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Prominente MitstreiterKölner Fotograf sucht Positives in der Corona-Krise

Lesezeit 4 Minuten

Fotograf Thomas Ahrendt

Köln – „Wir haben es als Geschenk empfunden, dass wir bis zu seinem letzten Herzschlag da sein konnten“, sagt Angelika Reitz, deren Mann im Krankenhaus Merheim an Covid-19 gestorben ist. Voll des Lobes ist sie für die Klinik, die es möglich machte, dass sie den Schwerkranken, der im künstlichen Koma lag, zusammen mit ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter in seiner Sterbestunde begleitete. Stets habe das Team der Intensivstation sich Zeit genommen, die Angehörigen zu informieren und ihnen beizustehen, und sich vorbildlich um den Patienten gekümmert. „Man hat gesehen, wie liebevoll und achtsam die Pflegerinnen und Ärzte mit ihm umgegangen sind.“ So hat sich Angelika Reitz gegenüber dem Kölner Fotografen Thomas Ahrendt geäußert, als er sie für sein Projekt „Der Stadt Bestes – Das Gute in der Krise“ befragte.

Angelika Reitz ist eine der rund 70 Mitwirkenden. Von jedem fertigt der mehrfach ausgezeichnete Fotografenmeister und Fotokünstler ein zwei Mal einen Meter großes Ganzkörperporträt an, in der Regel mit einem Gegenstand, der zur Aussage des Porträtierten zum Thema Corona passt. Die Gespräche werden aufgezeichnet und zusammen mit den Fotos veröffentlicht.

„Keimzelle eines neuen Optimismus“

Begonnen hat Ahrendt das Projekt im vorigen Oktober. „Ich wollte Köln als Keimzelle eines neuen Optimismus zeigen, einer Bewegung von Menschen, die Mut machen wollen.“ Als Fotograf war er selber vom ersten Lockdown betroffen. Seine Erfahrung sei „extrem positiv“ gewesen, „da ich unmittelbar die staatliche Hilfe bekommen habe, die ich gebraucht habe, um wirtschaftlich zu überleben“. Dies habe ihn so „begeistert, dass ich das Gefühl nicht losgeworden bin, gut regiert zu werden. Als ich dann gemerkt habe, dass ich mit meinem Optimismus nicht allein bin, habe ich das Projekt zusammen mit Pfarrer Ulrich Kock-Blunk entwickelt“. Der Pastor der Christusgemeinde in Dellbrück wählt aus den Interviews markante Zitate aus, die das Porträt ergänzen.

Alles zum Thema Wolfgang Bosbach

Der Mann von Angelika Reitz ist an Covid-19 gestorben

Aus der Idee, die sich ursprünglich auf Dellbrück beschränkte, ist eine über Köln hinausreichende Aktion geworden, gefördert vom NRW-Ministerium für Kultur und Wissenschaft. Zu den Teilnehmern zählen etwa der Comedian und Moderator Guido Cantz, Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn, Kriminalbiologe Marc Benecke, Politiker Wolfgang Bosbach und Polizeipräsident Uwe Jacob. Zu Wort kommen auch eine Buchhändlerin, eine Mitarbeiterin der Dellbrücker Tafel oder eine junge Mutter. Ihnen allen stellt Ahrendt zwei Fragen: Wie haben Sie persönlich die Krise wahrgenommen? Und: Was haben Sie aus der Krise Positives mitgenommen oder ist Ihnen durch Dritte widerfahren?

Stimmen aus Kultur, Politik, Gesellschaft

Schon sind viele Beiträge im Internet abrufbar. Es sei eine Krise, in der „sich die Spreu vom Weizen trennt“, sagt zum Beispiel SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. Der Dank an die Pflegekräfte, anfangs mit gemeinsamem Applaus ausgedrückt, sei ein „sehr starkes Signal der Zivilgesellschaft“.

Musiker Micky Brühl, der beklagt, es sei praktisch „ein Berufsverbot über uns gekommen“, hebt positiv hervor: „Man hat quasi den Reset-Knopf gedrückt“; das „Höher-Schneller-Weiter“ sei „auf Anfang gesetzt“ worden, die Menschen „mit Kleinigkeiten zufriedener“.

Zoodirektor Theo Pagel macht deutlich, wie schwer weltweit die Tiergärten betroffen sind, und freut sich zugleich über die Spenden von Kölnern. Wichtiger noch: In der Krise „haben wir gelernt, dass es nichts gibt, was die Menschheit nicht kann.“ Wenn es möglich sei, ganze Wirtschaften herunterzufahren, könne es auch gelingen, das zu stoppen, was global schieflaufe – vom Klimawandel bis zum Artensterben.

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Arno Dormann, Chefarzt an den Kliniken der Stadt Köln, spricht von der Herausforderung, „unsere kompletten Krankenhausstrukturen umzubauen“. Dies sei gelungen; in der zweiten Pandemiewelle mache sich allerdings Erschöpfung unter ärztlichen Mitarbeitern und Pflegern breit. Die Familie sei „näher zusammengerückt“, sagt TV-Moderatorin Susanne Wieseler, der manche Aufträge weggebrochen sind. Das Ende ihres Fazits: „Der Keller ist aufgeräumt, die Ehe ist glücklich.“

Mitte März, zum Jahrestag des ersten Lockdowns, soll in der Christuskirche in Dellbrück eine Ausstellung mit allen Beiträgen zum „Guten in der Krise“ (#derstadtbestes) eröffnet werden – vorausgesetzt, die Pandemie-Lage lässt es zu. Weitere Ausstellungen sind in Planung. OB Henriette Reker hat die Schirmherrschaft über das Projekt übernommen.

www.derstadtbestes.de