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Kommentar

Verschiebung des CSD Köln
Ein Terminkonflikt mit Nachhall

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Lesezeit 2 Minuten
Dicht gedrängt stehen Menschen auf der Deutzer Brücke und schauen die vorbeiziehenden Wagen der CSD-Parade in Köln im Juli 2023 an.

Die CSD-Demoparade am 9. Juli 2023 auf der Deutzer Brücke.

Die Veranstalter beugen sich der Fußball-Europameisterschaft und verschieben das CSD-Straßenfest und die CSD-Demo. Eine verständliche Entscheidung – mit Beigeschmack.

Man stelle sich vor, die Stadt Köln sagte einer Veranstaltung eine große Unterstützung auf ihren öffentlichen Plätzen zu und berücksichtigte dabei nicht, dass gleichzeitig der Straßenkarneval anstehen wird. In etwa das ist mit dem Christopher Street Day (CSD) geschehen.

Zur Fußball-Europameisterschaft wird es im kommenden Jahr in der Altstadt öffentliche Übertragungen der Spiele und ein „Fanfest“ geben – auch am Wochenende nach dem ersten Freitag im Juli. Dann findet seit Jahrzehnten eigentlich die CSD-Demo statt und im Vorfeld ein großes Fest in der Altstadt. Mehr als eine Million Zuschauer kommen dafür an den Weg der Parade. Zwei Altstadtfeste zur gleichen Zeit sind logischerweise nicht möglich.

Die CSD-Veranstalter haben jetzt die Konsequenz gezogen und sich für eine zweiwöchige Verschiebung des Cologne Pride 2024 entschieden. Die Demo zieht nun erst am 21. Juli 2024 durch die Stadt. Das ermöglicht den größtenteils ehrenamtlichen Planern, an ihren Routinen festzuhalten. Sie müssen sich nicht auf alternative Flächen wie den Neumarkt einstellen und auch nicht den Verlauf der CSD-Parade umplanen.

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Dennoch geschieht damit genau das, was die Veranstalter des Vereins Cologne Pride eigentlich verhindern wollten. Sie beugen sich dem Terminplan der Uefa als Veranstalterin der Fußball-Europameisterschaft. Eine der größten, wenn nicht die größte Pride-Veranstaltung Europas, rückt wegen des Fußballs von ihrem angestammten Datum ab.

Bei der Zusage der Stadt für die Unterstützung der Europa-Meisterschaft vor vielen Jahren war die CSD-Demonstration offensichtlich nicht ausreichend bedacht worden. Das ist keine absolute Schmach. Es zeigt aber vor allem, dass die CSD-Demo zwar Massen anzieht wie ein Rosenmontagszug, aber gesellschaftlich zumindest nicht in allen Hinterköpfen verankert ist.

Der CSD gehört wie der Straßenkarneval fest zur Identität dieser Stadt. Beide Events stehen für Gastfreundschaft und Offenheit, die Köln auszeichnen. Sie werden weitgehend von Ehrenamtlichen getragen und sollten daher volle öffentliche Unterstützung erfahren – ohne dass daran erinnert werden muss.