- Andreas Adenauer, der jüngsten von 24 Enkeln des ersten deutschen Bundeskanzlers, hat ein eigenes Modelabel gegründet.
- Bei bekannten Marken wie S. Oliver und Esprit machte er Karriere, dann entschied er sich für die Selbstständigkeit.
- Adenauers Firma hat 20 sogenannte „Strandhäuser“ in ganz Deutschland.
Köln – Inwieweit Erlebnisse aus der Kindheit unsere späteres Leben prägen, ist unter Experten umstritten. Im Falle von Andreas Adenauer aber dürfte das zweifelsfrei der Fall sein.
Als einer der jüngsten der 24 Enkel des ersten deutschen Bundeskanzlers verbrachte Adenauer die Sommer seiner Kindheit in Schweden. Dort besaß die Familie seiner Mutter, eine schwedischen Industriellendynastie, ein Haus am Wasser. Die satten Farben, der Duft nach Schilf und nassem Holz, das Leben in und am Wasser, all das hat ihn geprägt. Ebenso wie das Leben in Rhöndorf, wo seine Familie – der Vater arbeitete als Notar – in unmittelbarer Nähe zum „Alten“ lebte. Adenauer, der beim Tod seines berühmten Großvaters 1967 gerade fünf Jahre alt war, erinnert sich an gemeinsames Boccia spielen am Sonntag und vor allem daran, dass er als Junge oft Anzug und Fliege trug. „In Kleidungsfragen war es immer sehr formell“, sagt Adenauer.
Die Kleidungsstücke, die er heute entwirft und die sein Unternehmen Adenauer und Co. produziert, sind genau das nicht. Dafür transportieren sie den Flair und die Atmosphäre, die sich einstellt, wenn man am Meer ist – leuchtende Sommerfarben, maritime Elemente, sportliche Schnitte. Sein Vorbild, so sagt er, sei der amerikanische Modeunternehmer Ralph Lauren.
Alles begann mit einem Jeans-Laden in der Eifel
Dass Adenauer sich für eine Karriere in der Textilindustrie entscheiden würde, ist für ihn früh klar. Eher traditionell studiert er zwar Betriebswirtschaft an der Uni Köln, aber nebenbei eröffnet er seinen ersten Jeans-Laden in Schleiden in der Eifel.
„Ich hatte schon vorher mit Klamotten gehandelt und Sachen von Flohmärkten in Großbritannien zu Hause weiterverkauft“, erzählt Adenauer. „Farbe und Schnitte haben mich schon immer fasziniert, genauso wie der Handel.“
Zusätzlich zu seinem eigenen Geschäft eröffnet er zwei weitere Geschäfte und eine Handelsvertretung, mit der er in der Zeit das meiste Geld verdient. Das Studium bricht er ab und gibt die Selbstständigkeit erstmal auf, als ein Angebot des Modelabels Street One kommt.
Bei dem Konzern, der als einer der ersten zwölf Kollektionen im Jahr auf den Markt bringt, lernt er, wie wesentlich eine schnelle Reaktion auf Trends ist; und dass dafür eine ebenso schnelle Infrastruktur auf dem Weg vom Entwurf bis zum fertigen Kleidungsstück nötig ist.
Nach sieben Jahren heuert er bei Esprit an und baut die Marke EDC erfolgreich im Konzern auf, bevor er die Damen-Kollektionen übernimmt. Er verschlankt und beschleunigt die Produktion und richtet den Blick wieder stärker auf die eigentliche Zielgruppe. „Ich habe mein Team angewiesen, statt Models mit Traummaßen nur noch Frauen mit der Konfektionsgröße 38 Plus für den Feinschliff bei Kollektionen zu nehmen.“
Eine Station für Esprit in den USA endet nicht mit dem gewünschten Erfolg. Adenauer verlässt das Unternehmen, um im Anschluss das angestaubte Surfer-Label O’Neill wiederzubeleben.
Die Erfolgsgeschichte des eigenen Labels
Im Zuge der Wirtschaftskrise 2008 endet auch dieses Engagement, und Adenauer zieht sich mit seiner Frau nach Mallorca zurück. „Ich hatte so viele Jahre so viel gearbeitet, ich brauchte eine Pause“, sagt Adenauer, wie sein Großvater Vater von sieben Kindern und in zweiter Ehe verheiratet.
Die Pause währt bei dem bekennenden Workaholic nicht lange, denn die Idee eines eigenen Unternehmens ist längst gereift. „Ich bin ein sehr gläubiger Mensch und habe auf mein Herz gehört.“
Zusammen mit einem türkischen und einem griechischen Lieferanten besinnt er sich auf das Thema Meer und Strand. „Die ersten Kollektionen waren noch nicht richtig ausgereift, es war am Anfang alles etwas improvisiert. Ich musste erst rausfinden, wo ich genau hinwollte.“
Heute sagt er, seine Entwürfe seien keine Mode und damit abhängig vom Trend, sondern sollen für den Kunden zeitlose Lieblingsstücke werden.
Richtig in Schwung kommt das Unternehmen, als er 2012 mit einem Geschäftspartner einen winzigen Laden auf der Insel Norderney eröffnet. „Die deutsche Küste wird völlig unterschätzt, das ist mir dort klar geworden.“ Der Laden brummt schon im ersten Jahr.
Ein Angebot eines Partners für ein Geschäft in Sylt lehnte Adenauer ab, weil „ich gemerkt hab, dass ich das an einer so wichtigen Stelle selber machen muss.“ Er arbeitet Monate am perfekten Konzept für den Ladenbau, denn alles in einem Adenauer und Co-Shop soll ein Gefühl von Urlaub, Sonne und Leichtigkeit vermitteln.
20 Strandhäuser
Heute hat seine Firma mit Sitz in Meerbusch bei Düsseldorf bundesweit 20 sogenannte Strandhäuser. Die in Köln, Düsseldorf und auf Sylt betreibt er selbst, der Rest sind Franchisenehmer.
Produziert wird bis auf Nylonprodukte ausschließlich in Europa. Lieferanten aus Ländern wie Bangladesch oder China, die unter fragwürdigen Bedingungen produzieren, seien nicht in Frage gekommen. Das gehe weder für ihn als bekennenden Christen, noch „geht das mit meinem Nachnamen“.
Ob der ihm für die Karriere genutzt hat? „Als Kind war das Adenauer-Sein eher anstrengend, weil bei mir die Messlatte bei allem immer besonders hoch lag.“ In der Textilbranche jedoch habe das niemanden interessiert. Und als Selbstständiger „schadet er sicher nicht“.
Adenauer & Co, Breite Straße 159, 50667 Köln, Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 10 bis 19 Uhr.