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SensationsfundSkizze vom Kölner Dom aus dem 14. Jahrhundert aufgetaucht

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Dieser Pergamentschnipsel zeigt einen Teil einer Architekturskizze für die Westfassade des Kölner Domes.

Düsseldorf – Peter Füssenich, stellvertretender Dombaumeister, spricht von einem „sensationellen Fund“: In der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf ist völlig unerwartet eine mittelalterliche Architekturskizze für den Kölner Dom aufgetaucht. Und zwar im Zusammenhang mit einem eigentlich völlig unspektakulären Schriftstück. Bei der Handschrift Ms. B 51 handelt es sich nach Angaben der Bibliothek um eine Abschrift von Werken des frühchristlichen Autors Johannes Cassianus. Für den ursprünglichen Einband des Buches waren Pergamentfragmente verwendet worden, „auf denen sich zwei Ausschnitte einer professionell, wohl im späten 14. Jahrhundert ausgeführten Architekturzeichnung befinden“, teilte die Uni mit.

Dass es sich dabei um – nicht ausgeführte – Pläne für das dritte und vierte Turmgeschoss der Westfassade des Kölner Domes handelte, hat der Kunsthistoriker Prof. Norbert Nussbaum von der Kölner Universität herausgefunden – seine ausführlichen Untersuchungsergebnisse sind im aktuellen Kölner Domblatt des Zentral-Dombau-Vereins nachzulesen, das am heutigen Freitag vorgestellt wird.

Bauhütte in Abteikirche?

Die Handschrift ist laut Nussbaum in der Zisterzienserabtei Altenberg entstanden, wohl im 12. und 14. Jahrhundert. Im späten 15. Jahrhundert habe man die beiden Cassianus-Texte eingebunden. Es sei „offenkundig“, schreibt Nussbaum, dass sich die Werkstatt zum Einbinden ausgemusterter Pergamentreste bediente, „wie sie gemeinhin zu diesem Zweck vorgehalten wurden“. Auf diesem Weg der Resteverwertung seien Zeichnungen in den Bestand der Werkstatt gekommen, „die nicht als anderweitig bewahrenswert erachtet wurden“. Offenbar eine Fehleinschätzung, wie sich jetzt herausstellt.

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Aber wie kamen die Kölner Skizzen nach Altenberg? Nach den Worten des Kunsthistorikers muss für den Bau der gotischen Abteikirche im Bergischen eine Bauhütte bestanden haben, „die Planer und Steinmetze aus dem näheren und weiteren Umfeld anzog“. So habe wohl ein für Altenberg angeworbener Werkmeister die Zeichnungen aus einem früheren Arbeitsverhältnis mitgebracht. „Solcherlei Zeichnungen ortsferner Projekte haben sich in den Plansammlungen in Ulm, Straßburg und Wien, die aus den Beständen großer Hütten hervorgegangen sind, in großer Zahl erhalten“, so Nussbaum. „Sie belegen die ursprüngliche enge Vernetzung der gotischen Baubetriebe durch wandernde Meister.“ Und die Verbindung zwischen Köln und Altenberg war wohl besonders eng: Zumindest zu Beginn lehnten sich die Baupläne für die Abteikirche im Bergischen an Modelle der nahen Kölner Dombauhütte an.

Der stellvertretende Dombaumeister Füssenich freut sich, dass die Papierschnipsel „die Unterlagen zur Baugeschichte der Kathedrale komplettieren“.