Die Feier erinnerte an Kölner Sinti und Roma, die in Ghettos und Lager verschleppt wurden. Und sie war Mahnung an alle Bürger, das nie wieder zuzulassen.
„Teilweise echte Nazis“Kölner warnen auf Gedenkfeier für Sinti und Roma vor Rechtsextremismus
Ausgerechnet in diesem Jahr war Rolly Brings auf Reisen und konnte bei der Gedenkfeier an der Tafel für die Sinti und Roma nicht dabei sein. Die Veranstaltung stand diesmal unter einem ganz besonderen Vorzeichen, daran erinnerte Stephan Brings, der den Vater zusammen mit seinem Bruder Benjamin würdig vertrat.
Mit der Gitarre in der Hand sang Stephan Brings „Su läuf dat he“, das Lied der Arsch-Huh-Band, im Refrain heißt es: „Bei uns sin Minsche einfach Minsche, All sin mer jlich, su läuf dat he.“ Und „für en superjeile Zick bruch mer richtich jode Lück, die e Hätz han“, das schließt bestimmte Zeitgenossen aus: „Ihr künnt uns nit täusche, Et es die iwich ahle Seuche.“
Wirges: Protestwähler-Argument nicht mehr hinnehmbar
Wer damit gemeint ist, stellte Josef Wirges, Sprecher des Kuratoriums der Gedenkstätte Ehrenfelder Edelweißpiraten und frühere Ehrenfelder Bezirksbürgermeister, klar: „Das sind teilweise echte Nazis, die müssen wir mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen“, sagte er mit Blick auf die in vielen Ländern Europas erstarkten rechtspopulistischen Parteien. Nie sei die Lage so ernst gewesen, die bevorstehenden Wahlen in Europa und einigen ostdeutschen Bundesländern seien ein Anlass zur Sorge: „Wir dürfen das Argument von der ‚Protestwahl‘ nicht mehr hinnehmen.“
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Wirges hatte die alljährliche Gedenkveranstaltung nahe der Unterführung der HGK-Trasse an der Ecke Venloer Straße/Matthias-Brüggen-Straße zusammen mit Rolly Brings initiiert. Sie erinnert an die Sinti und Roma, die von hier aus im Jahre 1940 zunächst zum Bahnhof Deutz und von dort aus weiter in die Ghettos und Vernichtungslager verschleppt wurden.
Blaupause für andere deutsche Städte
„Hier hatte früher einmal der Verein Schwarz-Weiß Köln seinen Sportplatz, ab 1935 wurden hier mehr als 500 Menschen zusammengepfercht“, berichtete Krystiane Vajda vom Verein Maro Drom, Kölner Sinte und Freunde. „Das war sozusagen die Blaupause für ‚Zigeunerlager‘ in anderen deutschen Städten.“
Vajda erzählte zur musikalischen Begleitung von Markus Reinhardt und Janko Wiegand die bewegende Geschichte vom „Kind im Ghetto“ Litzmannstadt – heute Lodz. Und sie warnte, wie Wirges, zusammen mit anderen Vertretern der Vereine Maro Drom und Sinti Allianz Deutschland vor dem um sich greifenden Rechtsextremismus. Vajda forderte alle politisch engagierten Bürger auf, sich im Vorfeld der anstehenden Wahlen an Veranstaltungen zum Schutz von Demokratie und Menschenrechten zu beteiligen.
Zum Beispiel am kommenden Sonntag, 26. Mai. Maro Drom und Sinti Allianz laden zu einem Gedenkmarsch an die ermordeten Sinti und Roma ein, der um 12 Uhr am El-De Haus, Appellhofplatz 23-25, beginnt und zum Bahnhof Deutz führt. Dort findet ab 14.30 Uhr eine Kundgebung statt.