- War das wirklich nötig? Kardinal Woelki und die drei Kölner Weihbischöfe fuhren jeweils mit eigenem Dienstwagen und Fahrern zur Bischofskonferenz nach Lingen.
- Dabei hätten sie auch in einem Wagen Platz gehabt.
- Aus Bistumskreisen kommt die passende Reaktion.
Köln – Vor der Kulisse des Kölner Doms protestieren am Freitag Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz. Im Dom hat Kardinal Rainer Woelki am vorigen Sonntag einen Festgottesdienst zur Eröffnung der diesjährigen Fastenaktion des Hilfswerks Misereor gefeiert, das den Umweltschutz auch als Teil einer entwicklungspolitischen Agenda versteht. Am Tag danach begann in Lingen (Emsland) die Vollversammlung der Bischofskonferenz, an der Woelki und auch seine drei Weihbischöfe Dominikus Schwaderlapp, Ansgar Puff und Rolf Steinhäuser teilnahmen. Doch jeder von ihnen reiste mit eigenem Dienstwagen und eigenem Chauffeur.
Beobachtern in Lingen fiel auf, wie jeder der vier Kölner nach Abschluss der viertägigen Konferenz am Donnerstag einzeln in seinen Wagen stieg und von dannen fuhr.
Warum ein getrenntes Fahren?
Eine offizielle Begründung für die Alleingänge gab es vom Erzbistum auf Anfrage nicht. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ gab es keine zwingenden Gründe wie etwa weit voneinander entfernt liegende Anschlusstermine, die ein getrenntes Fahren erforderlich gemacht hätten. „Die wollten alle nach Köln“, verlautete aus Bistumskreisen, wo das Vorgehen auf Kopfschütteln stieß. „Als ob sie nicht verstünden, dass es auch auf solche Zeichen ankommt“, seufzte ein Insider.
Jeder für sich, und Gott für uns alle? Getrennt ziehen, vereint schlagen? Die kleine Kölner Karawane war auf einer Strecke von etwa 220 Kilometern unterwegs, für die einschlägige Routenplaner eine mittlere Fahrtzeit von 2:41 Stunden angeben. Das sind übrigens zehn Minuten mehr als für die Fahrt mit der Deutschen Bahn vom Kölner Hauptbahnhof bis zum Bahnhof in Lingen. Der Tagungsort ist nur wenige Taxi-Minuten vom Bahnhof entfernt. In Lingen wurde auch mit Aufmerksamkeit registriert, dass etwa der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterovic, und ein weiterer Bischof zum Auftakt der Vollversammlung aus Berlin mit der Bahn angereist waren.
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Die Frage nach den eingesetzten Kölner Dienstfahrzeugen blieb am Freitag ebenfalls ohne Auskunft. Allerdings listet der „Dienstwagen-Check“ 2018 der Deutschen Umwelthilfe (DUH) den episkopalen Fuhrpark detailliert auf. Er vereint je eine Limousine der Luxusklasse (Woelkis allradgetriebenen Audi A8) und der oberen Mittelklasse (Schwaderlapps Audi A6), einen Kombi (Puffs S-Max) und ein Öko-Vorzeigemodell. Für Steinhäusers BMW 225xe mit Hybrid-Antrieb vergab sogar die bekannt kritische Umwelthilfe in ihrer jüngsten Übersicht eine lobende „grüne Karte“.
In Puffs Siebensitzer hätten alle Platz gehabt
In Puffs Siebensitzer jedenfalls, dem „Van für aktive Familien und sportliche Typen“ (Ford-Werbung), hätten Woelki und seine Brüder locker Platz gehabt – samt Fahrer wohlgemerkt. Wären sie gar alle gemeinsam in Steinhäusers Auto gestiegen, hätten sie – laut DUH-Statistik – nur ganze 8,8 Liter Benzin und knapp 52 Kilowattstunden Strom verbraucht. Der Normausstoß an Kohlendioxid hätte bei 46 Kilogramm gelegen. Durch die Solofahrten kamen 66 Liter Diesel und gut 170 Kilogramm CO2 hinzu. Legt man den von der DUH angegebenen Realausstoß zugrunde, waren es sogar 249 Kilogramm, fast eine Vierteltonne.
Immerhin halten die Kölner Oberhirten es vor ihren Katholiken und anderen Interessierten nicht gänzlich geheim, mit welchen Dienstwagen sie durch die Stadt und über Land fahren. Die DUH veröffentlicht regelmäßig das Ergebnis ihrer Umfrage unter allen Bistumschefs und deren Kolleginnen und Kollegen aus den evangelischen Landeskirchen.