Schull- und VeedelszöchDie Sieger stehen fest, es war verdammt knapp
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Köln – Strahlender Sonnenschein herrschte zwar nicht, aber davon ließen sich die Jecken am Fastelovends-Sundaach nicht unterkriegen. Trotz Nieselregen herrscht gute Laune bei den Schull- und Veedelszöch, die ab 11.11 Uhr durch die Straßen zogen.
20:00 Uhr Sieger der Veedelsgruppen
Die Jury hat ihr Ergebnis verkündet. Die folgenden Veedelsgruppen dürfen morgen im Rosenmontagszug mitlaufen.
Sieger in der Kategorie Fußgruppe ist der „Stammdesch Kölsche Sonnekinder“.
Die Teilnehmer legten den Zugweg verkleidet als Liebesschloss zurück und nahmen damit Bezug auf die abertausenden Schlösser, die an der Hohenzollernbrücke hängen.
Bei den Wagengruppen hat die „Jecke Öhrcher KG von 2014“ gewonnen.
Die „Jecke Öhrcher“ sind ein Förderverein für Menschen, die nicht gut oder gar nicht hören können und liefen als Schnecken verkleidet im Zug mit. Denn Schnecken können ebenfalls nicht hören, kommen aber mithilfe ihrer verschiedenen anderer Sinne gut zurecht.
Gleichauf in der Gunst der Jury mit 210 Wertungspunkten lag die Wagengruppe Pulse of Europe. Erst mit der Alles entscheidenden Stichwahl der Jury holten sich die „Jecke Öhrcher“ den Sieg.
Der Originalitätspreis geht in diesem Jahr an die „Katholische Jugend rund um den Chlodwigplatz“.
„Kölle? Schwam drüvver!“ist das Motto dieser Gruppe, die mit zahlreichen Schwämmen verkleidet war. Kritische und politische Themen werden bekanntlich in der Domstadt gerne weggewischt - eben Schwam drüver.
Gegen 19 Uhr erwarten wir das Ergebnis der Jury, die die Gruppen der Veedelszöch bewertet. Bei so vielen tollen Kostümen wird das gewiss eine schwere Wahl.
Bei den Mitgliedern des Vereins „De löstige Reechterinne“handelt es sich ausnahmslos um Richterinnen an Gerichten in Köln und der Umgebung.
Ein herzliches Dankeschön an alle Wagenengel, die an den Rädern aller Fahrzeuge mitlaufen, und aufpassen, dass keine Unfälle passieren!
Herrlich farbenfroh! Die Kostüme des „Stammdesch Kölsche Klüngel“ fallen auf.
Gleich drei katholische und evangelische Jugendeinrichtungen haben sich für die Teilnahme am Zug zusammengetan und tragen einen Fisch auf dem Kopf. Mit diesem christlichen Symbol wollen sie gegen den Strom schwimmen - für mehr Toleranz, Friedlichkeit und Freude am Fasteleer.
Fastelovend im Weltall. Die „Kölschen Fründe vun 1995“aus Ossendorf starten zur Marsmission. Die Raketen auf ihrem Rücken werden - natürlich - mit Kölsch angetrieben.
Mehr Kölsche Sproch in den Kölner Grundschulen fordert die Gruppe Kölsche Mädcher-Kölsche Junge in ihren rot weißen Glitzerkostümen.
Selbst Hänneschen und Bärbelchen können sich bei den „Löstije Eierköpp“die teuren Mieten in der Stadt nicht mehr leisten und müssen nach „JWD“ ziehen.
Die grauen Ecken Kölns will diese Braunsfelder Karnevalsgruppe symbolisch begrünen. „Von grau zu grün“ ist ihr Motto.
Die Katholische Jugend hat den Elektro-Jeck erfunden und persifliert, dass heute jeder immer irgendwas aufladen muss.
Insgesamt 332 Fahrzeuge mussten auf dem Zugweg abgeschleppt werden. Von Samstag, 23 Uhr, bis Sonntag, 9 Uhr, war der Verkehrsdienst des Ordnungsamts im Einsatz. 445 Verwarnungen wurden erteilt.
Der Umzug der Veedelsvereine ist noch aus einem anderen Grund hochspannend: Drei der 52 Vereine dürfen morgen im Rosenmontagszug mitlaufen. In den Kategorien Fußgruppe, Wagengruppe und originellste Gruppe ermittelt am Nachmittag eine 40-köpfige Jury den Gewinner.
Rund 400 Helfer der vier großen Hilfsorganisationen Arbeiter-Samariter-Bund, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter-Unfall-Hilfe und Malteser Hilfsdienst sind rund um die Kölner Schull- und Veedelszöch für die Jecken im Einsatz. Auch Helfer aus dem Ausland nutzen die Chance, im Kölner Karneval Einsatzerfahrung zu sammeln. In diesem Jahr sind Helfer des monegassischen Roten Kreuzes vor Ort.
Jetzt beginnen die Veedelszöch
Halbzeit bei den Schull- und Veedelszöch. 53 Schulen liefen mit zusammen rund 3.800 Teilnehmern in den letzten Stunden an den Zuschauern vorbei. Nun folgen 52 Vereine, die nochmals rund 2.700 Teilnehmern mitbringen. Den Anfang bei den Vereinen machen die „Original Negerköpp vun 1929 e. V.“. Unterstützung bekommen sie in diesem Jahr gleich von drei Partnervereinen.
Trotz Rollstuhl unterwegs im Karneval. Bei den Schull- un Veedelszöch ist das selbstverständlich.
Noch immer warten tausende großer und kleiner Pänz am Zugweg auf Kamelle. Das Wurfmaterial zahlen die Teilnehmer übrigens selbst. Finanziell unterstützt werden sie dabei von Prinzengarde, Ehrengarde und den Roten Funken.
Eine Menge Musik ist heute in der Altstadt unterwegs. Bei den Schulen und Veedels-Vereinen gehen insgesamt fast 800 Musikern mit ihren Instrumenten mit.
Noch mehr Bienchen. Das Humboldt-Gymnasium hat einen neuen Schulleiter, ein neues Gebäude und ein neues Bienevolk. Weil alles gut zusammenwachsen soll haben sie sich als Pflanzen und Bienen verkleidet.
13:58 Uhr
Alle Kirchen in der Südstadt läuten ihre Glocken. Vor genau zehn Jahren stürzte am 03. März 2009 das Historische Archiv der Stadt Köln ein. Zwei Menschen kamen damals ums Leben. Der Schaden geht in die Milliarden. Zahlreiche historische Dokumente gingen unwiderbringlich verloren. In einer Schweigeminute gedenkt die Stadt heute den Opfern des Unglücks.
Diese beiden Herren tragen kein Kostüm sondern ihre Arbeitskleidung. Zusätzlich zu den Sicherheitsdiensten sind auch 150 ehrenamtliche Zugordner im Zug unterwegs.
Während der Sanierung der Königin-Luise-Schule sollen die Schüler in Containern auf dem Schulhof lernen. Doch aus Platzmangel müssen dafür nicht nur der Schulgarten sondern auch ein 80 Jahre alter Magnolienbaum weichen. So sehr sich die Schüler über die Generalinstandsetzung ihrer Schule freuen, umso treuriger sind sie um das verlorene Grün. Ihre Forderung: Stellt die Container doch einfach daneben! „Unser Grön soll üvverlevve, dot die Container doch donevve. Viva Magnolia!“
Diese drei Mädels vom Hölderlin-Gymnasium tragen Uhren auf dem Kopf - und das nicht ohne Grund. Die Schüler freuen sich über die wiedergewonnenen „goldenen Zeiten“, die ihnen die Rückkehr zum G9-Schulsystem mit neun anstelle von nur acht Schuljahren bringt. Ihr Motto: „Uns herrlich goldene Zick - mer stibitze dich zeröck!“
Ein bisschen Regen schreckt weder Zuschauer noch Teilnehmer ab. Sie sind bestens auf das Wetter vorbereitet. Auch die meisten Teilnehmer laufen mit Regencapes.
ÜverALL, also auch im Weltraum, ist der kölsche Fastelovend schon angekommen meint die Kölner Domsingschule und hat sich passend dazu als Astronauten verkleidet.
Strahlende Kinderaugen an der Severinstraße. Trotz Regenwetters säumen tausende junge Jecken den Zugweg und wollen ihre Kamellebüggel füllen.
Viele Kölner Schulgebäude sind in die Jahren gekommen und baufällig. Ein wichtiges Thema, auf das diese kleinen Bauarbeiten aufmerksam machen wollen.
„Uns Kölle, uns Schull - uns Paradies“ ist das Motto des Erzbischöflichen Ursulinengymnasiums. Die Schüler wollen die Kölsche Lebensart widerspiegeln. Funktioniert!
Es geht los!
Die Schull- und Veedelszöch sind eigentlich zwei Züge. Den Beginn bilden traditionell die Schullzöch. Freuen wir uns auf 53 Schulen, die in diesem Jahr im Zug mitlaufen.
53 Schulen gehen mit ihren Pänz an den Start, um zu tanzen, Kamelle zu verteilen, und so mit ordentlich Stimmung und Farbe dem grauen Wetter zu zeigen: Mer fiere Karneval he en unserem Veedel.
Sieger laufen an Rosenmontag mit
Unterstützt werden die kleinen Jecken von rund 54 kölschen Nachbarschaftsvereinen. Für die geht es neben dem Spaß auch darum, die Jury mit ihren Kostümen und Mottos zu überzeugen und so einen der begehrten Plätze im Rosenmontagszoch zu ergattern.
Aus drei Kategorien (eine Fuß-, eine Wagengruppe und die originellste Gruppe) wird von der 40-köpfigen Jury dann jeweils ein Sieger ernannt, der dann am Montag beim Rosenmontagszug mitlaufen darf. (red)