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Tod von Kölner StadtmitarbeiterMutmaßlicher Täter griff Pflegerin mit Messer an

Lesezeit 3 Minuten
Trauerfeier Kurt B

Die Urne des verstorbenen Kurt Braun ist von Blumen, Kerzen und Kuscheltieren umringt

Köln – Ungefähr 500 Menschen drängen sich am Montag im Altenberger Hof in Nippes dicht zusammen, um der Gedenkfeier für den erstochenen Stadtmitarbeiter und Karnevalsfreund Kurt Braun zu folgen. Er sei ein beliebter und geschätzter Kollege gewesen, sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker in einer kurzen Ansprache.

„Wir haben ihn alle verloren, vor allem Sie, liebe Angehörige“, so Reker. Den Schmerz, den ein Messer hinterlasse, könne sie gut nachvollziehen. Deshalb fühle sie sich Kurt Braun auch persönlich sehr nah. „Meine Wunde konnte gut heilen, und ich würde mir so sehr wünschen, dass auch Kurt Braun diese Chance gehabt hätte.“

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Kurt B. wurde Mitte Dezember getötet.

Der 47-jährige Mitarbeiter der Stadtkämmerei war Mitte Dezember von einem mutmaßlich psychisch kranken Mann getötet worden, bei dem Kurt Braun mit einer Kollegin offene Geldforderungen eintreiben wollte – im Auftrag der Stadt Köln. „Diese Verantwortung lastet schwer auf mir“, sagte Reker. „Der Tod von Kurt Braun fordert uns auf, alles dafür zu tun, damit sich so ein schreckliches Geschehen nicht wiederholen kann.“ Am frühen Nachmittag wurde Kurt Braun auf dem Nordfriedhof beigesetzt.

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Staatsanwaltschaft prüft, ob es Versäumnisse gab

Fast zeitgleich wurde bekannt, dass die grausame Tat vielleicht hätte verhindert werden können – denn möglicherweise hätte der 60-jährige mutmaßliche Täter zum Tatzeitpunkt längst in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht sein müssen. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob es Versäumnisse in den eigenen Reihen gab. Es sei ein Dienstaufsichtsverfahren eingeleitet worden, teilte das NRW-Justizministerium in einem am Montag veröffentlichten Bericht an den Rechtsausschuss des Landtags mit.

Reker Gedenkfeier Kurt B

OB Henriette Reker verbeugt sich nach ihrer Ansprache vor der Urne

Nachdem der 60-Jährige bereits im März mit einem Schraubendreher auf eine städtische Bedienstete und einen Amtsarzt losgegangen war, der ihn psychiatrisch begutachten sollte, war er in eine Landesklinik eingewiesen worden. Dort, auf der geschlossenen Station, soll der Mann zweieinhalb Wochen später einen Pfleger geschlagen und mit einem Messer dreimal nach einer Pflegerin gestochen haben, die ihrem Kollegen zur Hilfe geeilt war. Sie blieb unverletzt.

Schriftlich regte die Klinikleitung daraufhin bei der Staatsanwaltschaft Köln an, den Mann dauerhaft in einem psychiatrischen Krankenhaus unterzubringen. Dennoch wurde er am 18. April aus der Klinik entlassen. Auf seinen gerichtlich bestellten Betreuer soll er da „klar orientiert“ gewirkt haben.

Anfrage für Begutachtung gestellt

Im Juli fragte die Staatsanwaltschaft schriftlich bei einem Sachverständigen an, ob der für eine Begutachtung des 60-Jährigen zur Verfügung stünde – dabei ging es um die Frage, ob der Mann dauerhaft untergebracht werden müsste. Doch offenbar erhielt die Behörde nie eine Antwort, jedenfalls sei eine solche „nicht zu den Akten gelangt“, heißt es in dem Bericht an den Rechtsausschuss.

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Und so blieb der 60-Jährige unbehelligt und auf freiem Fuß – bis er am 13. Dezember im Hausflur eines Dünnwalder Mehrfamilienhauses Kurt Braun mit mindestens zwei Messerstichen tötete. Wohl völlig ahnungslos von der gesamten Vorgeschichte hatten Braun und seine Kollegin von der Stadtkämmerei ohne Polizeischutz bei dem Mieter geklingelt. Nach einem kurzen Gespräch soll der 60-Jährige zugestochen haben.

Zurzeit befindet sich der Mann in einer LVR-Klinik im Ruhrgebiet. Oberbürgermeisterin Reker hatte zuletzt angekündigt, das interne Meldesystem der Stadt verbessern zu wollen, damit die Ämter sich untereinander rechtzeitig über drohende Gefahren informieren können.