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Reaktion auf KritikPost tauscht verwahrloste Briefkästen am Dom aus

Lesezeit 4 Minuten
Die Deutsche Post hat zwei windschiefe, marode Briefkästen vor dem Sitz von Kölntourismus am Dom ersetzt und die Sockel erneuert. Dombaumeisterin a.D. hatte die alten Kästen als Sinnbild für die Verwahrlosung der Stadt kritisiert.

Die Deutsche Post hat zwei windschiefe, marode Briefkästen vor dem Sitz von Kölntourismus am Dom ersetzt und die Sockel erneuert. Dombaumeisterin a.D. hatte die alten Kästen als Sinnbild für die Verwahrlosung der Stadt kritisiert.

Auf Kritik von Kölns Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner hat die Deutsche Post umgehend reagiert. Andere Missstände bleiben.

Dass ich mich mit meiner Kolumne zweimal wöchentlich zu Wort melde, soll sicher nicht die Regel werden. Aber diesmal muss es sein. Am Montag habe ich an dieser Stelle meinem Unmut über das verwahrloste Stadtzentrum Luft gemacht und die beiden Briefkästen vor dem Sitz von „KölnTourismus“ als Sinnbild und Mahnmal für die Vernachlässigung des öffentlichen Raums“ beschrieben. Außerdem habe ich auf die Absurditäten der als Orientierungshilfe gedachten Umleitungsschilder rund um den Dom und das Römisch-Germanische Museum aufmerksam gemacht.

Am Schluss stand der Wunsch, dass meine Kritik nicht auf völlig taube Ohren treffen möge. Was Sie betrifft, liebe Leserinnen und Leser, kann ich sagen: Wunsch erfüllt! Überaus zahlreiche Reaktionen zeigen mir, dass viele Kölnerinnen und Kölner sich ähnlich über die Missstände ärgern wie ich selbst.

Die Deutsche Post tauscht verwahrloste Briefkästen am Dom aus.

Die Deutsche Post tauscht verwahrloste Briefkästen am Dom aus.

Und dann, siehe, am Mittwochvormittag – zwei Tage nach Erscheinen meiner Kolumne begab es sich, dass auf den Kardinal-Höffner-Platz vor dem Dom ein Bauwagen gefahren kam. Er hielt vor dem Shop von KölnTourismus. Ein Arbeiter stieg aus, stellte sorgsam die rot-weißen Baustellenhütchen auf und begann, exakt jene beiden windschiefen, von oben bis unten verklebten und beschmierten Briefkästen abzubauen, über die mich so aufgeregt hatte. Dann setzte er neue Sockel und montierte darauf zwei funkelnagelneue Kästen.

Alles zum Thema Barbara Schock-Werner

Nicht nur ich traute meinen Augen nicht. Noch im Verlauf der Bauarbeiten bekam ich von anderen Passanten die Nachricht: Frau Schock-Werner, vor KölnTourismus tut sich was!

Austausch Briefkästen am Dom

Austausch Briefkästen am Dom

Natürlich bin ich der Sache nachgegangen, wie das in so kurzer Zeit geschehen konnte: Es war die Post, die hier für Abhilfe gesorgt hat. „In der Tat haben wir nach dem von der früheren Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner im ‚Kölner Stadt-Anzeiger‘ gegebenen Hinweis auf den Zustand der beiden Briefkästen am Kardinal-Höffner-Platz einen Austausch vorgenommen“, teilte der Sprecher der Region Mitte, Dieter Schuhmachers, auf Anfrage mit.

Köln ist ein kleines bisschen schöner geworden

Ich möchte mich an dieser Stelle bedanken. Nicht nur für das Tempo, mit dem hier gehandelt wurde: Die Post kann Turbo! Fast noch wichtiger finde ich, dass verantwortliche Menschen – hier in einem großen Unternehmen – zeigen: Wir reagieren, wenn wir auf Missstände in unserem Zuständigkeitsbereich aufmerksam werden. Und wir leisten unseren Beitrag, dass Dinge sich zum Besseren verändern. Hier ist – ganz konkret – Köln ein kleines bisschen schöner geworden.

Von Hause aus bin ich ja nun auch Kunsthistorikerin. Zur Ausbildung gehört eine Schule des Hinsehens, der Aufmerksamkeit auch für die kleinen Details, die so vielsagend sind. Und ich finde es unbegreiflich, dass in Köln viel zu oft weg- statt hingesehen wird.

Da kann und will ich – wiederum und noch einmal – KölnTourismus nicht aus der Verantwortung lassen. Geschäftsführer Jürgen Amann und seine Leute müssten die ersten, lautesten und unerbittlichsten Anwälte dafür sein, dass Köln sich seinen Besuchern so gut wie möglich präsentiert. Wenn man doch den „Tourismus“ im Namen hat!

Noch immer keine Hinweise auf die Relikte

Das beginnt im Kleinen. Es ist eben nicht alles egal. Und man kann immer etwas tun. Ich erinnere gern noch einmal an die blinde Außenverglasung des Römisch-Germanischen Museums oder an die verlotterten Bauzäune ringsum. Ich erinnere auch daran, dass es gegenüber von KölnTourismus immer noch keinen Hinweis auf die Relikte der römischen Stadtmauer in der Tiefgarage unter Domplatte gibt. Oder dass eine rohe Holzverschalung dort permanent den Blick auf die Ausgrabung versperrt, obwohl die geplanten Bauarbeiten seit Monaten auf sich warten lassen.

Man kann immer etwas tun. Man kann zum Beispiel auch falsch aufgestellte Schilder richtig herumdrehen. Und siehe, am Mittwochvormittag ist auch das geschehen. Am oberen Ende der Freitreppe vom Bahnhofsvorplatz zur Domplatte zeigt der Pfeil, der Besucher zur Hohenzollernbrücke weisen soll, inzwischen nicht mehr auf das geschlossene Nordportal des Doms. Auch da dachte ich: Na bitte, geht doch! Man muss es nur wollen. Wenn doch jetzt in einem nächsten Schritt noch die Beschriftung korrigiert würde oder gar - man möchte es ja nicht zu hoffen wagen - endlich ein vernünftiges, ansehnliches Leitsystem käme!

Die Auskunft des Postsprechers zu den neuen Briefkästen am Dom schloss übrigens auch mit einer Hoffnung: Dass sie „gerade an dieser exponierten Stelle im Herzen von Köln möglichst lange von Vandalismus verschont bleiben, sprich nicht beklebt oder beschmiert werden“. Da kann ich Dieter Schuhmachers natürlich nur Recht geben. Verwahrlosung in den Köpfen beginnt und endet nicht in städtischen Büros.