Köln verwahrlost, findet die Oberbürgermeisterin. Es fehle an Kräften im Ordnungsdienst. Doch bewerben kann man sich zurzeit nicht.
Keine StellenangeboteWer sich beim Kölner Ordnungsamt bewerben will, wird enttäuscht

Das Ordnungsamt der Stadt Köln hat 60 offene Stellen, aber bewerben kann man sich nicht.
Copyright: Screenshot: Stadt Köln/Geisler
Wer gegen die Missstände im Kölner Stadtbild vorgehen will, brauche zweierlei, sagte Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Einen politischen Willen und dafür müssten alle Stellen im Ordnungsamt besetzt sein“. Doch die Stadt finde „nur schwer geeignete Mitarbeitende“ für ihre 60 offenen Stellen beim kommunalen Ordnungsdienst – folglich habe sie begrenzte Mittel, der Verwahrlosung Kölns, dem Dreck in der Stadt, wachsenden Müllbergen und vernachlässigten Plätzen etwas entgegenzusetzen.
Keine einzige Stellenausschreibung
Wer sich aber bei der Stadt Köln um eine der offenen Stellen beim Ordnungsamt bewerben möchte, wird enttäuscht. Auf der städtischen Website gibt es unter anderem Stellenangebote für Erzieherinnen und Erzieher, Pflegekräfte, als IT-Spezialist bei der Feuerwehr und Ingenieurin für die Ampelplanung beim Amt für Verkehrsmanagement („Sie erstellen und bearbeiten die grünen Wellen“). Aber es gibt keine einzige Stellenausschreibung für den Ordnungsdienst.

Das Ordnungsamt patrouilliert zum Start des Verweilverbots am Brüsseler Platz.
Copyright: Uwe Weiser
Auch Suchmaschinen und Bewerbungsportale helfen nicht weiter: Egal ob Indeed, Stepstone, Linkedin oder das landeseigene Angebot Karriere.NRW – zum Kölner Ordnungsdienst führt keiner dieser Pfade. Nur die von einer Wiesbadener Agentur betriebene Seite arbeiten-in-koeln.de scheint eine Lösung zu bieten. Dort ist eine am 14. März 2024 veröffentlichte Ausschreibung zu finden: „Ordnungsdienstmitarbeiter im Außendienst (m/w/d)“. Doch auch sie läuft ins Leere. Wer auf „Jetzt bewerben“ klickt, landet in einem Bewerbungsformular für eine Stelle als Oberarzt für Anästhesie im Großraum Bitburg.
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Wie kann das sein? Das hat der „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Stadt Köln gefragt. „Aktuell laufen gerade Auswahlgespräche von der letzten Bewerbungsphase“, schreibt daraufhin Henriette Rekers Pressesprecher Alexander Vogel. „Sobald die Auswahlgespräche abgeschlossen sind, werden die Bewerbungen wieder eröffnet für die nächste Auswahlrunde. Initiativbewerbungen sind aber natürlich jederzeit über die Internetseite möglich, auch ohne konkrete Stellenanzeige.“
Stadt Köln verzichtet auf Dauerausschreibung
Auf eine Dauerausschreibung verzichtet die Stadt Köln trotz des immensen Bedarfs an geeigneten Kräften. Genau darauf setzt aber beispielsweise die Stadt Düsseldorf, die alle Stellen im Ordnungsdienst besetzt hat und den Bedarf sogar übererfüllt. 224 von 221 Planstellen seien derzeit besetzt, teilte die Düsseldorfer Verwaltung vergangene Woche dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit – und das, obwohl die Kriterien zum Beispiel bei Quereinsteigern höher sind als jene der Stadt Köln.

Mitarbeiter des Kölner Ordnungsdienstes während der Evakuierung rund um das Gelände des Krankenhaus Merheim im Oktober 2024.
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„Aufgrund des sechsmonatigen Einarbeitungsprogramms zu Beginn der Einstellung werden die offenen Stellen zweimal jährlich in Form von zeitlich begrenzten Ausschreibungen beworben“, schreibt Stadtsprecherin Simone Winkelhog auf Nachfrage dieser Zeitung. „Das Einarbeitungsprogramm setzt sich aus praktischen und theoretischen Bestandteilen sowie Hospitationen in verschiedenen Aufgaben zusammen. Vor diesem Hintergrund würden sich bei einer Dauerausschreibung unter Umständen lange Wartezeiten für Bewerberinnen und Bewerber ergeben.“
Die letzte Stellenausschreibung sei am 7. Oktober online gegangen, schreibt Winkelhog – und war bis Anfang Dezember nicht einmal zwei Monate abrufbar.
Die Sprecherin führt zudem aus, warum sich die Auswahlverfahren einige Zeit hinziehen können. Das hänge von Faktoren wie der Anzahl der Bewerbungen ab, aber auch von der zeitlichen Verfügbarkeit beteiligter Gremien wie Personalstelle und Personalvertretung, Gleichstellungsbeauftragte und anderen. „Die Weihnachtsferien haben im aktuellen Besetzungsverfahren ebenfalls zu einer spürbaren Verzögerung geführt“, schreibt Winkelhog und bekundet: „Aktuell hinterfragt das Ordnungsamt den gesamten Prozessablauf, mit dem Ziel, die Bewerberakquise zielgerichteter und zeitlich effizienter zu gestalten.“
Wie viele neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der aktuellen Runde für einen der 60 offenen Jobs infrage kommen, sei derweil noch unklar. Derzeit fänden noch abschließende Auswahlgespräche statt. Die Erwartungen von Kölnerinnen und Kölnern bei einer Initiativbewerbung dämpft Winkelhog zudem: Eine solche sei „gegebenenfalls mit einer längeren Wartezeit für Interessentinnen und Interessenten verbunden“.