Köln – Eltern kennen das vielleicht. Kinderlieder können mitunter schnell nerven. Diese Erfahrung machte jedenfalls Jochen Vahle vor 18 Jahren. Zum Glück des Musikers fand die damals dreijährige Tochter auch Gefallen an Songs von Ärzte-Frontmann Farin Urlaub und den Punkrock-Legenden Ramones.
Die Suche nach Kindermusik, die Kindern und Vater gleichermaßen gefiel, geriet zum Fiasko. Mit einem befreundeten Gitarristen beschloss Vahle, selbst rockige Musik für die ganze Familie zu schreiben. Das war die Geburtsstunde von „Randale“, Deutschlands erster Kinderrock-Band. „Wir hätten nie gedacht, in was für ein Wespennest wir da stechen“, ist der Bielefelder heute noch überrascht.
Band will alle Generationen unterhalten
Zielgruppe sind Familien mit Kindern von der Kita bis zur sechsten Klasse. Vahle möchte generationsübergreifend unterhalten: „Unser Anliegen ist, dass Eltern mit ihren Kindern unsere Musik hören. So machen wir live auch Witze oder Ansagen, die die Kinder nicht verstehen, wohl aber die Eltern. Und umgekehrt. Es gibt immer zwei Ebenen.“
Im Mai erschien das zwölfte Album mit dem Titel „Sandkastenrocker“. „Ich habe versucht, Lehrer zu werden. Dann habe ich Kulturpädagogik studiert“, beschreibt der 53-Jährige seinen Werdegang. Seit 2014 verdient Vahle seinen Lebensunterhalt mit der Band. Begonnen hatte es mit einer Benefiz-CD zugunsten eines Bielefelder Tierparks.
Innerhalb von drei Monaten waren 6000 CDs verkauft – nur in der Region um Bielefeld. „Irgendwann kam der Anruf aus dem Kaufhaus: Ihr habt heute schon wieder mehr Einheiten verkauft als Robbie Williams“, erinnert sich Vahle. „Wir hatten anfangs nur 1000 Stück hergestellt und mussten ständig nachproduzieren.“
Über 1000 Konzerte gespielt
Die ersten Live-Shows fanden ebenfalls nur in der heimischen Umgebung statt. Aus drei bis vier Auftritten im Jahr sind mittlerweile über 1000 Konzerte geworden. Von der Kita bis zum „Summer Breeze“-Festival ist für die Band keine Bühne zu klein oder zu groß. Eine Art Ritterschlag erfuhr die Gruppe durch das Musik-Magazin „Rock Hard“. Dessen Ausgaben liegen CDs bei, auf denen neue Songs und Bands präsentiert werden. Die Präsenz auf einem dieser Sampler bescherte bundesweite Aufmerksamkeit.
Songs behandeln auch ernste Themen
Neben vielen unterhaltsamen Texten wagen sich „Randale“ auch an schwierigere Inhalte. Im Lied „Hasenparadies“ geht es um den Tod. Für Vahle kein Problem: „Bei Kindern liegt das Ableben des Haustieres auf der gleichen Gefühlsebene wie das eines nahen Verwandten.“ Zwar möchte Vahle das Stück live nicht spielen, sieht darin aber einen Weg, dieses Thema zu bearbeiten. Kraftausdrücke, die in der Rockmusik durchaus vorkommen, sind tabu. Mit einer Ausnahme. „Rassismus ist Scheiße und dann dürfen die Kinder das ruhig mal so klar benennen“, zeigt Vahle.
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Mit dem Stofftier „Punk-Panda“ erklärt die Band dem jungen Publikum Rock-Begriffe wie „Stagediving“ und „Crowdsurfing“ auf spielerische Weise. „Die Kids sollen lernen, wie ein Rockkonzert funktioniert. Eine Art School of Rock“, sagt Bandleader Vahle. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich in Köln am 21. August im Rahmen des „Vivawest Familiy“-Festivals im Tanzbrunnen. Neben Sänger Sasha und kölschen Bands wie Miljö und Cat Ballou sind dann auch die Bielefelder Kinder-Rocker mit dabei. Karten sind ab 9 Euro im Internet erhältlich.