Raderberg – Stadtverwaltung und GAG treiben das erste Bauvorhaben der Parkstadt Süd voran. Nachdem das Planungskonzept für ein Grundstück zwischen Sechtemer und Bonner Straße 14 Tage lang öffentlich auslag, veröffentlichte das Planungsamt nun seine Stellungnahme zu den Eingaben von Bürgern, Behörden und Unternehmen. Auf dieser Grundlage soll die GAG nun einen detaillierten Plan ausarbeiten – vorausgesetzt die zuständigen Gremien stimmen diesem Vorgehen im Januar zu.
Das Grundstück gehört bereits heute der GAG, dem städtisch kontrollierten Wohnungsunternehmen. Statt der bislang 45 Wohnungen soll ein neuer Wohnblock mit bis zu 210 Wohnungen entstehen, in achtgeschossigen Bauten und einem 15-stöckigen Hochhaus. Weil noch unklar ist, wann und ob der Großmarkt verlagert werden soll, sind für das erste konkrete Vorhaben im insgesamt 115 Hektar großen Entwicklungsgebiet zwischen Rhein und Südstadion offenbar einige Kompromisse nötig.
Aus den Unterlagen geht hervor, dass die Sechtemer Straße nach Westen verschoben werden soll. Die Rheinenergie äußert deshalb Bedenken. Sämtliche Leitungen im Untergrund müssten somit ebenfalls verlegt werden. Das könne erst geschehen, wenn Ersatz zur Verfügung stünde, so das Unternehmen. Die Stadt reagiert mit dem Verweis auf die „großflächige Neustrukturierung“ des Gebiets, das für die Verlängerung des Grüngürtels und das neue Quartier Parkstadt Süd ohnehin umgestaltet werden soll. Wie künftig Trassen und Leitungen verlaufen sollen, werde „frühzeitig“ mit dem Stadtwerke-Konzern, zu dem die Rheinenergie gehört, abgesprochen. Für die Parkstadt Süd sind drei Kindertagesstätten vorgesehen, nicht jedoch an der Sechtemer Straße. Die Stadt stellt stattdessen eine vorübergehende Schaffung von zusätzlichen Kita-Plätzen in „angemessener Nähe“ in Aussicht. Ob Ähnliches analog für die benötigten Schulplätze gelten wird, ist den Unterlagen nicht zu entnehmen.
Die Lärmbelastung für die künftigen Bewohner soll durch Gutachter untersucht werden. Vor dem Wohnblock soll in den nächsten Jahren die Nord-Süd-Stadtbahn bis zum Bonner Verteiler fahren. Das Ende des unterirdischen Tunnels und die Haltestelle Marktstraße sind bereits sichtbar. Für eine gewisse Zeit wird wohl außerdem ein Recyclingbetrieb auf dem angrenzenden Großmarkt ansässig bleiben. Auch das müssen die Architekten bei der Planung berücksichtigen. Gleichwohl verhandle die Stadtverwaltung mit dem Unternehmen über eine Verlagerung. Das Begleitgremium für die Planung der Parkstadt Süd hat sich nicht zum Vorhaben der GAG geäußert. Grund sei, dass es seine Arbeit noch nicht aufgenommen habe. Die Stadt kündigt die konstituierende Sitzung für das kommende Frühjahr an. Erstmals ist die Rede von öffentlichen Sitzungen, die folgen sollen. Das Gremium ist mit Politikern, Experten, aber auch Vertretern der Stadtgesellschaft besetzt.
Kritik an der Höhe der Gebäude, insbesondere an den 15 Stockwerken des Hochhauses, und der Dichte der Bebauung weist die Stadt zurück. Es werde im weiteren Verfahren untersucht, welche Auswirkungen auf die Umgebung zu erwarten seien. Für die Parkstadt sind zwei weitere Hochhäuser und eine insgesamt dichte Bebauung vorgesehen. Angesichts des „enormen Wohnraumbedarfs“ sei das angemessen. So ließe sich verhindern, dass Köln auf freien Flächen am Stadtrand wachsen müsse. Die gute Anbindung an den ÖPNV, die Nähe zur Innenstadt und eine Gestaltung des Viertels, in dem sich dichte Bebauung und Grünbereiche abwechseln, seien Gründe, möglichst viele Wohnungen, Büro- und Gewerberäume zu schaffen.
URBANES GEBIET
210 GAG-Wohnungen in einem 15 Stockwerke hohen Haus und anschließenden niedrigeren Gebäuden sollen an der Sechtemer Straße entstehen, 30 Prozent davon für Mieter mit Wohnberechtigungsschein. Der Abbruch der bestehenden Gebäude soll im Frühjahr 2021 beginnen. Das Stadtplanungsamt schlägt vor, ein „urbanes Gebiet“ auszuweisen. Damit würde eine neue rechtliche Kategorie genutzt, die Gewerbe, kulturelle und soziale Einrichtungen neben Wohnungen zulässt, sofern die Betriebe das Wohnen „nicht wesentlich stören“. (phh)