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Schutz vor StarkregenAktivist fordert eigenes Kanalsystem für Veedel im Kölner Süden

Lesezeit 4 Minuten
Hochwasser Rodenkirchen

Im Jahr 2011 verzeichnete man ein Hochwasser in Rodenkirchen, das mit den vorhandenen Möglichkeiten beherrschbar war.

Um sich vor Hochwasser zu schützen, hat sich in den 90er-Jahren eine Initiative in Rodenkirchen gegründet. Sie ist skeptisch, was den aktuellen Schutz betrifft.

Wasser ist sein Thema. Seit Jahren, mittlerweile Jahrzehnten, beschäftigt sich Thomas Kahlix mit Hochwasser. Nachdem er beim Jahrhunderthochwasser 1993 selbst von den Fluten im Herzen Rodenkirchens betroffen war, gründete er noch im gleichen Jahr mit weiteren Betroffenen die Bürgerinitiative Hochwasser Altgemeinde Rodenkirchen.

Mehr von Politik und Stadt erwartet

„Wir waren damals echt naiv und fühlten uns von der Stadt im Stich gelassen“, sagt Kahlix, der wie seine Nachbarn darauf vertraute, dass das Wasser sein Wohnumfeld nicht erreiche. Den Hochwassern 93 und 95 folgte ein städtisches Hochwasserschutzkonzept. Dem 1996 vorgelegten 200 Seiten starken Papier der Stadt konnte der Verein, auch dank der guten Zusammenarbeit mit dem damaligen Chef der Kölner Hochwasserschutzzentrale, Reinhard Vogt, viele Anregungen beisteuern.

Das Hochwasser, das den Schutz übersteigt, wird es geben.
Thomas Kahlix

Eine der optisch sichtbaren Maßnahmen, die aus dem Konzept hervorgingen, sind die mobilen Hochwasserschutzwände, die im Extremfall aufgebaut werden können. Doch reicht das? Dazu Kahlix: „Hochwasserschutz ist eine Illusion. Das Hochwasser, das den Schutz übersteigt, wird es geben. Der Abstand zur Katastrophe wird nur vergrößert.“

Thomas Kahlix leitet die Initiative zum Hochwasser.

Thomas Kahlix leitet die Initiative zum Hochwasser.

Nach seinem Dafürhalten haben sich die Stadt und Politik nach dem Hochwasserschutz „zu weit“ zurückgelehnt, anstatt deutlicher darüber nachzudenken, wo Retentionsbecken, also Rückhaltebecken, entstehen könnten. „Wir brauchen Raum für den Fluss“, sagt Kahlix. Ein Konzept, das seiner Meinung nach noch immer ausbaufähig ist.

Starkregen geht alle etwas an

Seit Ende letzten Jahres steht ein neues Konzept im Raum, das die Bezirksvertretung in Rodenkirchen von den Stadtentwässerungsbetrieben (StEB) Köln einfordert: Es soll Aufschluss geben, wie ein Starkregenrisiko-Management im Bezirk Rodenkirchen aussieht. Auch Kahlix beschäftigt sich mit seiner Initiative schon seit langem mit dem Problem Starkregen.

„Den Betroffenen ist es doch am Ende egal, von wo das Wasser die Schäden anrichtet“, sagt er und weiß: Starkregen ist nicht nur ein Problem der Rheinanwohner. Das gehe alle an. Die Starkregenereignisse werden sich häufen, wie nicht nur der diplomierte Biologe prognostiziert.

Und er drückt sich bildlich aus: „Entweder es ist zu trocken, oder es schifft ohne Ende.“ Hoffnungsvoll schaut Kahlix deshalb auf den Beschluss in der Bezirksvertretung. Im Juli, während des Ahr-Hochwassers, gab es auch auf Kölner Stadtgebiet Starkregenschäden, etwa in Rondorf, Hahnwald oder Ehrenfeld. In Rondorf, auf der Adlerstraße etwa, hatte sich das nicht abgeleitete Niederschlagswasser bis auf eine Höhe von 40 Zentimeter oberhalb der von der StEB definierten Rückstauebene aufgestaut. Mit der Folge, dass das aufgestaute Niederschlagswasser durch die Eingangstüren in die Einfamilienhäuser lief.

Wasser in die Häuser gespült

„Bei dem Extremereignis am 14. Juli 2021 fielen in Köln zwischen 100 und 157 Liter Regen pro Quadratmeter in zwölf Stunden. Die Jahresniederschlagsmenge liegt bei rund 700 bis 800 Litern pro Quadratmeter. Das bedeutet, dass ein erheblicher Anteil des gesamten Jahresniederschlags innerhalb von zwölf Stunden nieder ging“, teilen die StEB mit. Nach Ansicht der Initiative bedarf es für das Problem einer großen Lösung.

Denn in Starkregenfällen verkehrten sich, so Kahlix, die städtischen Kanäle ins Gegenteil: „Eigentlich sollen sie das Schmutzwasser wegführen, tatsächlich spülen sie aber das Wasser in die Häuser.“ Die Hochwasserinitiative schlägt ein eigenes Kanalsystem für tief liegende Gebiete vor, wie man sie in Sürth, Weiß, Rodenkirchen, dem Hahnwald oder Rondorf findet. „Damit das Wasser dort bleibt, wo es fällt. Auf lange Sicht ist es wahrscheinlich billiger, das gesamte Kanalisationssystem umzustricken als ständig Millionenschäden zu zahlen“, da ist sich Kahlix sicher.

Konzept soll zeitnah ausgearbeitet werden

Einig sind sich Politik, Stadtentwässerung und Bürgerinitiative darin, dass Handlungsbedarf besteht. Die Vorschläge der Bezirkspolitik und Hochwasserinitiative sollen Gehör finden, versichern die StEB, allerdings auch, dass es „einen einhundertprozentigen Schutz bei außergewöhnlichen Starkregen“ nicht gebe. „Ziel ist es dann, den Schaden zu begrenzen.“ Im Gegensatz zum Hochwasserschutz sieht die StEB die Starkregenvorsorge als Aufgabe aller. Die Beteiligten bleiben im Dialog.

Das erwartete Konzept soll für das gesamte Einzugsgebiet der Kläranlage Rodenkirchen ein örtliches Überflutungsvorsorge-Management mit den Komponenten der Verbesserung des Hochwasserschutzes am Rhein, sowie der Verminderung der Gefährdungen bei Starkregen enthalten. Zusätzlich zu den tief liegenden Gebieten fordern die Lokalpolitiker ein Konzept für das Neubaugebiet Rondorf Nord-West sowie kurzfristige Lösungsansätze für stark betroffene Straßenzüge in Rondorf und Hahnwald. Das Konzept soll zeitnah ausgearbeitet sein.