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Weniger StillstandSo kämpfen die Kölner Verkehrs-Betriebe gegen den Ausfall der Rolltreppen

Lesezeit 6 Minuten
Dauerärgernis bei der KVB: Vor allem die älteren Rolltreppen wie hier an der Haltestelle Dom/Hauptbahnhof fallen immer wieder wegen technischer Defekte aus. Im Durchschnitt kommt es pro Tag zu 30 Störungen (Archivbild).

Dauerärgernis bei der KVB: Vor allem die älteren Rolltreppen wie hier an der Haltestelle Dom/Hauptbahnhof fallen immer wieder wegen technischer Defekte aus. Im Durchschnitt kommt es pro Tag zu 30 Störungen (Archivbild).

Die Kölner Verkehrs-Betriebe wollen der hohen Ausfallquote bei den 263 Rolltreppen vor allem durch Modernisierung begegnen. Das neue Programm läuft bis Ende 2027.

Die Wahrscheinlichkeit, in Köln auf eine U-Bahn-Station zur treffen, in der alle Rolltreppen funktionieren, ist am Dienstag um die Mittagszeit nicht gerade hoch. 43 Störungen vermelden die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) in ihrem Online-Auftritt und mit gleich sieben Ausfällen liegt der Friesenplatz weit vorn. Dort sind die Rolltreppen Ausgang Süd abwärts, Ausgang Magnusstraße aufwärts, Gleis 2-Gleis 4 abwärts, Gleis 2-Gleis 3 und die Zwischenebene an Gleis 3 und 4 außer Betrieb.

Was läuft da schief und wie sieht es in der Nachbarstadt Düsseldorf aus? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Wie häufig fallen die Rolltreppen bei der KVB aus?

Im vergangenen Jahr gab es 10.963 Störungen, von denen 2790 auf Vandalismus zurückzuführen sind. Das ist jeder vierte Fall. Im Durchschnitt fallen täglich also 30 Rolltreppen aus.

Die KVB-Kunden haben den Eindruck, dass die Störungen immer mehr werden. Stimmt das?

Nein. Die Zahlen sind seit 2022 rückläufig. Im Jahr 2023 gab es noch 11.318 defekte Fahrtreppen. In jedem fünften Fall (2197) wurden die Beschädigungen mutwillig verursacht. 2022 gab es noch 13.765 Störungen, davon sind 3451 auf Vandalismus zurückzuführen. Das sind 25 Prozent. 2021 lag die Gesamtzahl mit 13.871 noch knapp über diesem Wert. Mutwillige Zerstörungen wurden damals erst ab Mitte des Jahres erfasst, so dass keine Vergleichszahlen vorliegen.

Wie hoch sind die Kosten für Wartung und Reparaturen?

Im Jahr 2024 lagen sie bei rund drei Millionen Euro.

Seit wann werden die Störungen dokumentiert?

Seit 2021. Grundsätzlich sei die Lage seit 2015 besser geworden. Seither kümmert sich die KVB mit einer eigenen Abteilung selbst um die Wartung der Rolltreppen. Seit Beginn der digitalen Aufzeichnung der Stördaten lässt sich ableiten, dass sich die Anzahl der technisch bedingten Störungen um rund 20 Prozent verringern ließ. Auch der Vandalismus konnte durch die konsequente Aufzeichnung und Verfolgung der Taten um etwa 20 Prozent gesenkt werden.

Woran liegt es, dass die Zahlen zuletzt deutlich gesunken sind?

Die KVB hat in den vergangenen Jahren ein umfangreiches Sanierungsprogramm aufgelegt. Dadurch konnte das Durchschnittsalter der Fahrtreppen deutlich gesenkt werden. Es liegt aktuell bei 15 Jahren. Die älteste Rolltreppe, die noch in Betrieb ist, hat die Nummer 52 und stammt aus dem Jahr 1972. Sie ist jetzt 52 Jahre in Betrieb.

Wie sieht das Modernisierungsprogramm konkret aus?

Bis 2027 sollen insgesamt 43 Rolltreppen erneuert werden. Der Hersteller TK Elevator (TKE) hat den Zuschlag für den Austausch von zehn Anlagen am Neumarkt bekommen. Die ersten sind schon in Betrieb, bis 2026 soll dieses Programm abgeschlossen sein. TKE wird auch noch die Anlagen an den Haltestellen Körnerstraße, Piusstraße, Neusser Straße/Gürtel, Dom/Hauptbahnhof und eine an der Poststraße erneuern. Der Hersteller Geyssel mit Sitz in Köln erneuert parallel elf weitere Treppen im Stadtgebiet. Es ist bereits das zweite Modernisierungsprogramm. Zwischen 2022 und 2024 wurden schon einmal 46 Rolltreppen ausgetauscht.

Bei der Reparatur defekter Rolltreppen wird es immer schwieriger, Ersatzteile zu bekommen. Warum?

Die KVB spricht von personellen Engpässen bei den Herstellern. Im Juni 2022 fiel bei der Rolltreppe von der U-Bahn-Ebene des Hauptbahnhofs in die Bahnhofshalle das Steuerungsgerät aus. Der Herstellerfirma bezifferte die Lieferzeit auf 375 Tage. Das war ein Extremfall. Die KVB musste das Gerät bei einem anderen Hersteller beschaffen. Für ältere Fahrtreppen werden zum Teil keine Ersatzteile mehr produziert.

Die Bahn hat die Rolltreppen im Hauptbahnhof zwischen 2020 und 2023 alle erneuert. Seither kommt es kaum noch zu Störungen (Symbobild).

Die Bahn hat die Rolltreppen im Hauptbahnhof zwischen 2020 und 2023 alle erneuert. Seither kommt es kaum noch zu Störungen (Symbobild).

Im Hauptbahnhof selbst gibt es auch Rolltreppen zu den Bahnsteigen? Was ist eigentlich damit?

Die zwölf Rolltreppen gehören der Deutschen Bahn und wurden zwischen 2020 und 2023 erneuert. Sie werden 24 Stunden lang überwacht und haben sehr geringe Ausfallquoten. Ohne die Modernisierung, die vier Millionen Euro gekostet hat, müsste man mit deutlich mehr Störungen rechnen. Die Bahn hat auch fünf Aufzüge erneuert, die über ein Diagnosetool verfügen, das Störungen automatisiert meldet. Das System erfasst den Zustand der Aufzüge permanent und übermittelt diese Daten an die Betriebszentrale. Störungen werden durch die eingebauten Sensoren sofort gemeldet. So können Mitarbeiter die Reparatur schneller beauftragen und Ausfälle zügiger beheben. Zudem können Reisende den Status der Aufzüge vor Reiseantritt auf www.bahnhof.de prüfen.

Hat die KVB eine Lagerhaltung für besonders gefragte Teile?

Ja. Die KVB hat an verschiedenen Stützpunkten im Verkehrsnetz kleinere Lager mit Teilen, die im alltäglichen Betrieb benötigt werden. Ebenfalls werden seltene Teile, für die kein Ersatz bestellbar ist, aufbereitet und zwischengelagert. Durch die Fülle an unterschiedlichen Rolltreppentypen, die zudem von bis zu fünf Lieferanten hergestellt wurden, lasse sich leider kein Standardrepertoire für ein umfangreiches Ersatzteillager aufstellen, heißt es auf Nachfrage.

Gibt es eine Mobilitätsgarantie für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste? Können sie ein Taxi bestellen, wenn sich nicht mit der Rolltreppe zum Bahnsteig kommen?

Die landessweiten Regelungen zur Mobilitätsgarantie geben dies eigentlich nicht her. Die KVB erstattet jedoch Taxikosten – im Rahmen der üblichen Grenzen – als Kulanz, soweit die individuelle Prüfung des Falls dies als gerechtfertigt erscheinen lässt, heißt es auf Anfrage.

Gibt es in Köln bereits intelligente Fahrtreppen, die sich selbst überwachen und möglichen Verschleiß melden, bevor es zum Ausfall kommt?

Ja. Moderne Rolltreppen besitzen solche Funktionen. Sie überwachen mit Hilfe von Sensoren einzelne Komponenten und geben Alarm, wenn ein Bauteil seine Verschleißgrenze erreicht.

Was ist mit den Aufzügen? Wie viele gibt es an den Stationen?

Die KVB ist für Wartung der 66 Aufzüge an den Stationen zuständig. Bis Ende 2023 wurde das von Fremdfirmen übernommen. Seit Anfang 2024 werden als Folge des Kostensenkungsprogrammes immer mehr Aufzüge durch KVB-Personal gewartet. Im Jahr 2023 waren es sechs Aufzüge, vergangenes Jahr 30 Aufzüge. Bis Ende 2027 sollen alle Aufzüge durch KVB-Personal gewartet werden. Ausgenommen sind nur die Anlagen, die sich noch in der Garantiephase befinden.

Wie hoch ist die Ausfallquote bei den Aufzügen?

Die Ausfallquote ist auf einem sehr niedrigen Niveau. Bereits Mitte letzten Jahres konnte die KVB eine hohe Zuverlässigkeit bei den Aufzügen erreichen, die sich Anfang 2025 fortsetzt. Ein Ärgernis auch für die KVB ist der Aufzug A1 an der Haltestelle „Dom/Hauptbahnhof“. Hier waren als Folge ständigen Urinierens im Fahrstuhle Bauteile derart verrostet, dass ein Weiterbetrieb der Anlage nicht mehr möglich war. Sie mussten durch KVB-Personal ausgebaut und neu verschweißt werden. Die Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen, gehen aber langsam dem Ende entgegen.

Haben andere Verkehrsunternehmen in NRW vergleichbare Probleme wie die KVB?

Im Prinzip schon. Die Rheinbahn in Düsseldorf betreibt 153 Rolltreppen. Die Verfügbarkeit liege bei 94 Prozent, heißt es auf Anfrage. Sie hat gerade ein Modernisierungsprogramm gestartet, bei dem die Fahrtreppen fortlaufend in verschiedenen U-Bahnhöfen präventiv erneuert werden. Geplant ist die Erneuerung von zunächst 11 Fahrtreppen, weitere 40 folgen ab 2028.