe der Jahre habe er sich dennoch ein Netzwerk von Unterstützern aufbauen können, trotz seines eher knorrigen Charakters.

Kein Strom, kein fließend Wasser

Der Grünen-Politiker Horst Thelen etwa bezahlte ihm den Strom. Bei anderen Anwohnern durfte er Wasser holen oder seine Wäsche waschen. „Ich frage mich, wie es möglich ist“, so Dea Bohde, „dass diese durchgetaktete Gesellschaft es duldet, dass jemand auf diese negierende Weise in ihrer Mitte lebt.“

Auf der Suche nach einer Antwort führte sie Video-Interviews mit sechs Personen, die mit von Eckhardt in Kontakt standen, darunter Buchhändlerin Kerstin Ternes und Anneliese Fikentscher von der Arbeiterfotografie, die vor Jahren Porträtfotos vom „Maler von Nippes“ machte – so nannte er sich selbst gern. Bohdes Interviewfilm wird bei der Eröffnung am morgigen Freitag um 19 Uhr auf dem Baudriplatz gezeigt.

Filmvorführung auf dem Baudriplatz

Michael Stockhausen und Dea Bohde laden zum Festival ein.

Das Festival beginnt am Freitag, 22. April, um 19 Uhr auf dem Baudriplatz. Anderntags ist Bohdes Interviewfilm erneut zu sehen, 20 Uhr im Bürgerzentrum, Turmstraße 3-5.

Am Samstag gibt es auch Vorträge von Matthias Burchardt (10 Uhr, Florastraße 65) und Saša Josifovic (16.30 Uhr, Mayersche). Um 21.30 Uhr findet eine Klangperformance in St. Marien statt.

Am Sonntag um 11 Uhr liest Bernt Hahn bei der Arbeiterfotografie, Merheimer Straße 107. Am Sonntag, 18 Uhr, ist das Abschlusskonzert in St. Marien. Außerdem ist an sechs Standorten Kunst ausgestellt.