Der Klimaschutz-Aktionsplan ist da. Doch unter den Maßnahmen zur CO₂-Einsparung spielt ein entscheidender Faktor kaum eine Rolle: der Verkehr.
Milliarden-Kosten für KlimaschutzSo will die Stadt Köln eine Million Tonnen Treibhausgase pro Jahr einsparen
1,14 Millionen Tonnen im Jahr – diese Menge an Treibhausgasen will die Stadt mithilfe ihres neuen Klimaschutz-Aktionsplans künftig einsparen. Am Dienstag hat das Klimadezernat den 211 Seiten langen Aktionsplan vorgelegt, in dem bereits laufende und noch anstehende Klimaschutzmaßnahmen der Stadt gebündelt werden. Pro Handlungsfeld sind das jeweilige Einsparpotenzial bei den Treibhausgasen und die Kosten der einzelnen Maßnahmen aufgeführt. Allein die energetische Sanierung der städtischen Gebäude wird wohl mindestens 2,6 Milliarden Euro kosten.
Köln muss zur Klimaneutralität neun Millionen Tonnen Treibhausgase im Jahr einsparen
Zur Vorgeschichte: 2021 beschloss der Stadtrat, dass Köln bis 2035 klimaneutral werden soll. Wie der Weg dahin aussieht, war bislang aber nicht im Detail klar. Deshalb beauftragte der Rat die Verwaltung im Dezember 2022 damit, einen Aktionsplan aufzusetzen, in dem alle Maßnahmen aufgeschlüsselt sind. Als Grundlage dient das Gutachten „Köln klimaneutral 2035“. Der Aktionsplan ist also quasi die Spielanleitung für die Stadt Köln und die städtischen Unternehmen, um ihren Beitrag zur Klimaneutralität der Stadt zu leisten.
Denn: Von den rund neun Millionen Tonnen CO₂ und anderen Treibhausgasen, die Köln jährlich einsparen muss, um bis 2035 klimaneutral zu werden, kann die Verwaltung mitsamt der städtischen und teilstädtischen Unternehmen dem Aktionsplan zufolge realistisch betrachtet nur 30 Prozent (2,7 Millionen Tonnen pro Jahr) und maximal gerechnet 39 Prozent (3,5 Millionen Tonnen pro Jahr) beeinflussen. Der Rest entfällt auf private Unternehmen und die Bürgerinnen und Bürger.
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Verkehrsmaßnahmen fürs Klima nur wenig berücksichtigt
Von dem Anteil, den die Stadt beeinflussen kann, machen die Vorhaben im Aktionsplan Klimaschutz die oben genannten 1,14 Millionen Tonnen Treibhausgas-Einsparungen aus. Von diesen kann die Verwaltung 63 Prozent, und die Unternehmen mit städtischer Beteiligung, wie die Rhein-Energie, die GAG oder die AWB, 37 Prozent beitragen. „Mit dem Aktionsplan Klimaschutz zeigen wir erstmals auf, wie wir die wichtige Zukunftsaufgabe einer klimaneutralen Stadt im Handeln von Verwaltung und städtischen Beteiligungen verankern“, kommentiert Oberbürgermeisterin Henriette Reker.
Von den als realistisch veranschlagten 2,7 Millionen Tonnen Treibhausgasen an Einsparpotenzial der Stadt ist der Aktionsplan allerdings noch weit entfernt. Das liegt zum einen daran, dass noch nicht alle Maßnahmen bilanziert werden konnten, der jetzige Wert ist eine Annäherung. Zum anderen fehlt im Aktionsplan der Großteil des Einsparpotenzials eines entscheidenden Handlungsfeldes: dem Verkehr.
Laut des Gutachtens „Köln klimaneutral 2035“ bietet der Verkehr ein Einsparpotenzial von über zwei Millionen Tonnen CO₂ im Jahr. Im Aktionsplan schlägt sich das aber nur minimal nieder, gerade einmal 33.000 Tonnen Treibhausgas-Einsparung pro Jahr sind festgeschrieben. Der Grund ist, dass das Verkehrsdezernat aktuell parallel am nachhaltigen Mobilitätsplan „Besser durch Köln“ arbeitet. Dem wolle man im Aktionsplan nicht vorweggreifen, heißt es aus dem Klimadezernat.
Gebäudesanierung und Energiewende sollen Treibhausgase einsparen
„Wir setzen mit dem Aktionsplan klare Impulse für mehr und konsequenten Klimaschutz. Gleichzeitig sehen wir aber auch, in welch erheblichem Maße die Anstrengungen weiter intensiviert werden müssen“, sagt Klimadezernent William Wolfgramm. Der Aktionsplan soll deshalb fortgeschrieben werden.
Die bislang aufgeführten Einzelmaßnahmen werden unter sechs Handlungsfeldern gebündelt: Klimaneutrale Gebäude und Quartiere, Energieversorgung, Arbeiten und Wirtschaften, Mobilität und Logistik, Lebensstil und Bildung und kommunale und zivilgesellschaftliche Transformation. Das höchste Einsparpotenzial weist das Handlungsfeld klimaneutrale Gebäude und Quartiere auf.
Kosten in Milliardenhöhe
480.000 Tonnen Treibhausgase pro Jahr können hier den Berechnungen zufolge eingespart werden, am meisten durch die Sanierung von Gebäuden, die der Stadt gehören. Was das kosten wird, kann demnach noch nicht abschließend benannt werden. Die Stadt nennt aber eine vorläufige Summe von 2,6 Milliarden Euro, die sie auch mithilfe von Fördermitteln stemmen will. Allein die Honorarkosten für die Aufsetzung einer Sanierungsstrategie für die städtischen Gebäude werden mit 230.000 Euro veranschlagt. 2024 soll die Strategie entwickelt werden.
Deutliches Einsparpotenzial bietet auch die Energieversorgung. Die Stadt geht davon aus, dass in diesem Handlungsfeld 450.000 Tonnen Treibhausgase pro Jahr eingespart werden können. Im Aktionsplan sticht dabei vor allem der Ausbau von Photovoltaik (PV) hervor. Die Stadt will alle geeigneten Dachflächen von städtischen Gebäuden mit PV-Anlagen ausstatten und auch den Bau von PV-Anlagen auf Freiflächen vorantreiben. Und auch das Thema Windenergie konkretisiert sich in Köln: In den kommenden zwei Jahren will die Stadt der Rhein-Energie Flächen im Kölner Norden bereitstellen, auf denen Windräder gebaut werden können.