Wahn – Kulissenentwürfe für die großen Bühnen Europas, Schriftstücke und Notizen, die anf Herausforderungen, Triumphe und Skandale aus der Theaterwelt erinnern, Figuren und Requisiten, die durch langen Gebrauch Patina haben und dennoch stets frisch zum Bühnenleben erweckt werden können - dies und vieles mehr beherbergt die einzigartige Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität zu Köln im Schloss Wahn, Burgallee.
1919 vom Kölner Gelehrten Carl Nießen als Lehrsammlung für das neue Fach Theaterwissenschaft an der soeben wiedereröffneten Uni Köln begründet, ist das Forschungs- und Dokumentationszentrum jetzt eines der größten Archive dieser Art in Europa. Meist steht die Sammlung nur den Lehrenden und Studierenden offen – umso größer ist stets das Interesse, wenn die Öffentlichkeit die Schätze bei Tagen der offenen Tür sehen und in die Theaterwelt hinter den Kulissen eintauchen darf.
100-jähriges Bestehen der Sammlung
Die Theaterwissenschaftliche Sammlung feiert jetzt ihr 100-jähriges Bestehen mit einem informativen und unterhaltsamen Programm. Die Sammlung in den Räumen des von Eltz’schen Schlosses, die als einzigartige Wunder- und Schatzkammer gilt, präsentiert eine Ausstellung mit Besonderheiten aus der langen Geschichte zunächst am Sonntag, 24. November, für Mitglieder im Verein der Freunde und Förderer.
Am Sonntag, 1. Dezember (1. Advent) sind beim Tag der offenen Tür ab 10.30 Uhr alle willkommen, die Ausstellung zu besichtigen und um 11 oder 13 Uhr an Führungen teilzunehmen. Für Kinder ab sieben Jahren wird um 12.30 und 15 Uhr das Papiertheater-Stück „Willibald kehrt zurück“ gespielt. Es geht um Mäuse, die vor einer Gefahr fliehen – zuweilen sogar aus dem Theaterkasten hinaus. Das Stück von Eric Poirier (Théatre de Table) wird als politisch brisant und hochaktuell beschrieben.
Jürgen Flimm zu Gast
Die Gesprächsreihe „Fokus Regie“ bietet nachmittags Gelegenheit, mit prominenten Gästen über das Theater vor allem in Köln seit den 1970er Jahren zu sprechen –aus der Perspektive der Theatermachenden. Um 12 Uhr ist der aktuelle Schauspiel-Intendant Stefan Bachmann zu Gast, um 14 Uhr Jürgen Flimm (Intendant von 1979 bis 1985) und um 16 Uhr Hansgünther Heyme ( von 1968 bis 1979).
Am Donnerstag, 5.Dezember, 17 Uhr, treffen im Schloss drei der bisher nur fünf Direktoren der 100 Jahre alten Theaterwissenschaftlichen Sammlung zusammen. Prof. Peter W. Marx (Direktor seit 2012) , Prof. Elmar Buck (von 1979 bis 2011) und Prof. Günther Erken (1971 bis 1978) blicken auf fast fünf Jahrzehnte zurück und lassen Gäste am Nachdenken über die Zukunft dieser Gedächtnis-Institution teilhaben. Dabei dürften spannende Sammlungs- und Institutsgeschichten zur Sprache kommen. Am Sonntag, 8. Dezember, ab 10.30 Uhr ist erneut ein Tag der offenen Tür im Schloss, wieder mit Führungen um 11 und um 13 Uhr und mit Theater für Menschen ab sieben Jahren. Um 12.30 und um 15 Uhr gibt das türkische Schattentheater Karagöz von Ali und Erhan Köken Einblicke in die 500 Jahre alte Tradition des nach seiner Hauptfigur Karagöz benannten Theaters.
Diskussionen mit Theatermachern
Auch an diesem Tag wird die Gesprächsreihe fortgesetzt. Unter dem Leitwort „Fokus Spielräume“ widmen sich die Diskussionen dem Theater als Raumkunst. Die Räume, die bespielt werden, müssen meist erschaffen und oft erobert werden, heißt es in der Einladung. Aus unterschiedlichen Perspektiven werden die Raummöglichkeiten und -grenzen des Theaters beleuchtet. Im Gespräch sind um 14 Uhr Peter Pabst, Bühnen - und Kostümbildner unter anderem für Pina Bausch, und um 16 Uhr Norbert Kentrup, Begründer der Bremer Shakespeare Company.
Zum Jubiläum erscheint das Arbeitsbuch „Dokumente, Pläne, Traumreste. 100 Jahre Theaterwissenschaftliche Sammlung“, herausgegeben von Peter W. Marx.