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Angst vor RennstreckeWohin mit den Radlern auf dem Porzer Rheinboulevard?

Lesezeit 4 Minuten
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Wasserspiele und ein  Foodtruck sind Möglichkeiten, die Fläche vor der historischen Treppe am Rheinufer vor dem Porzer Rathaus attraktiver zu gestalten. 

Porz – Mehr Sitzgelegenheiten, Sonnenliegen, Sitzstufen, Wasserspiel, Skulptur und vieles mehr – im Jugend- und Gemeinschaftszentrum Glashütte präsentierten Stefanie Esser und Frank Flor von der Club L94 Landschaftsarchitekten GmbH ihre Ideen, wie der Rheinboulevard in Porz-Mitte künftig aussehen könnte. Flor betonte dabei, dass es sich um einen Vorentwurf handelt. „Das sind erste Entwürfe, in denen wir die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger aus der Öffentlichkeitsbeteiligung eingearbeitet haben“, so Geschäftsführer Flor. Im Klartext heißt das: In Stein gemeißelt ist da noch nichts.Und das ist auch gut so, finden einige der Anwesenden, die der Präsentation folgen. Besonders der Punkt Radverkehr im Bereich der denkmalgeschützten Lindenallee birgt weiterhin Diskussionsstoff. Denn Radlerinnen und Radler sowie Fußgängerinnen und Fußgänger teilen sich den schmalen Leinpfad. Das birgt besonders bei schönem Wetter eine Menge Konfliktpotenzial. Schnelle Räder und Fußverkehr – das passt nicht immer gut zusammen.

Brenzlige Situationen vermeiden

Deswegen hatten einige Bürgerinnen und Bürger schon im Vorfeld dafür plädiert, dass im Bereich der Kopflinden der Radverkehr künftig oberhalb am Bezirksrathaus vorbeigeführt werden soll. Damit wäre sichergestellt, dass zumindest im Bereich der Lindenallee nicht zu brenzligen Situationen der verschiedenen Verkehrsteilnehmer kommt.

Die Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer über das Hochufer zu führen, sei allerdings mit erheblichen Aufwand verbunden, sagte Stefanie Esser. So müssten die bestehenden Rampen umgebaut werden. Sie müssten verbreitert werden und dürften nur ein Gefälle von maximal sechs Prozent haben, so Esser. Um das zu realisieren sei auf einer Länge von rund 200 Metern ein „riesiger Eingriff im Böschungsbereich nötig“. Das wiederum sei mit Kosten, Zeitaufwand und Genehmigungsverfahren verbunden.

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Soll der Radverkehr auf Höhe des Bezirksrathauses künftig oberhalb des Rheinufers verlaufen? Das ist  eine der Fragen, die diskutiert wird. 

Denn die Böschung sei Landschaftsschutzbereich. Positiv hingegen wäre bei der Variante, dass der Radverkehr besser an die Porzer Innenstadt angebunden würde. Ein Punkt, der den Planern eigentlich sehr wichtig ist. „Die Stadt muss stärker an den Rhein angebunden werden“, sagte Frank Flor, dessen Team das Projekt Aufwertung des Porzer Rheinufers als „Tor zum Rhein“ ansieht.

Sind die Radler bald noch schneller unterwegs?

Trotzdem favorisieren die von der Stadt beauftragten Landschaftsarchitekten beim Thema Radverkehr eine andere andere Lösung. Und die sieht so aus, dass im Bereich der Lindenallee der Weg für Fuß- und Radverkehr auf vier Meter verbreitert wird. Das wäre aus der Sicht der Landschaftsarchitekten eine Verbesserung, die auch schnell zu realisieren sei, da auch der Eingriff in den Landschaftsschutzbereich „weitaus geringer ausfällt“, als bei der anderen Variante. Doch gerade die Verbreiterung führe dazu, dass einige Radlerinnen und Radler dann mit nochmehr Tempo durch diesen Bereich fahren könnten. Besonders, wenn auch noch der Weg mit neuen Platten verbessert würde. In eventuelle Tempolimits, die künftig in dem Bereich gelten könnten, haben die Bürgerinnen und Bürger wenig Vertrauen. Genauso wenig, dass sich etwas ändern würde, wenn der Bereich als Fußgängerzone erklärt würde. Andere wiederum fanden, dass der Platz ausreiche, aber es Möglichkeiten geben muss, dass die Geschwindigkeit des Radverkehrs „gebremst“ wird.

Sorge wegen Hochwasser

Feste Gastronomiebetriebe, die im Bereich der Lindenallee künftig Gäste versorgen könnten, sind nicht möglich. Das hat mit dem Thema Hochwasser zu tun. Tritt das Wasser über das Ufer, macht ein fester Gastronomiebetrieb dort keinen Sinn. Das heißt aber nicht, dass das Thema Gastro am Rheinboulevard ad acta gelegt ist. Zeitlich begrenzte Angebote wie beispielsweise ein sogenannter Food-Truck seien möglich, so Landschaftsarchitekt Flor. Auch könnte zum Beispiel ein Restaurant wie das „Rheinblick“ in einem Teilbereich der Lindenallee ein Angebot aufziehen.

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In Kleingruppen hatten die Bürgerinnen und Bürger bei der Veranstaltung die Möglichkeit, weitere Themen anzusprechen, die später zusammenfassend allen Anwesenden vorgetragen wurden. So müsse es ausreichend Möglichkeiten geben, Müll zu entsorgen. Das Thema Toiletten wurde angesprochen, wie auch der Eingriff in die Natur durch bauliche Veränderungen. Hier wurde plädiert, dass es sogenannte Ausgleichsmaßnahmen vor Ort geben soll.

Die Anregungen, Kritik und Vorschläge sollen nun in den weiteren Planungsprozess mit einfließen. Der Entwurf soll dann Anfang 2023 fertiggestellt sein. Anschließend werden ein Baubeschluss eingeholt sowie Anträge zu Fördermittel des Landes gestellt.

Knapp fünf Millionen Euro

Werden die Fördermittel bewilligt, könnte in 2024 die Vergabe und der Baubeginn erfolgen. 2026 – so der Stand der jetzigen Planung – könnte die Aufwertung des Rheinboulevards fertig sein. Der wiederum ist Teil des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) Porz-Mitte, mit dem das Ziel verfolgt wird, das Bezirkszentrum attraktiver zu gestalten. Für die Aufwertung des Rheinboulevards sind Kosten von rund 4,92 Millionen Euro kalkuliert.