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Viefältige AngebotePorz hat dem restlichen Köln mehr zu bieten als mancher vermutet

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Rhein Porz

Der Blick vom Porzer Rheinboulevard reicht bis zum Dom.

Köln-Porz – Eine Attraktion am Rheinufer hat in den vergangenen Monaten ein neues Licht auf Porz geworfen. Das Rathaus wurde mit Einbruch der Dunkelheit bis in die Nacht hinein beleuchtet, abwechselnd in den Farben Rot, Blau, Grün und Violett. Eigentlich nur als stimmungsvolle Adventsaktion gedacht, soll das Farbenspiel – eine Idee von Bezirksbürgermeisterin Sabine Stiller – zur Dauereinrichtung werden, derzeit werden Sponsoren gesucht. Denn die schicke Kulisse weckt weithin sichtbar Aufmerksamkeit. Und die kann der Bezirk durchaus gebrauchen, um seine Stärken ins richtige Licht zu setzen.

Zum einen hat Porz dem restlichen Köln mehr zu bieten als mancher vermutet. Vor allem durch sein überdurchschnittlich reichhaltiges Angebot an Naherholungs- und Naturerlebnisgebieten, vom Mitmach- und Lernangebot rund um Gut Leidenhausen über die Wahner Heide bis zur malerischen Freizeitinsel Groov in Zündorf.

Porzer wünschen sich mehr Zuwendung von der Stadt

Zum anderen wünschen sich viele aus der Bürgerschaft des flächenmäßig größten der Kölner Bezirke mehr Zuwendung von der Stadt. Vor allem auf die Lösung der großen Verkehrsprobleme als Korridor zwischen Rhein-Sieg-Kreis und Kölner Innenstadt durch eine Umgehungsstraße und die Verlängerung der Linie 7 wartet man seit Jahrzehnten. Porz sei „das Sparschwein der Stadt“ zürnte jüngst gar das Bündnis Porz Mitte, als es mal wieder um die Revitalisierung der Innenstadt ging. Da war gerade bekannt geworden, dass die Verwaltung wohl eine seit langem versprochene Fläche für einen Stadtgarten doch lieber zubauen lassen will.

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Ob die Porzer mehr oder weniger als die anderen Kölner jammern, sei dahingestellt. Ein gewisses Selbstbewusstsein hat sich der Bezirk mit seinen nach jüngster Zählung rund 114.000 Einwohnern ganz gewiss erhalten, nachdem die Stadt Porz 1975 nach Köln eingemeindet worden war. Große, manche sagen sogar größenwahnsinnige Pläne von einer modernen Stadt mit eigener Skyline am Rhein und mehr als 250.000 Einwohnern gleich gegenüber der Metropole Köln – man sprach schon vom „Klein-Chicago“ – mussten damals begraben werden. Das Fundament für eines der vorgesehenen Hochhäuser nah am Fluss ist heute noch in der Brücke über die hässliche Schneise Hauptstraße zu finden. Die Überführung ist damals so massiv gebaut worden, dass sie jetzt nicht ohne weiteres abgerissen werden kann.

Porzer Zentrum soll attraktiver werden

Drumherum wird derzeit die Neue Porzer Mitte errichtet. Knapp 50 Jahre nach der Eingemeindung soll der Bezirk ein attraktives Zentrum bekommen. Das Vorhaben holpert noch. Drei große Geschäfts- und Wohnhäuser wachsen zwar in die Höhe. Doch das gewünschte Geflecht aus Flanier- und Einkaufsmeilen kommt nicht so gut wie erhofft voran. „In Porz muss man für alles kämpfen“, sagt Simin Fakhim-Haschemi, Sprecherin der Vernetzung der Porzer Bürgervereine. Dieser Zusammenschluss aus den Bürgervereinen fast aller 16 Porzer Ortsteile sucht in Köln seinesgleichen. Die „Vernetzung“ kümmert sich professionell um vieles, was sonst liegen bliebe und unterstützt Politik und Verwaltung bei Vorhaben, von der Planung für die ersehnte Umgehungsstraße bis zum gastronomischen Ausbau des Rheinboulevards.

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Auf den sind die Porzer richtig stolz. Mit der prächtigen Lindenallee, dem historischen Rathaus und der Kirche St. Josef zählt dieser Uferabschnitt zu den schönsten Flecken Kölns. Ebenso wie das kleine Künstlerdörfchen an der Zündorfer Freizeitinsel, die Westhovener Aue und das – allerdings nicht öffentlich zugängliche – Wahner Schloss. Mit all diesen Glanzlichtern und seiner reichhaltigen Natur ist Porz ein erstklassiges Ziel für einen Besuch am Tag. Fürs Ausgehen, für die Nacht ist man – abgesehen von durchaus empfehlenswerten Restaurants und einem ordentlichen Angebot an Kabarett und Konzerten – anderswo besser bedient. Zum Beispiel weiter oben auf der Schäl Sick, in Mülheim, und natürlich jenseits des Rheins im coolen Ehrenfeld und in der alternativen Südstadt.

Verkehr in Köln-Porz

Die Hauptstraße in Porz

Nicht ganz im Trend der Kölner Hip-Viertel sind die Porzer übrigens auch politisch. Bei der Kommunalwahl 2020 konnte sich die CDU wieder gegen die Sozialdemokraten durchsetzen, doch die Grünen haben auch in Porz aufgeholt.

Wollen die Porzer wirklich am liebsten wieder raus aus Köln? Im Rest der Stadt hat so mancher den Eindruck. Klare Antwort – Nein! Fragt man die Porzer einmal danach, so hat es den Anschein, sie dächten tatsächlich, dass sie vor allem richtige Kölner seien. Doch irgendetwas vom alten Geist hat überlebt, obwohl die meisten heutigen Bewohner jene Zeiten gar nicht mehr erlebt haben. Ob es zum Konzert ins E-Werk geht, zum Einkaufen in die Schildergasse oder zum Kneipenbummel rund um die Venloer Straße, wir Porzer sagen dann gern immer noch: „Ich fahr heute nach Köln.“

Verkehr in Porz

Fastelovends Plätzchen

Eine starke Porzerin: das Denkmal der Strandbads Marie.

Der Ausbau der Linie 7 nach Süden in Richtung Rhein-Sieg-Kreis ist vom Verkehrsausschuss des Landes in den ÖPNV-Bedarfsplan aufgenommen worden. Sollte das Projekt nach jahrzehntelangem Kampf also endlich realisiert werden? Die Chancen stehen gut. Es wird aber noch Jahre brauchen bis zur Umsetzung, inklusive der auch im Plan aufgenommenen Rheinbrücke für die Stadtbahnlinie sowie Rad- und Fußgänger bei den Nachbarn im Rhein-Sieg-Kreis. Sollen die Menschen mehr auf den ÖPNV umsteigen, muss der gestärkt werden. Da reicht eine Verlängerung der Linie 7 nicht aus, damit der Verkehr auf den Straßen weniger wird. Das Rad als Alternative? Guter Gedanke, doch muss auch hier die Infrastruktur stimmen. Die Pläne, die Kölner Straße und Hauptstraße auf zwei Kilometern in beiden Fahrtrichtungen für Radlerinnen und Radler attraktiver zu machen und dafür Radfahrstreifen anstelle von Kfz-Fahrstreifen anzulegen, sind ein Anfang. Doch sind die Wege in einem Außenbezirk wie Porz anders als in der Innenstadt.

Deswegen heißt es weiterhin, Möglichkeiten zu finden, wie der Autoverkehr in Porz entlastet werden kann. Die alte Diskussion um eine Umgehungsstraße Zündorf ist immer noch aktuell. Nötig ist sie. Hauptstraße und Schmittgasse stoßen in Spitzenzeiten an ihre Grenzen. Die Autobahnquerspange (A553) zwischen A59 und A555 ist ebenfalls ein heiß diskutiertes Thema.

Vereine in Porz

GGS Hauptstraße

Eines der Gebäude, die vom Berufskolleg genutzt werden.

Bürgervereine, Sportvereine, Karnevalsvereine und viele mehr – die Vereinsdichte in Porz ist riesig. Jeder bisherige Bezirksbürgermeister und die amtierende Bezirksbürgermeisterin sind stets voll des Lobes. Und das zu Recht. Denn die Vereine sind wichtig für das gesellschaftliche, soziale und politische Leben im Bezirk 7. Saubermachaktionen, Spenden sammeln für Kinder- und Jugendeinrichtungen, Finanzierung von Spielplätzen und Trimm-Dich-Stationen, und derzeit in der Pandemie auch Impfaktionen – die Vereine sorgen dafür, dass ihre Veedel attraktiver werden und die Menschen mehr zusammenrücken.

Die Inklusions-Fußballmannschaften der Spielvereinigung Wahn-Grengel und Germania Zündorf zeigen deutlich, dass Menschen mit Behinderungen Teil einer Gemeinschaft sind. Solche guten Beispiele sorgen langsam, aber sicher für Nachahmer. Porzer Vereine prägen aber auch die Kulturlandschaft. Ohne den Kulturverein Zündorfer Klosterkapelle oder den Förderverein Kirchenmusik in Porz zum Beispiel würde eine Vielzahl von Veranstaltungen im Bezirk fehlen.

Die fünfte Jahreszeit ist in Porz immer eine Besondere. Der Porzer Fasteleer hat sich seine Eigenständigkeit bewahrt und ist in Köln einzigartig. Eine Symbolfigur dafür, in Bronze gegossen, steht mitten in Porz, auf dem „Karnevalsplätzchen“, die „Strandbads Marie“ – Gastronomin Marie Hollstein (1919 –2002) setzte sich energisch fürs Porzer Brauchtum und vor allem die Frauen darin ein.

Doch der Karneval ist nur ein Teil des großen Vereinsengagements. Ob Karnevalisten, Schützen, Sport- oder Kulturvereine – man hilft sich gegenseitig. Das zeigen beispielsweise gemeinsame Aktionen für Institutionen wie das Hospiz in Urbach. „In Porz ist doch nichts los“, diesem Satz, oft gehört, kann nicht zugestimmt werden. Wer sich das Vereinsleben in Porz anschaut, kann in vielen Bereichen fündig werden. Einfach mal vorbeischauen.

Schulen in Porz

Porz Stadtpanorama

Blick von der Wahner Heide auf das Kölner Stadtpanorama.

Erweiterungsbauten für zwei Schulen in Poll, eine neu gebaute Grundschule in Gremberghoven, die bald bezogen werden soll – diesen guten Nachrichten stehen marode Turnhallen, ein geschlossenes Lehrschwimmbecken und Schulen, die aus allen Nähten platzen, gegenüber. Neue Standorte für Grundschulen oder eine zweite Gesamtschule werden gesucht. Und wenn sie gefunden sind, dauert es seine Zeit. Wie Abriss und Neubau der Grundschule Hauptstraße in Porz-Mitte.

Mit Beginn des Schuljahres 2021/2022 ist sie in sogenannten Modulbauten auf demselben Grundstück ausgelagert. Was, so heißt es seitens der Stadt, „den zeitlichen Druck genommen hat“. Dieser Satz sagt einiges aus. Ein Trauerspiel ist auch die seit Jahren beschlossene Verlagerung des Berufskollegs nach Deutz. Ein Umzug ist noch in weiter Ferne. Die Verlagerung sei bis 2030 voraussichtlich nicht abgeschlossen, hatte die Verwaltung jüngst durchblicken lassen. Zuletzt waren Teile der Deckenplatten in den Klassenräumen herabgefallen.

Ausflugsziele in Porz

Rhein Porz

Der Blick vom Porzer Rheinboulevard reicht bis zum Dom.

Weite landwirtschaftliche Flächen vor der Kulisse des Siebengebirges im Süden. Das schmuck gewundene Wasserband des Rheins mit seinem schönen Ufer im Westen, das sich in Zündorf zur Groov verbreitert. Und zum Norden hin das verwunschene Gremberger Wäldchen und die Westhovener Auen. So ist Porz von natürlichem und von menschengepflegtem Grün umgeben. Die Menschen im Stadtbezirk haben es wirklich nicht weit, wenn sie zu Fuß oder mit dem Rad die städtische Umgebung hinter sich lassen wollen. Naherholung ist hier wörtlich zu nehmen. Dem politischen Willen weit vorausdenkender Planer ist es zu verdanken, dass Porz über Besonderheiten wie die ausgedehnten Erholungsanlagen rund um das einstige Rittergut Leidenhausen und die vielfältig nutzbare ehemalige Rheininsel Groov verfügt.

Doch es sind engagierte Bürgerinnen und Bürger, die diesen Kleinodien zu dauerhaftem Glanz verhelfen. Ohne die vielen Freiwilligen, die aus den rege genutzten Spiel- und Sportanlagen oder von Spazierwegen immer wieder Unrat entfernen und die aufwendige Pflege übernehmen, wären beide Wohlfühlorte gewiss nicht so präsentabel. Weil die Groov mit ihrem pittoresken Markt und den angrenzenden Gässchen für jedermann per Rad, Bahn oder über die Fähre so gut zu erreichen ist, wurde sie längst auch für Besucher aus dem Linksrheinischen zum grünen Wohnzimmer. Gut Leidenhausen samt Umweltbildungszentrum, Haus des Waldes und Waldschule, Obstmuseum, Greifvogelschutzstation, Wildgehegen und attraktivem Veranstaltungsprogramm leistet Unschätzbares. Hier können Gäste jeden Alters lebenspraktisch und unterhaltsam mit der Natur in Kontakt kommen.

Für viele ist das Heideportal Leidenhausen wirklich eine Tür. Sie öffnet sich zur Bewahrung der besonders schützenswerten Wahner Heide. Diese Kultur-Landschaft mit seltenen Tier- und Pflanzenarten wird militärisch inzwischen kaum noch genutzt. Der betriebsame Köln-Bonner Flughafen aber ist ein Platz fordernder Heide-Anrainer. Das gilt ebenso für das als Wissenschafts-Leuchtturm geschätzte Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das zuweilen auch der Porzer und Kölner Nachbarschaft Einblick in die spannenden Forschungsprojekte gewährt.

Bauen in Porz

Die Neue Porzer Mitte ist das prominenteste Neubauprojekt in Porz. Gebaut wird natürlich an mehreren Ecken: Poller Damm, südlich der Friedensstraße in Elsdorf, am Wahner Bahnhof, an der Steinstraße, Ecke Hohenstaufenstraße in Gremberghoven. Schafft das die Kanalisation? Welche Auswirkungen hat das auf den Verkehr? Welche Infrastruktur ist nötig? Die Politik sowie Bürgerinnen und Bürger machen sich da so ihre Gedanken. Genauso wie bei den Mega-Projekten, vor allem Zündorf-Süd, bei dem weit über 2000 Wohneinheiten im Raum stehen. Ein Projekt, das Auswirkungen auf ganz Köln haben wird, wenn nicht verantwortungsvoll geplant wird.

Frischluftschneisen sind nun einmal nötig. Werden sie zugebaut, leidet das gesamte Stadtklima. Auch die Starkregengefahr spielt nach den jüngsten Erfahrungen eine große Rolle. Etwa beim Bauprojekt „Fuchskaule“ in Elsdorf. Hier fürchten Anwohner Überflutungen in ihrem Stadtteil und bei den Nachbarn in Urbach, wenn nach starken Niederschlägen die Fuchskaule nicht mehr als natürliches Rückhaltebecken zur Verfügung steht.