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Plakataktion im StadtgebietKölner Klimagenossenschaft macht auf sich aufmerksam

Lesezeit 3 Minuten
Ein Plakat der Klimagenossenschaft „Heute Stadt Morgen“.

500 Plakate der Klimagenossenschaft „Heute Stadt Morgen“ hängen in ganz Köln.

Hunderte Plakate sind in den letzten Tagen in Köln aufgetaucht. Sie bewerben eine Klimagenossenschaft. Was steckt dahinter?

„Für Köln“ steht in großen Lettern auf rotem und blauen Untergrund. Darunter eine Aufforderung: „Werde Mitglied ab 111 Euro“. Großflächige Plakate mit dieser Aufschrift hängen seit einigen Tagen im ganzen Kölner Stadtgebiet. Anbringen lassen hat sie „Heute Stadt Morgen“, eine neue Klimagenossenschaft.

„Heute Stadt Morgen“: Das ist das Konzept der Klimagenossenschaft

Frank Schillig ist einer von drei Vorsitzenden der Genossenschaft. Seit 13 Jahren ist er Geschäftsführer unterschiedlicher Unternehmen zur Entwicklung und Errichtung von erneuerbaren Energieanlagen. Als solcher wurde er zusammen mit vielen anderen Experten aus verschiedenen Bereichen 2021 in den Klimarat der Stadt Köln berufen, nachdem der Stadtrat den Klimanotstand ausgerufen hatte.

Der Klimarat arbeitete als beratendes Gremium bis Ende 2023 einen Klimaschutz-Aktionsplan aus, mit dem Köln bis 2035 klimaneutral werden soll. Während der Diskussionen im Klimarat sei auch die Idee der Klimagenossenschaft entstanden, erklärt Schillig: „Die Stadt Köln selbst verfügt ja nur über einen begrenzten Fuhrpark und Gebäudebestand. So eine Energiegenossenschaft ist ein gutes Instrument, um möglichst viele aus der Stadtgesellschaft beim Klimaschutz mitzunehmen.“

Das Konzept Klimagenossenschaft

Gegründet wurde die Genossenschaft im Juli 2023. Sie soll das Kapital ihrer Mitglieder bündeln, um damit aus der Zivilgesellschaft heraus Projekte für mehr Klimaschutz zu ermögichen. Dabei versteht sich „Heute Stadt Morgen“ explizit nicht als Stiftung, wie Schillig erklärt. Man sei ein Wirtschaftsunternehmen, das sich refinanzieren müsse: „Am Ende muss wenigstens die schwarze Null dastehen.“

Vier Männer und eine Frau lächeln in die Kamera.

Der Vorstand der Klimagenossenschaft bei der Gründung im Juli 2023. Im Bild v.l.n.r. Klaus Eschmann, Dr. Michael Vesper, Dr. Ute Symanski, Frank Schillig und Jörg vom Stein.

Funktionieren könne das zum Beispiel, wenn man den Bau von Solaranlagen gemeinsam bezahle und dann den daraus gewonnenen Strom weiterverkaufe. Oder wenn man E-Ladesäulen aufstelle, für deren Nutzung man Gebühren einnimmt. Den Vertrag für ein erstes Projekt dieser Art habe man im Januar unterzeichnet. Auf den Dächern von fünf Mehrfamilienhäusern der Wohnungsgenossenschaft Köln-Süd in Zollstock werden mit dem Geld der Klimagenossenschaft Photovoltaik-Anlagen aufgebaut.

Über die Nutzung des gemeinsam erwirtschafteten Geldes entscheiden die Mitglieder der Genossenschaft gemeinsam. Ziel sei, die Rendite immer wieder in neue Projekte zu reinvestieren. Mitglied werden kann man schon mit dem Kauf eines Anteils von 111 Euro. Wer mehr Anteile kauft, hat trotzdem immer nur eine Stimme. Diese Basisdemokratie entspräche dem Anspruch der Genossenschaft: „Arm und reich sind gleichgestellt.“

Auf der Suche nach Genossinnen und Genossen

Richtig gut funktionieren könne das Konzept allerdings nur, wenn viele mitmachen und Geld beisteuern: „Unser Ziel ist, dass ein relevanter Teil der Stadtgesellschaft, etwa 10.000 Menschen, Mitglied wird.“ Nachdem die Genossenschaft im Dezember 2023 offiziell im Unternehmensregister eingetragen wurde, geht sie deshalb jetzt auf Mitgliederwerbung.

Mit nach eigenen Angaben mittlerweile 180 Mitgliedern hat man sich seit der Gründung immerhin schon verzehntfacht. 500 Plakate im April und Mai und nochmal 500 Plakate Anfang Juli, sollen noch mehr Menschen auf die Klimagenossenschaft aufmerksam machen. Unterstützung komme dabei vom Kölner Werbeunternehmen Ströer. Das stelle seine Plakatwände kostenfrei zur Verfügung.

Schillig und sein Genossenschaft wollen aber nicht nur um Mitglieder werben. Sie rufen auch interessierte Hausbesitzer, deren Dächer noch nicht mit Solaranlagen ausgestattet sind und die das selber auch nicht stemmen können oder wollen, dazu auf, sich zu melden. Das gleiche gelte für Menschen, die in ihrer Nachbarschaft eine E-Ladesäule brauchen. Man würde sich die Situationen dann anschauen und gemeinsam entscheiden, ob die Genossenschaft sich dem Projekt annimmt.