Köln – Sanierungen, Notquartiere, Umzüge – fast alle Kölner Museen arbeiten zur Zeit mit größeren Hemmnissen. Und das wird sich so schnell nicht ändern.
Historische Mitte
Die Historische Mitte gehört zu den wenigen Prestigeprojekten in Köln, die von einer großen Mehrheit getragen werden. Das hängt auch damit zusammen, dass Oberbürgermeisterin Henriette Reker den Bau eines neuen Stadtmuseums und Kurienhauses ebenso stark befördert hat wie ihr Amtsvorgänger Jürgen Roters (SPD). Das führt dazu, dass die von Grünen und CDU getragene Reker auch von der ihr oppositionell gegenüberstehenden SPD in diesem Fall keinen Gegenwind zu bekämpfen hatte.
Zwar werden einzelne Stimmen laut, die das für die Kölner Stadtentwicklung zentrale Projekt infrage stellen wollen, doch es gilt als extrem wahrscheinlich, dass der Stadtrat einen positiven Baubeschluss fassen wird. Das resultiert zum einen aus einem Mangel an Alternativen. Würde die Historische Mitte doch noch scheitern, stünde plötzlich ein Grundstück in allerbester Lage neben dem Dom leer, da der Abbruch des alten Kurienhauses und des maroden Verwaltungsgebäude des Römisch-Germanischen-Museums gesetzt ist. Zum anderen hat die Hohe Domkirche, die bei diesem Projekt der starke Partner an der Seite der Stadtverwaltung ist, bereits angekündigt, notfalls alleine neu bauen zu wollen.
Unter dem Motto „Köln bewegen“ wollen wir die Zukunft der Kulturstadt Köln zur Diskussion stellen. Im Anschluss an das „Kölngold“-Projekt des Verlegers Michael Wienand geht es um architektonische Visionen für die Stadt, um die Vermarktung der reichen Museumsschätze, um lokale Initiativen und bürgerschaftliches Engagement.
Der Imageschaden für Köln wäre einmal mehr gewaltig, wenn ein so wichtiger Neubau im Herzen der Stadt nach so vielen Jahren auf den letzten Metern doch noch scheitern sollte. Genau deshalb ist das wohl vor allem ein letztes Aufbäumen derjenigen, die eine Historische Mitte schon immer für überflüssig gehalten haben. Dabei zeigt der Siegerentwurf von Staab Architekten auf, welch ein Potenzial in einer Historischen Mitte liegen würde.
Es entstünde etwa ein neuer Platz mit Außengastronomie direkt am Dom. Und die Stadtgeschichte ließe sich in Verbindung mit dem benachbarten Römisch-Germanischen Museum aus einem Guss erzählen. Für Ärger sorgte zuletzt, dass die Politik in der nächsten Ratssitzung bereits Geld für die Planung zur Verfügung stellen soll, das üblicherweise erst nach einem Baubeschluss fließen würde – der kommt aber erst 2023.
Ostasiatisches Museum
Das Museum für Ostasiatische Kunst wurde vor 44 Jahren nach einem Entwurf des japanischen Architekten Kunio Mayekawa gebaut. Das Gebäude steht seit 2011 auf Grund der architektonischen Qualität und als bedeutendes Beispiel japanischer Baukunst unter Denkmalschutz. Bis 2014 wurde das Gebäude umfangreich saniert und dann wiedereröffnet.
Die Gebäudewirtschaft hat allerdings bereits erneuten Sanierungsbedarf angemeldet. Dabei geht es vor allem darum, den Energiebedarf zu senken. Das Foyer und die große Glasfassade bereiten besonders große Probleme.
Rautenstrauch-Joest-Museum
Länger als ein Jahrzehnt hat der Streit um Baumängel am neuen Rautenstrauch-Joest-Museum an der Cäcilienstraße die Stadtverwaltung und die Baufirmen beschäftigt und auch gelähmt. Ein außergerichtlicher Vergleich hat nun das Gezerre beendet : Die Bauunternehmen übernehmen zehn Jahre lang den technischen Betrieb des Gebäudes. Sie verpflichten sich, sämtliche Anlagen des Gebäudes zu warten und zu unterhalten sowie Mängel zu beseitigen. Dafür erhalten die Firmen von der Verwaltung rund 1,5 Millionen Euro jährlich.
Die Verkehrssicherung und der Betrieb liegen damit in der Verantwortung der Arbeitsgemeinschaft, so die Stadt. Nach der Eröffnung des Museumskomplexes hatte die Stadt etliche Mängel geltend gemacht, unter anderem beim Brandschutz und der Klimaanlage. Die Gebäudewirtschaft bezifferte die Sanierungs- und Reparaturkosten auf mehr als 30 Millionen Euro. Die Bauunternehmen, die eine Arbeitsgemeinschaft gebildet hatten, forderten von ihrem Auftraggeber mehr als 15 Millionen Euro für zusätzlich erbrachte Leistungen.
Stadtmuseum
Das Stadtmuseum soll wieder sichtbar werden. Das ist das zentrale Ziel des Hauses, das in einer fernen Zukunft einmal Teil der „Historischen Mitte“ am Roncalliplatz sein soll. Angesichts der desolaten Lage im Zeughaus wird das Museum eine – natürlich verkleinerte Schau – im ehemaligen Modehaus Sauer an der Minoritenstraße zeigen. Ein Übergangsquartier zwar, aber doch ein Neuanfang, nachdem die ständige Ausstellung über Jahrzehnte nicht verändert worden war. Auch der Name soll von Neuem künden – Köln-Museum soll das Haus künftig heißen. Gegen die finale Lösung am Roncalliplatz wettert vor allem die FDP: Sie möchte das Zeughaus nicht aufgeben.
Museum Ludwig
Das 35 Jahre alte Gebäudeensemble aus dem Museum Ludwig und der Philharmonie neben dem Dom kommt langsam in die Jahre, so dass sich eine äußerst umfangreiche Generalsanierung anbahnt. In sechs bis acht Jahren sollen die Bauarbeiten starten, um den Verfall frühzeitig aufzuhalten. Denn marode sind die beiden Gebäude derzeit noch nicht, sie offenbaren allerdings einige Schwachstellen. Wie teuer das Großprojekt wird, ist zurzeit noch völlig unklar. Es kursiert zwar eine Summe von rund einer Milliarde Euro, diese ist jedoch nicht belastbar, weil für eine Berechnung der Summe bislang überhaupt keine Grundlage existiert. Es ist aber sicherlich mit einem dreistelligen Millionenbetrag zu rechnen, vor allem angesichts der stark gestiegenen Baukosten.
Die städtische Gebäudewirtschaft plant Anfang kommenden Jahres eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben, um herauszufinden, wie groß der Sanierungsbedarf tatsächlich ist und um daraus schließlich eine verlässliche Kostenprognose abgeben zu können. Eine zentrale Fragestellung wird dabei auch sein, ob der Museums- beziehungsweise der Spielbetrieb während der Sanierung aufrechterhalten werden kann oder ob Ausweichquartiere notwendig sind.
Wallraf-Richartz-Museum
Eigentlich ist das von Architektur-Großmeister Oswald Mathias Ungers entworfene Haus eine Perle unter den Kölner Museen und lockt mit Ausstellungen wie zuletzt „Inside Rembrandt“ ein internationales Publikum nach Köln. Doch auch hier gibt es Sanierungsbedarf: Durch das Flachdach des markanten Gebäudes neben dem Rathaus dringt Wasser ein, was gerade für ein Museum misslich ist.Nun muss das Dach aufwendig saniert werden, dabei wird mit Kosten in Höhe von 1,34 Millionen Euro gerechnet.
Ebenfalls eine Dauerbaustelle, obwohl bislang noch nicht einmal begonnen, ist der seit Jahrzehnten geplante Erweiterungsbau im Osten des Hauses, in dem die Sammlung Corboud untergebracht werden soll. Die Erweiterung nach Plänen des Schweizer Architekturbüros Christ & Gantenbein soll im Mai 2026 fertig werden . Auch das bleibt abzuwarten.
Museum für angewandte Kunst
Die Sanierung des Museums für Angewandte Kunst Köln (MAKK) läuft bereits seit einigen Jahren. Probleme bereitet vor allem der Austausch der 267 symmetrisch angeordneten Fenster. Da das beim Bau in den 1950er Jahre verwendete Modell nicht mehr erhältlich ist, mussten eigens für das MAKK neue Fenster entwickelt werden, welche moderne Ansprüche an energetische Standards erfüllen. Beim Einbau der Fenster kam es ebenfalls zu Problemen.
Jüdisches Museum
Eigentlich sollte es schon eröffnet sein. Doch wie überall geht es auch beim Jüdischen Museum und der Archäologischen Zone vor dem Rathaus nur schleppend voran. Zwar wächst das markante Stahlskelett des Gebäudes nach Jahren vornehmlich unterirdischer Arbeiten nun endlich sichtbar in die Höhe. Doch auch hier haben Verzögerungen, Neuausschreibungen und drastisch gestiegene Materialkosten, etwa beim Stahl, zu erheblichen Preissteigerungen geführt. Momentan werden 127 Millionen Euro als Baukosten genannt, aber auch auf diese Summe gibt es keine Garantie. Genauso wenig wie auf den auf 2025 verschobenen Eröffnungstermin.
Römisch-Germanisches Museum
Die Generalsanierung des Römisch-Germanischen-Museums (RGM) neben dem Dom soll 2023 beginnen. Die nächste Kostenschätzung soll auf Grundlage vertiefter Erkenntnisse und einer Neubewertung von Risiken deutlich über der Prognose aus dem Jahr 2015 liegen. Damals hieß es, die Modernisierung werde 42 Millionen Euro kosten. Die Stadt ermittelte nach und nach weitere Erkenntnisse und Risiken und erstellt jetzt eine Kostenermittlung mit höherer Genauigkeit. Als Gründe für die Kostensteigerung nennt die Stadt den in den vergangenen sechs Jahren deutlich gestiegenen Baupreisindex, veränderte Auflagen des Denkmalschutzes und eine erneuerte Konzeption für die Ausstellung. Das RGM ist bis 2026 im Ausweichquartier Belgisches Haus am Neumarkt untergebracht.