- Zum siebten Jahrestag des Stadtarchiv-Einsturzes haben Stadt und KVB über den Stand der Beweissicherung informiert.
- Im Frühjahr soll ein Teil des Schlitzwand-Lochs freigelegt sein, das höchstwahrscheinlich den Einsturz des Stadtarchivs verursacht hat.
- Die Initiative „ArchivKomplex“ enthüllte ein Kunstwerk, das an den Einsturz erinnern soll.
Köln – In diesem Frühjahr soll ein Teil des Schlitzwand-Lochs freigelegt sein, das höchstwahrscheinlich den Einsturz des Stadtarchivs verursacht hat. Die komplette „Fehlstelle“ werde eventuell im Herbst oder Winter freigeräumt und dokumentiert sein, vielleicht bis zu einer Tiefe von 30 Metern unter Straßenniveau.
Diesen aktualisierten Zeitplan skizzierte Stadtdirektor Guido Kahlen am Donnerstag vor der Stelle, wo das Gebäude vor sieben Jahren zusammenstürzte und in einer riesigen Grube versank. Zum Gedenken am Waidmarkt hatte die Initiative „Köln kann auch anders“ geladen.
Anspruchsvolle Beweissicherung
Die Beweissicherung sei „höchst anspruchsvoll und schwierig“, sagt Kahlen, doch „Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit“ müssten vor Geschwindigkeit gehen, auch wenn die Nachbarn umso länger „zermürbende und lärmintensive Arbeiten“ zu ertragen hätten. Notwendig sei, „zu 100 Prozent gerichtsfest zu sichern“, dass durch jenes etwa 60 Zentimeter breite Loch mit Grundwasser vermischte Erdmassen, auf denen das Fundament des Archivs ruhte, in das Gleiswechselbauwerk strömten, so dass der Bau einstürzte.
Liege dieser Beweis – unter Ausschluss möglicher anderer Ursachen – vor, würden Stadt und Staatsanwaltschaft „unverzüglich“ gegen die „Arge Los Süd“ als ausführendes Unternehmen vorgehen und sie sowohl zivil- als auch strafrechtlich in Haftung nehmen. Denn sie wäre für den Tod von zwei Menschen – den 23-jährigen Khalil und den 17 Jahre alten Auszubildenden Kevin – und die Nöte der obdachlos gewordenen Menschen verantwortlich. Und für den immensen, über einer Milliarde Euro liegenden Schaden an den Archivalien; dessen Höhe werde der vom Gericht bestellte zweite Gutachter voraussichtlich in diesem Sommer beziffern, so Kahlen.
„Arge Los Süd“ am Pranger
Der Arge seien „die Bodenverhältnisse bestens bekannt“ gewesen, betonte er; zu ihren „Pflichtverletzungen“ gehöre auch „die große Zahl nicht genehmigter Brunnen“. Die Stadt habe „die in ihrem Verantwortungsbereich notwendigen Konsequenzen aus dem furchtbaren Geschehen gezogen“.
Frank Deja von „Köln kann auch anders“ sagte, es seien „erhebliche Funktionsmängel sichtbar geworden“. So sei eine „Person, die nicht qualifiziert war“, mit der technischen Leitung der Arbeiten betraut gewesen, und es habe an Abstimmung unter den beteiligten Stellen gefehlt: ein „Kölner Grundübel“, das sich auf der Baustelle der Oper, deren Eröffnung verschoben werden musste, wiederhole und auch beim mangelhaften Neubau des Rautenstrauch-Joest-Museums gezeigt habe: „Möglichst viele sind zuständig, aber niemand ist verantwortlich.“
Am Gedenken nahmen Bügermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, KVB-Vorstand Jürgen Fenske und Stadtarchiv-Leiterin Bettina Schmidt-Czaja teil. Die Initiative „ArchivKomplex“ enthüllte ein Kunstwerk, das Mischa Kuball, Professor an der Kunsthochschule für Medien Köln, geschaffen hat; es erinnert an eine Informationstafel an der Autobahn. Über dem Wort „Einsturzstelle“ zeigt es ein Negativ-Bild der Grube.