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Blau-weißes Zelt auf dem NeumarktRoncalli spielt 69 Shows in Köln –Tochter Lili zurück in der Manege

Lesezeit 4 Minuten
Roncalli-Chef Bernhard Paul mit Tochter Lilli Paul-Roncall vor einem Karussellpferd.

Roncalli-Chef Bernhard Paul mit Tochter Lilli Paul-Roncalli.

Komik, Poesie, Akrobatik: Das vereint der Roncalli-Zirkus in seinem Programm. Am 12. April ist Premiere.

Bernhard Paul hält ein Foto in die Höhe, das ihn mit dem Künstler Keith Haring abbildet. Der Zylinder auf dem Bild hat der 1990 verstorbene amerikanische Künstler für den Zirkusdirektor höchstpersönlich handbemalt. „Er war in Frankfurt bei einem Gastspiel.“ Kurze Zeit später starb er. Daher habe der Zylinder eine besondere Bedeutung für den Roncalli-Chef.

Haring, Frida Kahlo, Andy Warhol: Das neue Roncalli-Gastspiel „ArtistART“ ist eine Hommage an die Kunstwelt. Nach zwei Jahren kehrt Roncalli an seinen angestammten Platz zurück. Das blau-weiße Zelt steht ab Freitag auf dem Neumarkt, Premiere ist am Freitag, 12. April um 19.30 Uhr. Bis zum 26. Mai finden an 35 Spieltagen 69 Shows statt.

Zur Vorstellung des neuen Programms luden Zirkusdirektor Paul und Tochter Lili Paul-Roncalli am Donnerstag in die Halle der Kreissparkasse am Neumarkt. Dort wurde auch eine kleine Ausstellung eröffnet, die Besucherinnen und Besucher ab sofort bis zum 17. April sehen können: ein historischer Kassenwagen ist dort zu bestaunen sowie Kostüme und das Roncalli-Zelt in Miniatur.

Roncalli: Großer Erfolg in New York

Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Köln, Alexander Wüerst, begrüßte den 76 Jahre alten Direktor. Er lobte dessen unternehmerisches Geschick und würdigte Pauls Lebenswerk. „Ich finde es toll, wenn der Neumarkt mit dem Zirkus positive Schlagzeilen macht“, so Wüerst.

Wer Paul kennt, weiß, dass er mit Kritik an der Stadt Köln nicht spart: Themen gibt es viele. Paul möchte am liebsten seinen Traum von einem Zirkusmuseum in Köln erfüllt sehen. Doch die Stadt rühre sich nicht. Als leidenschaftlicher Sammler hat der gebürtige Österreicher schon Beachtliches aufbewahrt: Gitarren von Rockgrößen, ein Originalkostüm von Marlene Dietrich und weitere Preziosen befinden sich in seinem Besitz.

Auch ärgert er sich darüber, dass er in Hamburg oder Hannover Roncalli-Weihnachtsmärkte veranstalten darf; in Köln aber nach eigener Aussage schon drei Absagen kassiert habe. „Aber ich bin nicht hier, um zu klagen. Ich freue mich auf das Gastspiel und die Kölner freuen sich auch.“ Positiv gestimmt vom fulminanten Erfolg in New York, wo Roncalli Ende 2023 erstmals zwei Monate gastiert hat, soll der Zirkus in seiner typischen Manier unterhalten: „Es gibt Poetisches, Komisches, aber auch Hochakrobatisches“, so Paul.

Das blaue-weiße Roncalli-Zelt in Miniatur ist in der Roncalli-Austellung in der Halle der Kreissparkasse am Neumarkt zu sehen.

Das blaue-weiße Roncalli-Zelt in Miniatur ist in der Roncalli-Austellung in der Halle der Kreissparkasse am Neumarkt zu sehen.

Lili Paul-Roncalli nach acht Jahren in der Kölner Manege zurück

Ganz besonders ist dieses Mal, dass Tochter Lili nach achtjähriger Pause zurück in der Manege ist. Hier präsentiert sie täglich ihre akrobatischen Künste. In der Zwischenzeit habe sie sich um ihre Ausbildung gekümmert, dann war Corona und zuletzt gewann sie 2020 bei der TV-Show „Let’s Dance“. „Jetzt bin ich sechs Wochen zu Hause, ich sehe Roncalli nicht nur als Unternehmen, sondern für mich bedeutet es Heimat und eine glückliche Kindheit“, sagt die jüngste Tochter von Paul.

Zwei Acts hat der Zirkuschef von Übersee an den Rhein geholt: Andrey Romanovsky vertritt das seltene Genre des „Klischnigg“, bei dem der Artist seinen Körper über das normale Maß hinaus nach vorne beugt. Auch Jongleur Noel Aguilar war beim „Big Apple“-Circus dabei: Der Mexikaner ist in einer Artistenfamilie aufgewachsen und gewann mehrere Preise. Schon seit 2005 mit von der Partie ist Clown Gensi. Der Spanier sei „ein Markenzeichen, ein Freund“, sagt Paul.

Zirkus suchte nach Talenten aus südamerikanischen Ländern

Ansonsten seien die Acts alle neu ausgewählt und zusammengesetzt, Kostüme und Maske für Roncalli passend gemacht. Die Auswahl von Artisten etwa auf Zirkusfestivals sei ein ganz eigenes Thema, sagt Paul. Traditionellerweise schaue man sich für Clown-Nummern in Russland und in der Ukraine um, doch aufgrund des Krieges sei die Lage schwierig. „Daher suchen wir nach Talenten aus Peru und anderen südamerikanischen Ländern, die man früher nicht auf dem Schirm hatte, weil sie zu weit weg waren“.

Paul, der selbst jahrelang als Clown Zippo dem Publikum gegenüberstand, verriet, dass Clowns schwierige Menschen seien. „Ich habe schon die unglaublichsten Sachen erlebt.“ Aus seiner Kindheit erzählt der Zirkuschef, wie er nur ein müdes Lächeln erntete, wenn er sagte, er wolle Clown werden. „Ich musste erst Zirkusdirektor werden, um Clown zu sein.“

Circus Roncalli, Neumarkt, Premiere am 12. April. Tickets kosten je nach Rang und Platz zwischen 13,50 Euro und 81 Euro. Diese Preise gelten für die Zirkuskasse, für Vorverkaufsstellen gelten jeweils andere Gebühren.