Umfangreiche Arbeiten der Rhein-Energie führen derzeit zu erheblichen Problemen. Anwohnerinnen und Anwohner fordern eine Verbesserung der Verkehrssituation.
Petition gegen Verkehrschaos in Köln-Urbach„Muss das erste Kind tot gefahren werden, damit sich was tut?“
Abgebrochene Spiegel, volle Straßen, Beleidigungen, zu schnelles Tempo, Sorge um die Sicherheit der Kinder – die Liste der Beschwerden ist lang. Knapp 90 Anwohnerinnen und Anwohner der Gronaustraße und des Mühlenwegs haben sie unterzeichnet. Adressat ist das Ordnungsamt Köln. Ziel ist es, die Verkehrssituation in den beiden Straßen zu verbessern.
Die hat sich durch die teilweise Vollsperrung der Waldstraße verschlimmert. Hier verlegt die Rhein-Energie neue Stromkabel. Arbeiten, die im November begonnen haben und, wie berichtet, schon zu Beginn für großen Unmut bei Bürgerinnen und Bürgern gesorgt haben. So sehr, dass die Rhein-Energie umgeplant hat.
Im ersten Bauabschnitt arbeitet der Energieversorger zwischen dem Haus mit der Adresse Waldstraße 17 und dem Mühlenweg. Dies sei ein „kritischer Punkt“, sagt ein Sprecher der Rhein-Energie. Mit dem Kabel müsse von der einen auf die andere Straßenseite gewechselt werden. Das habe damit zu tun, dass noch andere Kabel und Rohre in dem Bereich unter der Erde liegen.
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Anwohnerinnen und Anwohner dürfen erst nach 17 Uhr wieder bis vor ihr Haus oder ihre Wohnung fahren
Für die Zeit von 17 Uhr bis 7 Uhr morgens ist die Waldstraße nun in dem Bereich als Einbahnstraße in Fahrtrichtung Grengel geöffnet. Außerhalb dieses Zeitfensters ist die Waldstraße weiterhin für den Verkehr komplett gesperrt. Das heißt, wenn Anwohnerinnen und Anwohner vor 7 Uhr morgens mit ihrem Auto wegfahren, kommen sie mit dem Pkw erst nach 17 Uhr wieder bis zu ihrem Haus oder zu ihrer Wohnung.
Während des ersten Bauabschnitts kann die Waldstraße bis zur Baustelle ab Hausnummer 17 befahren werden. Eine Einfahrt ist allerdings nur von der Frankfurter Straße aus Wahn kommend über den Rechtsabbieger möglich. Aus Richtung Eil oder Urbach-Zentrum können Autofahrer nicht in die Waldstraße einbiegen. Umleitungen sind entsprechend ausgeschildert.
Doch der Verkehr sucht sich seinen eigenen Weg und der führt über die Gronaustraße. Die sei seitdem zu einer Hauptstraße geworden, sagt Anwohnerin Nicole Schuh. „Es ist ein Wahnsinn, was hier morgens kurz nach 7 Uhr los ist.“ Manchmal sei der Verkehr so dicht, dass sie aus ihrer eigenen Ausfahrt kaum rauskommt. Nimmt die Verkehrsdichte zu den Hauptverkehrszeiten morgens und nachmittags ab, werde stattdessen gerast.
Anwohnerinnen und Anwohner fühlen sich von der Stadt Köln alleingelassen
Die Anwohnerinnen und Anwohner fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen. Als Antwort auf die Unterschriftenliste heißt es beim Amt für Verkehrsmanagement, das für die Verkehrsführung zuständig ist, dass die Gronaustraße als Gemeindestraße ohne Einschränkungen klassifiziert ist. Das heißt, dass jeder Verkehrsteilnehmerin und jede Verkehrsteilnehmerin diese auch zunächst nutzen kann.
Einschränkungen, wie von den Menschen vor Ort vorgeschlagen, „sind nach der Straßenverkehrsordnung nicht zulässig“. Eine Nutzung nur für Anlieger sei nicht möglich. Laut der Antwort des zuständigen Amtes sei die Polizei in Kenntnis gesetzt. „Diese wird den Vorgang an den Verkehrsdienst der örtlichen Polizeidienststelle weiterleiten, damit im Rahmen der personellen Möglichkeiten Kontrollen durchgeführt werden.“
Auch sei der Ordnungs- und Verkehrsdienst informiert, der ebenfalls für Geschwindigkeitsüberwachungen zuständig sei und mögliche Parkverstöße, beispielsweise in Eckbereichen oder an Engstellen ahndet. Doch wirklich getan habe sich nach einem Monat Baustelle nicht wirklich etwas. „Muss denn erst das erste Kind tot gefahren werden, damit sich was tut“, schimpft Bernhard Grohe.
Bauarbeiten sind laut Rhein-Energie „alternativlos notwendig“
Mit der Antwort der Verwaltung wollen sich die Anwohnerinnen und Anwohner nicht zufriedengeben. Das Amt verweist auf die Notwendigkeit der Baumaßnahme in der Waldstraße. Sie diene der Versorgungssicherheit des gesamten Stadtbezirks. Die Rhein-Energie modernisiert den Hauptversorgungsring für Strom im Kölner Süden.
Dazu verlegt das Unternehmen im Stadtbezirk Porz mehrere neue Stromkabel. Die Arbeiten erstrecken sich vom Umspannwerk „Am Schwarzen Weg“ in Gremberghoven in mehreren Bauabschnitten bis zum Umspannwerk am Flughafen Köln-Bonn. Dadurch gibt es an vielen Stellen im Bezirk Baustellen. Insofern seien die Arbeiten „alternativlos notwendig“.
Seitens der Rhein-Energie heißt es, dass die Arbeiten voll im Zeitplan liegen. Das sei zwar schön, so die Meinung der Anwohnerinnen und Anwohner, ändere jedoch nichts an der prekären Verkehrssituation. Deswegen haben sie in ihren Unterschriftenlisten eine Frist zur Verbesserung der Situation bis zum Donnerstag, 22. Dezember, gesetzt. Sollte sich dann nichts getan haben, wollen sie sich direkt an Oberbürgermeisterin Henriette Reker wenden.
SPD-Politiker will Vorschlag einer Einbahnstraße prüfen
Von der Situation vor Ort ein Bild hat sich kurzfristig Christian Joisten, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion, mit weiteren Vertretern der Sozialdemokraten gemacht. Zusammen mit einigen Anwohnerinnen und Anwohner diskutierten sie auch deren Vorschlag, die Gronaustraße vorübergehend zur Einbahnstraße zu machen. Dadurch verliere die Straße an „Attraktivität“, um sie als Schleichweg zu nutzen, so die Meinung von Schuh, Grohe und Co. Ein Punkt, den Joisten weiterverfolgen will.