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Verschwundener Kater wieder aufgetauchtEmil lebte sechs Wochen in einer Orgel in Köln-Sürth

Lesezeit 4 Minuten
Eine Frau hält einen Kater im Arm.

Doris Tindl mit ihrem Kater Emil, der wieder bei ihr lebt.

Doris Tindl aus Sürth hat vor Freude geweint. Ihr verschwundener Kater ist nach sechs Wochen wieder zu Hause. Gefunden wurde er in der Orgel der Auferstehungskirche.

Zufrieden schnurrt Kater Emil (3) auf seinem Kissen im Wohnzimmer von Doris Tindl. „Es ein Wunder, dass er wieder bei uns ist“, sagt die 59-Jährige und ergänzt: „Wir dachten wirklich alle, Emil wäre tot.“ Es war Freitag, 1. September, als sie ihren fuchsroten Kater gegen 8.30 Uhr zuletzt sah. „Ich fuhr zur Arbeit, und Emil stromerte ums Haus“, erinnert sie sich. Tindl wohnt am Auferstehungskirchweg im ehemaligen Küsterhaus schräg gegenüber der evangelischen Kirche. Normalerweise steht Emil schon erwartungsvoll parat, wenn sie von der Arbeit kommt. Denn dann geht sie gerne mit ihrem Hund eine Runde und Emil spaziert mit. Doch an diesem Freitag blieb der Kater verschwunden. Auch in der Nacht und am nächsten Tag fehlte von Emil jede Spur.

Zettel mit Bildern in Köln-Sürth verteilt, um Kater zu finden

„Er ist einem Eichhörnchen hinterher“, erfuhr Tindl dann von einer Nachbarin, die sie bei der Suche nach Emil ansprach. Wenige Tage später druckte die 59-Jährige Plakate mit Bildern von Emil und ihrer Telefonnummer und verteilte sie im ganzen Ort. Auch in den sozialen Netzwerken rief sie zur Unterstützung bei der Suche auf. Doch der Kater blieb verschollen. Dabei mangelte es nicht an Beistand. Sogar nachts klingelte ihr Telefon. Mal wurde Emil im Ort gesehen, dann soll er tot auf der Industriestraße liegen. Immer sei sie direkt los, doch Emil sei es nie gewesen. Es sollte dann noch sechs lange Wochen dauern, bis sie ihren Kater wieder in den Arm nehmen konnte.

Der 15. Oktober war ein Sonntag. Morgens um 10 Uhr hatte sich die Gemeinde in der Auferstehungskirche zum Gottesdienst versammelt. Begleitet von der Orgel wurde gerade das Lied gesungen: „Wo Menschen sich vergessen, die Wege verlassen“, als zuerst ein schräger Orgelton für Irritation sorgte. Wenig später, mitten in der Predigt von Pfarrer Gerald Warnecke, war dann ein jämmerliches Miauen in der Kirche zu hören. „Da hat sicherlich wieder einer vergessen, sein Handy auszuschalten“, ging der Frau des Pfarrers, Susanne Stepanek, durch den Kopf.

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Erst einmal glaubte auch sie an einen Witz, als der Organist am Ende des Gottesdienstes von der Empore rief: „Hier ist eine Katze in der Orgel.“ Der Pfarrer, seine Frau und Mitglieder des Presbyteriums eilten dann hoch zur Orgelempore. Und tatsächlich. Durch die Ritzen des Bodens konnten sie alle den grauen Schwanz einer Katze erkennen. „Der Boden unserer Orgel ist hohl, dort verlaufen die Züge, die den Orgeltisch mit den Orgelpfeifen verbinden“, erklärt der Pfarrer.

Maunzen aus der Orgel der Auferstehungskirche

Pfarrer und Orgel

Der Pfarrer zeigt im Orgelinnern, wo der Schwanz von Emil unter der Orgel herausguckte.

Er öffnete die Monteur-Tür, die ins Innere der Orgel führt. Das Maunzen war nun noch deutlicher zu hören. Doch außer dem grauen Schwanz, sei von der Katze auch dort nichts zu sehen gewesen. „Emil kann das nicht sein“, war er sich sicher. Der hat doch ein ganz anderes Fell. Um jedoch von einer erfahren Katzenhalterin Tipps zur Befreiung des Tieres zu bekommen, rief der Pfarrer auch seine Nachbarin Tindl dazu. Noch ahnte sie nicht, dass dort unter der Orgel tatsächlich ihr Emil feststeckte. Doch auch mit Futter ließ sich der Kater nicht locken. Er reagierte auch gar nicht auf ihre Stimme.

Völlig entkräftet und abgemagert

„Wir könnten sofort die Feuerwehr rufen – oder am Montag den Orgelbauer“, schlug sie vor. Doch die Feuerwehr musste nicht mehr anrücken. Die Vertreter des Presbyteriums und auch Doris Tindl waren längst wieder zu Hause, als es der Tochter einer Nachbarin schließlich gelang, den Kater mit lieben Worten und besonderen Leckerlis aus seinem Versteck zu lockte. Warnecke erkannte das Tier sofort.

Wieder wählte er die Nummer seiner Nachbarin Doris Tindl. Die Worte des Pfarrers elektrisierten sie dann regelrecht: „Es ist nicht auszuschließen, dass es vielleicht doch der Emil sein könnte.“ So schnell war sie noch nie zur Kirche gerannt. Völlig entkräftet und abgemagert auf nur noch knapp 2000 Gramm wankte ihr Emil dann auf schwachen Beinchen auf sie zu. „Wir haben vor Freude alle geheult“, sagt sie.