Alte Bekannte auf dem Summerjam: Gentleman übernahm für Beenie Man, Marterias Alter Ego Marsimoto tauchte die Bühne in Nebelschwaden.
Summerjam 2024Kölner Musiker springt spontan als Main-Act ein
Auf die Enttäuschung folgte am Samstag beim Publikum vor der Red Stage des Summerjam-Festivals die Freude. „Leider kann Beenie Man nicht zu uns nach Köln kommen“, wurde auf der Bühne verkündet. Sein Flug aus Jamaika wurde mehrfach aufgrund von Hurrikan „Beryl“ verschoben – eine Katastrophe für jeden Veranstalter. Woher so kurzfristig Ersatz bekommen? Glücklicherweise lebt mit Gentleman einer von Deutschlands bekanntesten Reggae-Musikern in Köln, er war gerade nicht auf einer seiner Jamaika-Reisen – und wurde zum neuen Mainact auf der Summerjam-Hauptbühne.
Gentleman war vor zwei Jahren Headliner
Gentleman ist ein alter Bekannter auf dem Festival, vor zwei Jahren spielte er hier das letzte Mal als Headliner. „Danke, dass ihr mich noch nicht satthabt“, scherzte er, als er die Red Stage betrat. Die Stimmung war trotz des Ausfalls von Beenie Man unbeschwert und passte zum diesjährigen Summerjam-Motto „Lost in Good Vibes“. Gentleman sendete „Power“ zu Beenie Man und den von „Beryl“ betroffenen Menschen in Jamaika. Im Publikum wurden Jamaika-Fahnen geschwenkt, die enge Verbindung vom Summerjam zu Jamaika war zu spüren. Dort entstand in den 1960er Jahren der Reggae.
Gentlemans Texte behandeln soziale und politische Themen, er spricht über Ungerechtigkeit, Frieden, Liebe und die Bedeutung von Spiritualität. Aber auch die nicht ganz so großen Themen fanden an diesem Samstag Raum auf der Bühne: „Ich werde in wenigen Wochen 50 und habe einen ganz schönen Bauch bekommen. Aber das ist okay, Leute. Versucht euch nicht mit Schönheitsoperationen verbessern zu wollen, no Botox“, war eine seiner Botschaften für sein Publikum.
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Summerjam Köln: Drei Tage in die Gegenwart abtauchen
Während am Samstag Dancehall und Reggae auf der Red-Stage im Vordergrund standen, gehörte sie am Freitag noch dem Rap. Dieser wich am zweiten Festivaltag auf die kleinere Green Stage. Direkt am Wasser konnte von dieser der Sonnenuntergang am Fühlinger See beobachten werden.
Passend dazu sorgte Greeen für Wohlfühlatmosphäre. Seinen Künstlernamen wählte er aufgrund seiner Verbundenheit mit Natur und Frieden, was sich auch in seinen Texten und seiner Musik widerspiegelt. Mit einer Tasse grünem Tee in der Hand, forderte er das Publikum auf, sich selbst in den Arm zu nehmen „Sagt euch auch mal selber, dass ihr euch vertraut“, sagte er. Vor 14 Jahren sei er noch als Gast auf dem Summerjam gewesen, jetzt dürfe er hier auftreten. Für ihn ein unglaubliches Gefühl, denn auf dem Festival könne er „für drei Tage in die Gegenwart abtauchen und im Moment leben“.
Nach Sonnenuntergang wurde die Bühne einmal komplett umgebaut: Statt der Bäume und Blumen von Greeen dominierte die Szene eine große, silbern glänzenden Maske, die auf der Bühne aufgehängt wurde. Um kurz vor Mitternacht brach die Zeit für Marterias Alter Ego Marsimoto an.
Begleitet wurde er von Schlagzeug, Bass, Gitarre, Keyboard und einem Theremin – ein Instrument, das berührungslos gespielt wird und dabei direkt Töne erzeugt. Die Musiker trugen schwarze Kostüme, Nebelmaschinen liefen von Beginn an so verschwenderisch auf Hochtouren, dass man stellenweise die Bühne nicht mehr sah, selbst wenn man nur wenige Meter entfernt stand.
Mit der unverwechselbaren gepitchten Stimme spielte Marsimoto Klassiker wie „Illegalize It“ und „Spiel mir das Lied vom Dope“, aber auch Songs von seinem neuen und letzten Album „Keine Intelligenz“. Immer wieder forderte er „seine Marsianer“, wie er seine Fans nennt, auf, die Hände zu heben. Sie erfüllten ihm den Wunsch gern: Der Auftritt in Köln war einen der letzten Auftritte Marsimotos. Marteria will Ende 2024 die letzte Tour als sein Alter Ego spielen.