Reisebusse müssen wegen des Weihnachtstrubels in Deutz parken, für die Fahrgäste gibt es Shuttlebusse zum Heumarkt. Wir sind mitgefahren.
Bis zu 200 Reisebusse am TagMit Touristen unterwegs von Deutz zum Heumarkt im Weihnachtsmarkt-Shuttle
Nächster Stopp: Kölner Weihnachtsmarkt. Gunter und Karin Zeddel reisen Rhein und Mosel entlang, diesmal an Land und nicht mit dem Schiff. Eigentlich seien sie Kreuzfahrer, sagt das Paar aus Eutin. Doch heute Nachmittag sitzen sie im KVB-Bus und queren den Rhein über die Deutzer Brücke.
Mit dem Auto in die Stadt hereinzufahren, trauen sie sich nicht. „Wir sind gerade angereist und stehen mit unserem Bus drüben und sind jetzt hier mit dem Shuttle hereingefahren. Ging wunderbar“, freut sich Gunter Zeddel.
Für Bustouristen richtet die Stadt zur Weihnachtszeit nach 2022 zum zweiten Mal einen Shuttleservice ein, der zwischen einem Messe-Parkplatz und dem Heumarkt pendelt. Ziel ist es, die Innenstadt möglichst frei von Reisebussen zu halten. Das reduziert Stickstoffbelastung, Verkehrsstaus und Unfallgefahren.
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Die KVB betreiben die Shuttlebusse. An Wochentagen sind sechs Gelenkbusse im Einsatz, an Samstagen sogar 14. Der Zeddels sind in Deutz auf Parkplatz P22 aus ihrem Reisebus gestiegen. Von dort fährt der Shuttle im Zehn-Minuten-Rhythmus auf direktem Weg zum Heumarkt. Warten müssen die Touristen also nicht lange, der Bussteig ist sogar überdacht und hell beleuchtet.
Die Lösung gefällt dem Paar gut. Am Bussteig D am Heumarkt, den die KVB etwas Abseits vom Weihnachtsmarkt noch auf der Deutzer Brücke eingerichtet hat, fragt Gunter Zeddel: „Wo sollten sonst hier die ganzen Busse stehen?“ Die Frage ist berechtigt: Die Stadt rechnet in diesem Dezember mit täglich 140 bis 200 Reisebussen. „Insofern ist das eine gute Idee mit dem Shuttlebus, kann ich nur begrüßen“, sagt Zeddel. Allein an den vergangenen zwei Wochenenden registrierte die Stadt 340 Reisebusse, 90 Prozent aus dem Ausland. Die Annahme des Shuttles bewertet die Stadt als „sehr zufriedenstellend“.
Kölner Weihnachtsmarkt-Shuttle ist für Touristen kostenlos
KVB-Mitarbeitende informierten im Vorfeld 1200 Reiseveranstalter über den Shuttleservice. Für die Touristen ist er kostenlos, die Busunternehmen buchen den Parkplatz in Deutz. Zuvor parkten die Reisebusse häufig in der Umgebung des Doms. „Das waren schon unsichere Situationen, besonders wenn es dunkel wird“, sagt KVB-Sprecher Stephan Anemüller am Heumarkt. „Die Menschen sind morgens in London oder Amsterdam losgefahren, haben mehrere Stunden unsere schöne Stadt besucht, eins, zwei Glühweine getrunken – und dann wurde es hektisch.“ Sie mussten schnell ihren Reisebus wiederfinden, kannten sich in der Stadt aber nicht aus.
„Da gab es viele Situationen, in denen unsere Fahrerinnen und Fahrer sehr besorgt waren, Menschen zu übersehen“, sagt Anemüller und beobachtet das Treiben an der Haltestelle. Ein Shuttle-Fahrer stellt sich dazu: „Das war hektisch. Und alkoholisierte Menschen reagieren anders“, erzählt er von seiner Erfahrung aus den Spätschichten in der Adventszeit.
Deutzer Brücke zum ersten Mal Richtung Heumarkt gesperrt
Vergangenes Jahr gab es die Shuttles zwar auch schon, aber an den Samstagen war die Deutzer Brücke noch für den gesamten Verkehr geöffnet. Der Versuch, eine Busspur freizuhalten, scheiterte. Die Shuttlebusse standen manchmal 20 Minuten im Stau auf der Strecke von normalerweise fünf Minuten Fahrzeit. Dieses Jahr ist die Brücke samstags von 11 bis 18 Uhr in Richtung Innenstadt komplett gesperrt. Nur die KVB-Busse, Einsatzfahrzeuge und Taxis dürfen passieren. „Es ist viel ruhiger im Verkehrsfluss und auch viel entspannter an der Haltestelle als in den vergangenen Jahren“, sagt Anemüller. Das Fazit der KVB bereits Mitte Dezember: „Die Sperrung der Deutzer Brücke hat sich bewährt.“
Ein Konflikt bleibt dennoch. Der nächste Bus fährt am Heumarkt vor. Und während die Zeddels einsteigen, saust ein Radfahrer an der Haltestelle laut schimpfend vorbei. Die Bushaltestelle befindet sich ausgerechnet auf dem Radweg der Deutzer Brücke.
Bevor der nächste Radler kommt, huscht auch die Britin Sally Taylor mit ihren zwei Töchtern in den Bus. Vier Tage verbringt die Familie in den Niederlanden, von da aus machten sie einen Abstecher nach Köln. Hier erledigen sie ihr „Christmas Shopping“. Ideal dafür: die Weihnachtsmärkte der Kölner Altstadt. Fünf Stunden Zeit hatten sie.
Noch im November hatten Einzelhändler gefordert, mehrere Haltepunkte in der Innenstadt einzurichten. Die Taylors hätten sie aber gar nicht nutzen können. Denn die meisten weitangereisten Weihnachtsmarkt-Touristen verbringen nur wenige Stunden in Köln. Das reicht gerade, um vom Heumarkt über die Märkte zum Dom und zurückzuschlendern. Auch Anemüller sagt. „Diese alte römische Stadt ist so kompakt, mehr gibt der Verkehr nicht her.“
Im Shuttle zurück nach Deutz gehen die Frauen aus Yorkshire den Inhalt ihrer Einkaufstüten durch. Weihnachtsschmuck aus Holz und handgefertigte Mitbringsel bringen sie nach Hause auf die Insel. Die Zeddels stehen erst am Anfang ihrer Adventsreise. Für sie steht an diesem Abend noch die Trierer Altstadt auf dem Programm.