Auf fünf Mehrfamilienhäusern der „Wohngenossenschaft Köln Süd“ in Zollstock werden Solarpaneele installiert. Sie sollen Mieterstrom liefern.
Für MieterstromNeue Kölner Klimagenossenschaft bringen erste Photovoltaikanlagen in Zollstock an
Seit Juli werden auf den Dächern von fünf Mehrfamilienhäusern am Höninger Weg Photovoltaikanlagen installiert. „In spätestens vier Wochen werden sie betriebsbereit sein. Bevor sie an den Start gehen können, muss die Rheinische Netzgesellschaft aber noch Zähler einbauen. Wir warten auf den Termin“, erklärt Frank Schillig, einer der beiden Vorstände der Klimagenossenschaft „Heute Stadt Morgen“.
Die Klimagenossenschaft hat sich im Juni 2023 gegründet, mit dem Ziel, Projekte umzusetzen, um den CO₂-Ausstoß zu reduzieren. Die Idee dazu entstand im Klimarat der Stadt, dem auch Schillig angehört. Die anvisierten Maßnahmen erstrecken sich über den Aufbau von regenerativen Energiesystemen, Gebäudesanierung, Begrünung und Mobilität. Sie sollen dazu beitragen, den im Klimarat beschlossenen Aktionsplan umzusetzen und Köln bis 2035 klimaneutral zu machen.
Reker und Neubauer Ehrenmitglieder in der Kölner Klimagenossenschaft
Gestartet ist „Heute Stadt Morgen“ mit 18 Mitgliedern, darunter Anne Lütkes, Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke, und Ex-NRW-Bauminister Michael Vesper. In kurzer Zeit wuchs sie rasant, aktuell hat sie bereits 450 Mitglieder. „Wir erfahren ein überaus positives Feedback“, freut sich Schillig. Mittlerweile sind auch Oberbürgermeisterin Reker und NRW-Ministerin Mona Neubauer Ehrenmitglieder der Klimagenossenschaft.
Wer Mitglied werden will, kauft Anteile. Ein Anteil kostet 111 Euro. Das verschafft der Genossenschaft Eigenkapital, projektbezogen werden zusätzlich Bankdarlehen und verzinste Mitglieder-Darlehen zur Finanzierung aufgenommen. „Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen, das sich refinanzieren muss“, so Schillig. Mitglieder können Anteile bis maximal 14.000 Euro kaufen. „Damit wollen wir vermeiden, dass, wenn jemand austritt, zu viel Kapital auf einmal weggeht“, erläutert Schillig. Bei Austritt erhalten Mitglieder ihr eingebrachtes Geld zurück.
Erstes Projekt der Klimagenossenschaft: Häuser zuvor energetisch saniert
Die Photovoltaikanlagen in Zollstock sollen Mieterstrom erzeugen und sind das erste Projekt, das die Klimagenossenschaft umsetzt. Die Gebäude gehören der „Wohngenossenschaft Köln Süd“. „Es ist großartig, dass hier zwei Genossenschaften zusammenarbeiten“, meinen Schillig und Stefan Hofius vom Vorstand der „Köln Süd“.
Die Häuser stammen aus den 1930er Jahren und beherbergen 30 Wohnungen und zehn Gewerbeeinheiten. Im Vorfeld hat die Wohnungsgenossenschaft die Häuser energetisch saniert: Die Fassaden wurden gedämmt, ebenso Kellerdecken und Speicherböden, das Dach wurde erneuert, die Beheizung von Gasetagenheizungen auf Fernwärme umgestellt.
„Dadurch hat sich der Energieverbrauch der Bewohner praktisch halbiert“, sagt Hofius. „Wir wollen die Häuser zukunftsfähig machen und ihre Lebensdauer verlängern“, erklärt er. Dass die Bewohner bald Mieterstrom beziehen können, freut die Wohngenossenschaft. „Da bis zum Jahr 2022 bei der Installation einer Photovoltaikanlage für viele Wohnungsgenossenschaften gravierende steuerliche Nachteile bestanden, haben wir bis zu diesem Zeitpunkt keine PV-Anlage errichten können“, sagt Hofius. In den kommenden Wochen werden die Bewohner genauer über das Projekt Mieterstrom informiert.
Mieterstrom ist günstiger
Die Abnahme des Mieterstroms ist freiwillig. Ein großer Vorteil für die Nutzer: Mieterstrom ist deutlich günstiger, da hier keine Netzentgelte und andere Kosten anfallen. „Wir gehen von einem Preis von 25 Cent pro Kilowattstunde aus. Der günstigste Strompreis liegt derzeit bei um die 30 Cent“, so Schillig.
Rund 40 bis 50 Prozent des Strombedarfs der Häuser könnten die Anlagen abdecken, sagt er. Der übrige Strom wird von anderen Anbietern geliefert. „Das ist durch das Solarpaket I, das im vergangenen Jahr beschlossen wurde, geregelt“, erklärt Schillig. Die Mieter können in ihren bisherigen Verträgen bleiben und einen Zusatzvertrag für Mieterstrom abschließen. Den können sie jederzeit wieder kündigen. Um genau zu ermitteln, welcher Strom woher kommt, bedarf es intelligenter Zähler, eben jene, die die Rheinische Netzgesellschaft einbauen wird. Spätestens ab Januar wird der Mieterstrom fließen.
Die Anlagen kosten 145.000 Euro, dazu gab es eine städtische Förderung. Die Klimagenossen hoffen, dass sich möglichst viele Mieter für den Mieterstrom entscheiden. Überschüssiger Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist, dafür gibt es aber nur 8 bis 9 Cent pro Kilowattstunde.
Die Klimagenossenschaft hat bereits weitere konkrete Projekte im Auge. So sollen zum Beispiel eine Kita und ein Jugendhaus in Sürth mit Photovoltaik versorgt werden wie auch verschiedenen Schuldächer. Ebenfalls mit der AWO und der evangelischen Kirche ist man im Gespräch. „Wir sind froh und stolz, dass wir so schnell vorankommen“, sagt Schillig.