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Streit im Kölner RheinauhafenBinnenschiffer fühlen sich unerwünscht

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Der Rheinauhafen bei Nacht

Köln – Jürgen Collee ist seit 58 Jahren Binnenschiffer und nennt sich schon mal „Der Schumi vom Mittelrhein“. In den Sommermonaten fährt er mit seinen beiden schnellen Passagierschiffen „MS Carmen Sylva“ und der „MS Schloss Engers“ über den Rhein, die Mosel und die Lahn. Im Winter heuert er auf Frachtschiffen an. An diesem Abend ist er zu Gast in der Bezirksvertretung Innenstadt, weil es um ein Thema geht, dass Collee mächtig aufregt. Denn seitdem die Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) die Kaimauer im Rheinauhafen geschlossen hat, können er und andere Binnenschiffer dort nicht mehr an Land gehen.

Der Reihe nach. Die HGK hatte die Kaimauer geschlossen, nachdem sich während des Hochwassers im vorigen Dezember und Januar zweimal Schiffe von den Pollern, die zum Vertäuen der Boote dienen, losgerissen und Schäden in Höhe von mindestens 40 000 Euro an der Mauer verursacht hatten. Die Liegeplätze wurden geschlossen. Die Verkehrssicherheit der Promenade im Rheinauhafen sei nicht gewährleistet gewesen, sagt Thomas Beez, HGK-Bereichsleiter für den Rheinauhafen.

„Es war Gefahr in Verzug, wir mussten handeln.“

Binnenschiffer Christian Niemann (l.) und Jürgen Collee im Gespräch in der Bezirksvertretung Innenstadt

Kapitäne und Crews haben seither keine Möglichkeit mehr, im Rheinauhafen an Land zu gehen, um Einkäufe und Behördengänge zu erledigen oder etwa einen Arzt aufzusuchen. „Das ist ein harter Einschnitt in unser soziales Leben“, sagt Christian Niemann, Sprecher der Europäischen Vereinigung der Binnenschifffahrt, in einer Aktuellen Stunde der Bezirksvertretung Innenstadt. Binnenschiffer Collee, der der Vereinigung ebenfalls angehört, wird deutlicher: „Das ist der größte Mist, der gerade hier läuft.“ Auch andere Liegeplätze in Köln seien rar, nachdem vor 18 Monaten die Plätze im Deutzer Hafen geschlossen worden waren.

Auf eine schnelle Lösung des Problems können die Binnenschiffer offenbar nicht hoffen. HGK-Sprecher Christian Lorenz sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass zwar die beschädigten Mauern binnen einiger Wochen instand gesetzt würden. Geöffnet würden die Kaimauern für die Binnenschiffer aber wohl nicht mehr. Denn die vor hundert Jahren errichteten Mauern seien für die Lasten moderner Frachtschiffe nicht ausgelegt. Die seien um ein Mehrfaches höher als früher. Die HGK bevorzugt als Ersatzlösung Dalben – also Pfähle aus Holz oder Stahl, die im Rheinboden verankert werden könnten. Zudem soll den Binnenschiffern über Stege ein Landgang ermöglicht werden.

Verhandlungen scheinen sich hinzuziehen

Laut Experten lassen sich die Dalben schnell montieren. Und dennoch wird es an dieser Stelle kompliziert, wie HGK-Vertreter Beez erläutert. Denn derzeit gehört die 1,4 Kilometer lange Kaimauer zwar der HGK. Diese solle aber laut eines Vertrages der HGK mit der Stadtverwaltung in zwei bis drei Jahren in den Besitz der Kommune übergehen. Die HGK befinde sich daher nicht nur in Gesprächen mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt, das für die Dalben auf dem Bundeswasserweg Rhein zuständig ist, sondern auch mit dem Bauverwaltungsamt. Und die Verhandlungen scheinen sich hinzuziehen. Einen Zeitplan für die Umsetzung der Ersatzlösung gebe es jedenfalls nicht.

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Politiker der Bezirksvertretung Innenstadt reagierten mit Enttäuschung auf die wenig konkreten Ankündigungen der HGK.

„Es ist ein Skandal, wie man mit den Binnenschiffern umgeht“, sagte Stefan Fischer (Grüne). „Die HGK hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht“, betonte auch Ernst Otto Zweil (SPD). Bezirksbürgermeister Andreas Hupke forderte, die Kaimauer so zu ertüchtigen, dass die Schiffe wieder dort anlegen können.

„Köln ist seit 2000 Jahren mit der Rheinschifffahrt groß geworden.“ Da könne man die Rheinschiffer nicht einfach aussperren.

Anwohner Hans Meurers (70) wohnt seit 2010 im Rheinauhafen. „In den sieben Jahren haben mich die Binnenschiffer nie gestört“, sagt er. Seiner Meinung nach sollte die HGK schnell einen Ersatz für die weggefallenen Liegeplätze finden.

„Zudem sollte man das Gelände mit Videokameras überwachen lassen, damit man sieht, wer der Schuldige für die Schäden ist.“