- Für die katholische Kirche wird es immer schwerer, Berufseinsteiger für das Priesteramt zu begeistern.
- Die Kirche bietet deshalb in Lantershofen ein Priesterseminar für Quereinsteiger an und setzt zunehmend Priester aus dem Ausland ein.
- Es tue einem Bistum gut, wenn im Klerus unterschiedliche Kulturen vertreten sind, so Pfarrer Regamy.
Pfarrer Regamy, was unternimmt das Erzbistum Köln gegen den Priestermangel?
Regamy Thillainathan: In der Diözesanstelle für Berufungspastoral geht es uns nicht nur um Priester, sondern um alle Berufe, die im Dienst der Verkündigung stehen. Das Wichtigste, um Menschen dafür zu interessieren, ist die persönliche Begegnung. Deshalb reise ich permanent durchs ganze Bistum und rufe in den Gemeinden, bei den Jugendgruppen und -verbänden in Erinnerung: Es gibt diese Berufe, und wir suchen junge Menschen, die sich auf einen solchen Weg machen.
Kommt Ihnen Ihre Arbeit nicht vergeblich vor angesichts einer Großwetterlage, in der die Kirche nicht sonderlich anziehend wirkt?
Ich glaube, es war schon immer eine Herausforderung, diese Realität an den Mann, an die Frau zu bringen. Natürlich prägen die Skandale und Negativ-Nachrichten das Bild von der Kirche und ihren Amtsträgern. Auch im konkreten Gespräch mit Jugendlichen spielt das eine Rolle – es wäre auch tragisch, wenn sie sich damit gar nicht auseinandersetzen würden. Aber jenseits dessen werde ich oft mit der Suche der Jugendlichen nach Selbstverwirklichung, nach ihrem Platz im Leben konfrontiert, und ich erlebe bei vielen ein beeindruckendes Maß an Idealismus.
Ist das Angebot des Seminars in Lantershofen der Versuch, das letzte Aufgebot fürs Priesteramt zu requirieren?
Überhaupt nicht. Die Kirche muss sich doch immer wieder neu der Lebenswirklichkeit der Menschen stellen. Den klassischen Weg direkt vom Abitur über das Priesterseminar zur Weihe gibt es im Grunde längst nicht mehr. Heute kommen die meisten als Seiteneinsteiger mit Lebens- und Berufserfahrung. Denen sollten wir nicht größere Anforderungen auferlegen, als sie erfüllen können und müssen.
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Was halten Sie von der Praxis, die Löcher im Klerus mit ausländischen Priestern zu stopfen?
Ich stamme selbst aus Neuss, habe aber srilankische Wurzeln. Von daher kann ich aus meiner eigenen Biografie sagen, dass es einem Bistum guttut, wenn im Klerus unterschiedliche Kulturen vertreten sind. Ein Lückenbüßertum aber wäre der so eingesetzten Geistlichen und ihrer Berufung unwürdig – und unfair gegenüber den Gemeinden. Neben den derzeit 60 Priesteramtskandidaten im Erzbistum Köln bereiten wir zehn ausländische Priester intensiv auf den Dienst in der Gemeinde vor. Ohne das geht es nicht.
Regamy Thillainathan, geboren 1982, ist seit 2015 Direktor der Diözesanstelle für Berufungspastoral im Erzbistum Köln.