Sinnentleert und riechendWo sind die Konzepte, wo ist der Wille für schöne Rheinufer?
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Das Deutzer Feld? Eine schreckliche, sinnentleerte Platzfläche! Die Altstadtpromenade? Gefährlich! Der Rheinauhafen? Zumindest am Wasser übelriechend! Weil Toilettenanlagen nicht genehmigt wurden.
Karl W. Müller, Präsident des Kölner Autbord- und Motoryacht-Clubs, lässt kein gutes Haar an den Zuständen der Kölner Rheinufer – die als Publikums-Magneten mehr Pflege verdient hätten. Er vermisst den Willen und gute Konzepte der Stadtverwaltung.
Ein Gastbeitrag.
Köln – Die Kölner sind an ihrem Fluss, der die Stadt gleichermaßen trennt wie verbindet, sehr interessiert. Das beweisen Zehntausende von Passanten, die die Rheinpromenade vom Axa-Hochhaus beginnend bis zum Ende des Rheinau-Viertels für einen Spaziergang nutzen. Trotz des großen Interesses der Kölner am Rhein und am Rheinufer wird dieser Bereich von der Stadtplanung jedoch missachtet und in der konkreten Ausgestaltung stark vernachlässigt.
Besonders im Bereich der Altstadt ist der Straßenbelag der Promenade in einem beklagenswerten Zustand. Die Platten sind gebrochen und lose. Auf einem Teilstück wurde in einer umstrittenen Aktion Asphalt verlegt. Hier handelt es sich angeblich um ein Provisorium. Provisorien halten in Köln aber sehr lange. Man kann mit Asphalt hervorragende Oberflächen herstellen. Der Stadt gelingt dies nicht. Es handelt sich um eine Hubbelstrecke. Wahrscheinlich kostet die Strecke aber genauso viel, als würde es sich um einen hochwertigen Parkhausboden handeln. Wer kontrolliert die Qualität der Ausführung?
Im gesamten Promenadenbereich gibt es im Bereich Altstadt beginnend mit der Hohenzollernbrücke ein gefährliches Durcheinander von Fußgänger- und Radverkehr. Dass es ist hier nicht zu schweren Unfällen kommt, grenzt beinahe an ein Wunder. Die Stadt lässt keine Bemühung erkennen, wie dieses lebensgefährliche Durcheinander entwirrt und geordnet werden soll. Nicht nur die eigentliche Gehfläche der Promenade ist nicht verkehrssicher und defekt. Es sind auch Reste von Beeten vorhanden, die schon längst ihre Funktion als Beet aufgegeben haben und nur noch staubige oder schmutzige Flächen sind. Der Gesamteindruck ist schlecht und einfach nur hässlich. Es ist eine Schande, wie die Stadt mit einer Promenade umgeht, die von so vielen Menschen frequentiert wird und ein Schmuckstück sein müsste.
Auch in Hinblick auf die bauliche Nutzung gibt es am Rheinufer zahlreiche Missstände. Die Bastei – ein bemerkenswertes Denkmalschutzobjekt aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg – steht seit etlichen Jahren, obwohl in der nutzungsmäßigen Verantwortung der Stadt oder stadtnaher Gesellschaften, so gut wie leer und ist weitgehend ungenutzt. Dabei handelt es sich um einen äußert attraktiven Standort. Das kleine Café „Curios“ auf der Ecke Theodor-Heuss-Ring/Konrad-Adenauer-Ufer beweist, dass man trotz erheblich ungünstigerer Lage an dem Standort Bewirtschaftungserfolg haben kann. Warum dies bei der Bastei nicht möglich ist, bleibt ein Geheimnis. Hochfliegende Pläne ersetzen kein vernünftiges Bewirtschaftungskonzept.
Großes Dilemma in der Südstadt
Besonders groß ist das Dilemma in der Südstadt, einem der interessantesten und quirligsten Stadtviertel unserer Stadt. Statt hier die Chance zu nutzen, im Zuge der Bebauung des Rheinauhafen-Geländes eine Verbindung zwischen Südstadt, und Rheinauhafen und Strom zu schaffen, reagierte die Stadtplanung zunächst einmal umgekehrt. Die Wasserfläche im Rheinauhafen wurde trotz seit Jahrzehnten vorhandener Nutzung für Gastronomie und Publikumsverkehr so überplant, dass planerisch nur ein Abstellplatz für Schiffe geduldet wird und nicht einmal ein Clubhaus und Toilettenanlagen bislang als genehmigungsfähig angesehen wurden. Die Folgen sind zu riechen. Die von den Südstädtern in diesem Sommer begeistert aufgenommene Gastronomie auf dem schwimmenden Schiff „MS Bagatelle“ wurde von der Stadtverwaltung geschlossen. Gegen die Betreiber des Open-Air-Kinos wurde in der Hoffnung prozessiert, den Betrieb endgültig unmöglich machen zu können.
Es sind vorwiegend private Initiativen, die eine Verbesserung im Verhältnis der Stadt zu ihrem Fluss zum Ziel haben. So plant der Verein „Freunde und Förderer des Historischen Ratsschiffs M/S Stadt Köln e.V.“, das ehemalige Ratsschiff nach aufwendiger Restaurierung gegenüber dem Schokoladenmuseum im Rheinauhafen zu stationieren und damit eine neue Attraktion für die gesamte Stadtbevölkerung und die zahlreichen Gäste zu schaffen. Auch dies geschieht in bürgerschaftlicher Eigeninitiative. Es bleibt abzuwarten, ob wenigstens dieser Plan in den Augen der Stadtplanung und des Bauamtes Zustimmung findet oder auch hier wie bei dem Clubhaus des KAMC e.V. eine Blockade erfolgt.
Der neue Beigeordnete für das Dezernat für die Stadtentwicklungsplan und Bauen, Marcus Greitemann, scheint allerdings bereit zu sein, die bisherige Obstruktionspolitik zu beenden. Das bleibt zu hoffen. Auch die Bezirksvertretung Innenstadt kämpft für den Standort. Natürlich auch der KAMC e.V.. Bisher ohne Erfolg, trotz zahlreicher Zusagen, die nie eingehalten wurden.Die hochgelobte Bebauung auf der Rheinau-Insel war zunächst von der Südstadt abgekoppelt und isoliert. Es gab weder Grün noch Erholungs- und Freizeitflächen für die Nutzer. Jetzt sind immerhin einige größere Baumkübel aufgestellt, die wenigstens etwas Grün in die Steinwüste bringen. Auf dem Elisabeth-Treskow-Platz hat sich zwischenzeitlich auch eine Art Freizeitlandschaft etabliert, natürlich nicht von der Stadt gewollt und erst recht nicht vernünftig geplant, sondern eher provisorisch und behelfsmäßig. Überall ist auch hier das Bedürfnis der Kölner spürbar, den Hafen und den Strom für sich zurück zu erobern, wobei diesem Bedürfnis von der Stadt wenn überhaupt nur widerstrebend Rechnung getragen wird.
Auch von einer größeren Perspektive aus gesehen fehlt es an einer vernünftigen übergreifenden Konzeption. In Niehl sind durchaus noch Ansätze vorhanden, die ursprüngliche Fischerdorfatmosphäre wiederzubeleben. In Riehl gibt es eine wunderschöne Naturlandschaft, die sich am Colonia Hochhaus vorbei bis zum Molenkopf des Niehler Hafens hinzieht. Anders als der Stadtwald in privilegierten Vierteln wie Lindenthal und Braunsfeld, ist hier alles verwildert und ungepflegt. Immerhin gibt es hier noch viel Natur. Ein bisschen mehr Sauberkeit, Ordnung und vernünftige Wege könnten es aber auch schon sein.
Die Distanz zwischen Rodenkirchen und der Südstadt wird jetzt immerhin durch ordentliche Rad- und Fußwege überbrückt. Vor Rodenkirchen gibt es aber nach wie vor ein Nadelöhr, in dem sich Fußgänger und Radfahrer wieder in bedrohlicher Weise drängeln. Die Wege zwischen Rodenkirchen und Sürth sind teilweise in sehr schlechtem Zustand. Die wichtige Fährverbindung von Sürth nach Zündorf wird einem einsamen, privatwirtschaftlich arbeitenden Fährmann mit dem „Krokodil“ überlassen. So verdienstvoll die Tätigkeit des Fährmannes für die Stadt ist, so bedauerlich ist es, dass die Fährfunktion nicht als eine gesamtstädtische Aufgabe wahrgenommen wird. Schließlich wird durch die Fähre der reizvolle Stadtteil der Zündorfer Groov mit erheblichem Naherholungswert an das linksrheinische Köln angeschlossen.
Überhaupt wäre eine bessere Verbindung der linksrheinischen und rechtsrheinischen Stadtteile wünschenswert. Dies würde auch das Gemeinschaftsgefühl der Kölner stärken und die historische Distanz zur „Schäl Sick“ vermindern. Das Überqueren des Rheins ist für Fußgänger und Radfahrer eine Zumutung. Gäbe es Fuß- und Radfahrerbrücken, zum Beispiel an der Fähre vor Sürth, am Theodor-Heuss-Ring und am Molenkopf des Niehler Hafens, würde die Stadt zusammenrücken. Von einer Verlängerung der Verkehrsunterführung von der Altstadt bis zum Ende des Theodor-Heuss-Rings kann man ja nur träumen.
Dies bringt uns dann zu der Betrachtung des rechtsrheinischen Rheinufers: Die Wasserflächen in der Groov leiden unter Eutrophie und sind mit einem mehr als dichten Pflanzenbelag zugedeckt. Dabei müsste es möglich sein, diese Wasserfläche mit dem nahen Rheinwasser zu spülen. Wegen des intensiven Bewuchses konnten die Ruder- und Paddelboote fast den ganzen Sommer lang nicht eingesetzt werden.
Der Deutzer Hafen soll ja neu geplant werden. Hoffentlich werden hier die Fehler, die im Rheinauhafen gemacht worden sind, vermieden. Aufgelockerte Bauweise mit viel Grün wäre erstrebenswert. Natürlich auch eine vernünftige Gestaltung der Wasserflächen mit der Nutzungsmöglichkeit für Wassersport.
Schreckliche, sinnentleerte Platzfläche
Das Deutzer Feld ist eine schreckliche, sinnentleerte Platzfläche, die Besseres verdient hätte, als für Demonstrationen und Kirmes genutzt zu werden. Am Kennedy-Ufer gibt es den neuen Rheinboulevard. Sicherlich war es eine gute Idee, hier den Zugang zum Rhein durch die Treppenanlage zu öffnen und den Blick auf die Altstadt auf diese Weise erlebbar zu machen. Aber wieder die gleichen Fehler wie im Rheinauhafen, zum Beispiel mit den Geländern, die quer abgespannt sind, so dass Kinder hochklettern und abstürzen können.
Warum hat man so einen schwer zu reinigenden Stufenbelag gewählt? Einfache Betonstufen wie bei dem Open-Air-Kino im Rheinauhafen hätten es doch auch getan und wären viel preiswerter gewesen. Warum hat man auch nicht so gebaut, dass die Anlage auch bei den Kölner Lichtem oder größeren Menschenansammlungen nutzbar ist? Den gastronomischen Bedarf und ausreichende Toilettenanlagen hat man ebenfalls nicht bedacht. Warum nicht? All dies ist bis heute nur unzulänglich geregelt. Warum versucht man nicht, die Defizite zu bereinigen? Die Diskussion über die Gestaltung des Kiosks in stadtplanerische Hinsicht ist geradezu lächerlich.
Das Haus des Landschaftsverbands steht seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, leer. Wieso können es sich unsere Behörden leisten, Bauten in solch einer exklusiven Lage jahrzehntelang ungenutzt zu lassen?
Vieles mehr wäre zu kritisieren. Dies ist nur eine kleine Aufzählung aus den zahlreichen Missständen in unserer Stadt rund um den Rhein. Vor allen Dingen fehlt es an dem Willen, die Probleme anzugehen und das Rheinufer für die Städter überall nutzbar und erlebbar zu machen. Wo der Wille fehlt, fehlt natürlich auch ein Konzept! Schade! Das sollte sich ändern. Der KAMC e. V. trägt dazu – ebenso wie die anderen Kölner Wassersportclubs – gerne bei.