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Empörte Bürger im Kölner Süden„Wie blauäugig ist die Bezirksregierung eigentlich?”

Lesezeit 4 Minuten

Schrott-Recycler Steil belegt derzeit noch ein Areal im Deutzer Hafen, im kommenden Jahr will er nach Godorf umziehen.

Godorf – Vor fast einem Jahr hat die Firma Theo Steil GmbH bei der Bezirksregierung Köln die Genehmigung für den Bau einer Anlage zur Lagerung und Verwertung von Metallschrott und gefährlichen Abfällen samt einer eigenen Kleinkläranlage beantragt. Das Unternehmen will vom Deutzer Hafen auf das Gelände des Godorfer Hafens nahe der Sürther Aue umziehen. Nun startete die Bezirksregierung Köln das Genehmigungsverfahren mit der offiziellen Bekanntmachung der Pläne zum Immissions- und Wasserschutz und kündigte die Offenlage der Unterlagen an. Von Montag, 12. August, bis einschließlich Mittwoch, 11. September, werden diese Dokumente öffentlich ausgelegt, damit Betroffene mögliche Einwendungen erheben können.

Die Anliegergemeinschaft Sürther Aue zeigt sich empört und besorgt. Die Nachbarn drängen von Anfang an auf die Einhaltung von Vorgaben zum Schutz vor Lärm, Staub, Licht, Verkehr und Störfällen. Aber nach der offiziellen Bekanntmachung der Pläne fühlen sie sich regelrecht übergangen.

Stein des Anstoßes ist besonders ein Satz, in dem es heißt, dass die Bezirksregierung aufgrund eines Vorgutachtens eine weitere Umweltverträglichkeitsprüfung für entbehrlich hält. Es seien keine zusätzlichen erheblichen nachteiligen Auswirkungen zu erwarten, steht in der Bekanntmachung der Erlaubnisbehörde.

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„Wie blauäugig, ich will nicht sagen blind, ist die Bezirksregierung eigentlich?“, fragt Gerd Conrads, Sprecher der Anliegergemeinschaft. Weitere Umweltverträglichkeitsprüfungen seien aus Sicht der Nachbarn auf jeden Fall notwendig, und zwar vor allem dann, wenn die neue Anlage in Betrieb gehe, fordert er. Nur so könnte gewährleistet sein, dass sämtliche gutachterliche Vorgaben konsequent eingehalten würden.

Durch die konkrete Stellungnahme der Erlaubnisbehörde würden die Bedenken der Anlieger von vorne herein „vom Tisch gewischt“, kritisiert Gerd Conrads und sieht darin quasi einen vorzeitigen Freibrief für das Unternehmen. Es sei ihm schon klar, dass dies im Interesse von Rat, der IHK und der Hafengesellschaft HGK liege. Schließlich könnten durch den Wegzug des Schrottrecyclers aus dem Deutzer Hafen dort Wohnungen entstehen. Und schließlich würde auch die stadtnahe HGK wohl ein „paar Millionen“ dafür erhalten, dass sich Steil auf dem Hafengelände ansiedeln kann. Was aber auf der Strecke bleibe, seien die Interessen der Bürger, die künftig in der Nähe der Steil GmbH wohnten. Die Anliegergemeinschaft mit rund 70 Mitgliedern will nun das weitere Vorgehen besprechen und Vorschläge erarbeiten, wie und mit welchen Einwendungen gegen das geplante Vorhaben vorgegangen werden könne. Sowohl der Bürgerverein für Sürth als auch die Anliegergemeinschaft planen dazu einen Bürgerabend. Der Termin steht noch nicht fest und auch nicht, ob sie die Veranstaltung gemeinsam oder getrennt durchführen wollen

Bei einer Informationsveranstaltung in Sürth Mitte des vorigen Jahr hatten Vertreter der Geschäftsführung betont, dass dass laut eigener Gutachten die gesetzlichen Richtwerte in puncto Schall, Staub, Umweltbelastung für die Nachbarn, für Pflanzen, Tiere und Wasser nicht überschritten würden. Allerdings müssten dafür besondere Anforderungen entsprechend des Bundesemissionsschutzgesetzes erfüllt und eingehalten werden. Das Betriebsgelände soll von einer Schallschutzwand umgeben werden. Extrem laute Arbeitsbereiche sollen eine Einhausung erhalten. Auf die Frage von Bürgern, ob es „für uns lauter oder lesier werden wird“, hieß es damals vonseiten der Firma Steil: „In der subjektiven Wahrnehmung ja, laut Lärmgutachten nein.“

Schrottschere und Waggon-Zerleger

Das künftige Betriebsgelände des Schrottrecyclers Theo Steil liegt im Godorfer Hafen im Überschwemmungsgebiet des Rheins und umfasst eine Fläche von rund 14 000 Quadratmetern. Maximal sollen 12 000 Tonnen Eisen- und Nichteisenschrott gelagert, sortiert und verarbeitet werden, etwa mit Schrottschere und Brennschneidelanzen. Auch Schienenfahrzeuge werden zerlegt, Elektroschrott wird behandelt, enthaltene Schadstoffe wie etwa Asbest werden saniert.

Die Betriebszeiten sind von Montag bis Samstag von sechs Uhr morgens bis um 22 Uhr. Besonders laute Geräte wie die Schrottschere und die Schrottpresse, der Schienenbrecher und der Waggonzerleger sollen von sieben bis 20 Uhr betrieben werden. (süs)

Die Unterlagen für die Errichtung und den Betrieb der Anlage liegen nun bei der Bezirksregierung an der Zeughausstraße 2 bis 10 öffentlich aus, außerdem im Stadthaus Deutz am Willy-Brandt-Platz 2 sowie im Bezirksrathaus Rodenkirchen, Hauptstraße 85.

Bis einschließlich Freitag, 11. Oktober, können Einwendungen schriftlich oder per E-Mail eingereicht werden. Danach ist am Dienstag, 17. Dezember, ein Erörterungstermin festgesetzt. Wer eine Einwendung abgegeben hat, wird dazu eingeladen. Die Erörterung findet im Gemeindesaal der Evangelischen Kirchengemeinde in Sürth, Auferstehungskirchweg 7, statt, Beginn ist um 10 Uhr. Wenn nötig, wird es einen weiteren Termin geben.

Einwendungen54@bezreg-koeln.nrw.de

Mike.Homann@Stadt-koeln.de