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Samy Orfgen schreibt AutobiographieDie Geierwally vom Kölner Barbarossaplatz

Lesezeit 3 Minuten

In ihrer Wohnküche spricht Samy Orfgen über ihre Schauspiel-Karriere und ihr Leben davor und danach.

Köln – „Seit rund drei Jahren genieße ich mein Rentner-Leben. Und es gefällt mir richtig gut“, sagt Schauspielerin Samy Orfgen kurz nach ihrem 68. Geburtstag. „Es gibt zwar noch Angebote, aber das ist oft nur für einen Drehtag mit fünf Sätzen oder so. Da habe ich keine Lust dran. So etwas brauche ich nicht mehr.“ Doch so ganz und endgültig verabschiedet hat sie sich vom Leben auf der Bühne oder vor der Fernsehkamera noch nicht. „Offiziell war der Abschied aus dem Millowitsch-Theater das Finale meiner Karriere, aber bei einer tollen Produktion würde ich auch »ömesöns« mitmachen.“ Eine Traumrolle hat sie da für sich durchaus im Kopf. „Ein kölscher Krimi. So eine rheinische Miss Marple. Das wäre was. Diese Idee spukt schon lange in meinem Kopf herum. Aber über einen Trailer, der mal vor ein paar Jahren gedreht wurde, ist das Projekt leider nicht rausgekommen.“

Die freie Zeit („Rentner haben ja nie Zeit. Das geht mir auch so. Ich habe ständig irgendwelche Verabredungen“) hat Orfgen in den vergangenen Monaten genutzt, um ihre Biografie zu schreiben. Sie hat lange über ihr Leben nachgedacht und die wichtigen Stationen der Journalistin Monika Salchert – Mitarbeiterin des „Kölner Stadt-Anzeiger“ – erzählt. Herausgekommen ist auf 143 Seiten die Autobiografie „Die Geierwally vom Barbarossaplatz“.

Legendäre Auftritte in der Filmdose

Schließlich war die Rolle der „Geierwally“ 1984 unter der Regie von Walter Bockmayer mit Dirk Bach und Ralph Morgenstern in der Filmdose (350 Aufführungen) und später auf der Kino-Leinwand ihr großer Durchbruch. „Zum Volkstheater bin ich als Quereinsteigerin gekommen, ich war gelernte Dolmetscherin für Spanisch und Englisch.“ Dabei hatte das Theater-Hobby mit einem Blackout begonnen. Ihr erster Satz als Putzfrau im Theater Cordial war „Tach zesamme“, dem ein längerer Monolog folgen sollte. Doch ein Bekannter im Publikum antwortete laut „Tach Samy“. Schon hatte sie den Text vergessen. Heute kann sie darüber lachen.

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Neben und nach der „Geierwally“ trat Orfgen für kleines oder für gar kein Geld am Theater der Keller und am Bauturm auf , wo Katharina Eisenlohr, eine Tochter von Willy Millowitsch Miteigentümerin war. „Von dort sollte ich einen Abend quer über die Straße beim Chef vorsprechen, dem ein Darsteller ausgefallen war. Mir schlotterten die Knie, Millowitsch war mein Kindheitstraum, aber er hat mich engagiert. „Das Mädchen aus dem Fahrstuhl“ war ihr erstes Stück. „Das Publikum hat mich gleich angenommen, und ich fühlte mich zu Hause.“

Drei Produktionen blieb sie im Ensemble, auch im ersten Schwank von Peter Millowitsch war sie dabei. „Danach hat der mich nicht mehr gefragt, weil ich eine Hauptrolle in der WDR-Serie »Die Anrheiner« hatte.“ Da spielte sie die Köchin Lisa – an der Seite von Lotti und Hildegard Krekel, Ernst Hilbich, Tommy Engel und anderen. Erst als die Serie ausgelaufen war, kehrte sie nach 18 Jahren auf die Millowitsch-Bühne zurück. „Zwei Jahre später ging ich in Rente, ich hatte gut vorgesorgt. Langeweile kenne ich nicht.“ Verheiratet war sie im wahren Leben nie, „auf der Bühne aber oft.“ Nun möchte sie noch vereisen , nach Indien und Mexiko, und vielleicht das Rauchen aufgeben. „Ich rauche seitdem ich 16 bin. Ich habe mehrmals versucht, es mir abzugewöhnen, aber das hat nicht geklappt. Dafür ernähre mich gesund und lege oft eine Zumba-Kassette auf. Dann tanze ich durch die Bude.“

Samy Orfgen, die Autobiografie , erschienen im Marzellen-Verlag kostet 14,95 Euro. Aus ihrem Leben erzählt Orfgen auch bei der Talkrunde „Kölner Abend“ am 7. Mai (Dienstag) um 19 Uhr in der Volksbühne am Rudolfplatz. Karten: 22 Euro.