Köln – Es ist ein Provisorium. Das räumt Oberbürgermeisterin Henriette Reker sofort ein. Aber das ist auch offensichtlich: Zwischen Hauptbahnhof, Musical Dome und Taxiverkehr entsteht gerade eine Anlaufstelle für Geflüchtete aus der Ukraine. „Wir versuchen, die Anlaufstelle organisatorisch möglichst gut aufzustellen“, sagte Reker am Sonntag. „Es geht um einen angemessenen Schutz in dieser grausamen Situation.“
Wer ankommt, kann sich am Eingang des verglasten Baus, der an ein Festzelt erinnert, registrieren. Zuvor gab es hierfür mehrere kleine Zelte, in denen ein längerer Aufenthalt kaum möglich war. Nach der Registrierung geht es zum Corona-Test. Dann können die Geflüchteten sich in den „Beratungsbereich“, wie die Stadt ihn nennt, begeben. Für positiv Getestete, von denen es bislang sehr wenige gibt, wurde ein separater Bereich geschaffen.
Hier, in einem verglasten Abteil, können die Menschen – oft traumatisiert, orientierungslos, hilfesuchend – etwas essen, trinken, zur Ruhe kommen. Für die vielen jungen Mütter gibt es einen Stillbereich. Auch Strom und WLAN stehen zur Verfügung. „Das ist oft das Erste, was die Leute machen: Ihr Handy aufladen und ihren Liebsten schreiben, dass es ihnen gut geht“, sagt Feuerwehrchef Christian Miller, der die Anlaufstelle mit aufgebaut hat. „Man kann hier zur Ruhe kommen.“
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Und es stimmt: Wer durch den Zeltbereich geht, trifft auf wuselnde Helfer, auf Dolmetscher, auf Geflüchtete, denen der Schock des Krieges ins Gesicht geschrieben steht. Viel ist los, aber angespannt ist die Stimmung nicht. Zwei Freiwillige, die sich gemeldet haben, um zu unterstützen, sind nun so etwas wie Schichtleiter, sie koordinieren und vermitteln an allen Stellen.
„Als das hier noch Zelte waren, war es ein bisschen einfacher. Gerade ist es etwas chaotisch, alle fühlen sich für alles zuständig“, erzählt einer von ihnen. Und ist dennoch froh, dass es nun so etwas wie Räumlichkeiten gibt. Miller erklärt: „Wir wollen bald einen zweiten Beratungsbereich eröffnen, um größere Abstände zu haben und die Situation zu entspannen.“
Nach wenigen Stunden verlassen die Geflüchteten die Ankunftsstelle, dann geht es weiter in städtische Notunterkünfte. „1800 Menschen haben wir inzwischen untergebracht“, sagt Reker. Damit sind nun alle vorbereiteten Betten belegt. Spätestens am Dienstag sollen in der Deutzer Messe 1100 weitere Schlafplätze geschaffen werden. Hier können die Geflüchteten dann einige Tage bleiben. Dass hier von Privatsphäre nicht wirklich die Rede sein kann, weiß Reker. „Aber wir versuchen, mit Trennwänden zumindest eine gewisse private Situation herzustellen.“
OB Reker sucht nach freien Wohnungen – und appelliert an das Land
Im dritten Schritt soll es dann möglichst in feste Wohnungen gehen. „Wir haben die Suche nach freien Wohneinheiten massiv verstärkt“, sagt Reker, mehrere Hotels seien bereits angemietet, auch mit Vermietern sei die Stadt im Gespräch. Sie appelliert aber auch an das Land: „Ich bitte darum, jede Unterkunft zu öffnen, die möglich ist. Sie rechnet weiterhin mit einem großen Ansturm. „Die Menschen kommen in Berlin an und fahren dann in eine Stadt, die sie kennen. Köln gehört dazu.“
Sozialdezernent Harald Rau zeigte sich zufrieden mit der ersten Reaktion der Stadt auf den riesigen Ansturm. Doch er sagt: „Im Mittelpunkt steht nicht die Stadt. Im Mittelpunkt stehen die, gegen die gerade ein Angriffskrieg geführt wird. Diese Menschen auf der Flucht, deren Existenz grundlegend gefährdet ist, die hier Hilfe suchen, das sind die Helden.“