Köln – Ohrenbetäubend laut ist der Lärm, den der eineinhalb Meter durchmessende Bohrkopf des Bohrbaggers der Baufirma „Hochtief“ erzeugt, als er seine Zähne aus Stahl im Erdreich nahe des Rheinufers in Merkenich versenkt. Insgesamt 24 Bohrlöcher muss das monströse Gerät auf der Baustelle der neuen Rheinüberquerung der Autobahn 1 in eine Tiefe von 34 Metern fressen, bevor die Baufirma dort zunächst die Pylonen als Unterkonstruktion für den linksrheinischen sogenannten Strompfeiler und später das Stahl-Übergerüst für den neuen Verlauf der Autobahnbrücke montieren können. „Momentan sind wir hier täglich mit 15 Leuten aktiv“, sagt „Hochtief“-Projektleiter Jan Felgendreher.
„In kleinen Teams und mit Abstand zueinander aufgrund der durch die Corona-Pandemie eingeschränkten Arbeitsbedingungen ist das ein zusätzlicher und organisatorischer Aufwand“, führt der 53-jährige Ingenieur weiter aus. „Wir benötigen etwa ein bis zwei Arbeitstage pro Bohrloch.“
Weiches Erdreich erfordert besondere Maßnahmen
Dennoch liegen die Bauarbeiter in den zahlreichen kleinen und großen Baufahrzeugen vor Ort gut in der Zeit. Das stellt auch Thomas Müller fest, der als Projektleiter Leverkusener Brücke des Bauherrn „Autobahn GmbH des Bundes“ den Verlauf sowie den Fortschritt bei dem Projekt verantwortet.
„Die aktuellen Bohrungen hier werden im Mai abgeschlossen sein“, kündigt Müller an. Zusammen mit dem darauffolgenden rechtsrheinischen „Strompfeiler“ seien insgesamt 60 bis 70 dieser Löcher vonnöten. Der Ingenieur erklärt, warum: „Durch die Nähe zum Fluss ist das Erdreich hier so weich, dass wir mehr und tiefer verankerte Stützpfeiler für die Konstruktion benötigen, um die Stabilität des Bauwerks zu gewährleisten.“ Hinzu komme, so der 43-Jährige, dass die Pfeiler hier im Gegensatz zu den weiter vom Ufer entfernten eine „Kolkschicht“ erhalten, die die Konstruktion im Erdreich von der dort vorhandenen Wasserumspülung schützen.
Die Stützen der beiden Strompfeiler müssen dauerhaft das Gewicht der Brücke sowie des Verkehrs darauf bei einer Spannweite von 280 Metern halten, die zwischen den Stützen links und rechts der Rheins klafft.
Baufirma wurde gekündigt
Bereits kurz nachdem im Februar der Vertrag zwischen der Autobahn GmbH des Bundes sowie „Hochtief“ und der Firma „SEH“, die die insgesamt 40 Stahlbauteile für das Brückenprojekt herstellt, unterzeichnet worden war, ist auf den Arbeitsfeldern zu beiden Rheinseiten wieder verstärkte Bauaktivität zu beobachten gewesen. „Auch die Verschalungs- und weiteren Hochbauarbeiten in den anderen Arbeitsabschnitten werden parallel zu den Bohrungen weitergeführt“, erläutert der Projektleiter. Der vorherige Bauauftrag mit der österreichischen Firma „Porr“ ist Thomas Müller zufolge im April 2020 gekündigt worden, nachdem gravierende Mängel in der Stahlbauausführung vom Auftragnehmer nicht beseitigt worden waren. Etwa zwei Drittel der Bohrlöcher für die Strompfeiler seinen zuvor allerdings schon entstanden, diese Gründungen und Pfeiler sind laut Jan Felgendreher allerdings unbeanstandet abgenommen worden und werden darum weiter genutzt.
Die nun wieder aufgenommenen Arbeiten für die neue Leverkusener Rheinbrücke, die direkt nördlich des alten Verlaufs entsteht, soll der Planung zufolge bis Ende 2023 abgeschlossen sein. Dann soll nach der Inbetriebnahme wieder der gesamte Verkehr der A1 aufgenommen werden und sollen insbesondere Lkw den Rhein überqueren können.
Die Stahlelemente für den finalen Überbau der Brücke auf den derzeit mit provisorischen Betonkonstruktionen gestützten Pfeilern werden momentan in Werken in Belgien, Frankreich und Deutschland hergestellt und ab Mai an die Baustelle zwischen Köln und Leverkusen geliefert. Zunächst über die Straße, bei fortschreitendem Bauverlauf allerdings auch über das Wasser. Dafür haben die Verantwortlichen auch Anlegepfeiler für Schiffe nahe der Baustelle in den Rheingrund gerammt. „Denn“, so Thomas Projektleiter Müller, „die letzten großen Bauteile werden bei der sich weiter schließenden Lücke zwischen den Ufern einfacher per Schiff zu liefern und zu entladen sein.“ Die letzten Material-Teile könnten gar mit einem Kran auf dem Wasser vom Rhein aus hoch auf die neue Autobahnbrücke gezogen werden.
Weitere Informationen zum Bauverlauf an der A1 sowie Autobahn GmbH des Bundes gibt es hier.