AboAbonnieren

Skandal an der Universität KölnUni-Mitarbeiter soll Nacktbilder von Studentinnen ins Netz gestellt haben

Lesezeit 2 Minuten

Symbolbild

Köln – Für die Studenten des theaterwissenschaftlichen Instituts der Kölner Universität war Kai S. (32, Name geändert) stets die erste Adresse, wenn es um Computerfragen und technisches Know-How ging. Wer Hilfe brauchte, um aus dem Internet Unterrichtsmaterial für Hausarbeiten, Referate oder Klausuren herunterzuladen, der war bei Kai S. richtig, denn er war als studentische Hilfskraft für das Überspielen der Informationen aus dem Archiv des Instituts zuständig.

Zahlreiche Studentinnen brachten ihm USB-Sticks, Festplatten, ja sogar ihren Rechner vorbei und S. überspielte ihnen darauf die erforderlichen Videos, Bild-Dateien und Skripte. Sie vertrauten ihm offenbar blind, denn auf den zur Verfügung gestellten Speichergeräten hatten nicht wenige Frauen auch sehr private Aufnahmen gespeichert: Nacktfotos, Videos und Filme mit eindeutig erotischem Charakter, auf die Kai S. nun Zugriff hatte.

Allerdings gibt es auch Fälle, wo die Studentinnen ihre intimen Bilder und Filme, auf denen unter anderem auch Geschlechts- und Oralverkehr zu sehen ist, ausdrücklich zuvor gelöscht hatten. Die Anklage geht in diesen Fällen davon aus, dass Kai S. aufgrund seiner Computerkenntnis durchaus in der Lage war, diese Dateien wieder herzustellen, was er allerdings bestreitet.

Alles zum Thema Universität zu Köln

„Erniedrigt und beschmutzt“

Was die Studentinnen nicht ahnten: S. überspielte jahrelang sämtliche Sex-Aufnahmen auf seinen privaten Rechner, bearbeitete die Bilder zu Collagen und Pornofilmen, belegte sie mit eindeutigen Sprechblasen („Mein Freund vernachlässigt mich sehr“) und den realen Vornamen der Frauen – und stellte sie auf einer Pornoseite ins Netz. Laut Anklage waren es mindestens 81 Frauen, die er auf diese Weise sexuell beleidigte und ihren „höchstpersönlichen Lebensbereich verletzte“. Die Opfer, die in der Regel erst Jahre später, oft durch Zufall von Bekannten auf die Fotos angesprochen worden waren, fühlen sich „erniedrigt, ausgenutzt, herabgewürdigt und beschmutzt“, heißt es in der Anklage. Die meisten Frauen sähen durch die illegale Veröffentlichung „eine latente Bedrohung auf Jahre hinaus, was Job und Karriere anbetrifft“.

Weil S. im Ermittlungsverfahren ein umfangreiches Geständnis angekündigt hatte, sollte am Freitag der Prozess vor dem Kölner Amtsgericht an einem Tag mit einem Urteil beendet werden. Der Angeklagte ließ seinen Verteidiger reden.

Doch weil der zwischenzeitlich von der Universität fristlos entlassene Student nur einen sehr kleinen Teil der Anklage einräumte und behauptete, in erster Linie die Sex-Aufnahmen für sich privat benutzt und keineswegs ins Internet gestellt zu haben, wird sich angesichts der Dimension des Falles demnächst möglicherweise eine Strafkammer des Landgerichts mit dem Geschehen befassen müssen. Der Prozess wurde am Freitag jedenfalls auf unbestimmte Zeit vertagt.