Innenstadt – Es braucht nur Minuten, um die Wut der Menschen in der Wevelinghovener Straße zu spüren. Wenn Anwohner hier darüber diskutieren, wie sehr sie sich derzeit über die Stadt Köln ärgern, hat sich schnell eine aufgebrachte Menschentraube auf der Straße versammelt. Ihnen geht es um verlorene Parkflächen, um Grünflächen, die keine sind, und um eine Stadt, die sie in ihren Augen schikaniert.
Noch genau erinnert sich Marlis Weiß an den heißen Tag im August dieses Jahres, an dem sie in ihrer Wohnung von draußen ohrenbetäubenden Krach hörte. Sie lief ans Fenster – und sah einen Kipplader. „Da haben die uns von der Stadt plötzlich einen Haufen Steine vor die Tür gekippt – ich dachte, ich sehe nicht richtig“, sagt sie. Und damit geht es ihr wie vielen anderen hier. Seit Jahren liegen Stadt und die Anwohner der Wevelinghovener Straße im Agnesviertel im Clinch.
Ein Rückblick: Es ist Frühsommer 2016, als die Verwaltung vermeldet, dass die Anwohner der Straße ihre Autos nicht mehr auf einem kleinen Seitenstreifen in der Straße abstellen dürfen – und wenig später beginnt, denen, die das Verbot missachten, Knöllchen zu verpassen. Die Verantwortlichen begründeten das damals unter anderem damit, dass die Straßenplanung hier ein sogenanntes Straßenbegleitgrün vorsehe, Parken dort demnach grundsätzlich untersagt sei.
Bisher war der Streifen zwar nicht mehr als ein großes Stück offener Erde mit einigen Bäumen und etwas ungepflegtem Gras – doch rechtlich war das Vorgehen der Stadt korrekt. Dennoch fielen den Anwohnern damals mit einem Schlag rund zehn sicher geglaubte Parkflächen weg – in angespannter Parksituation in unmittelbarer Nähe zum Hansaring.
Wenn Weiß heute auf den Seitenstreifen blickt, fragt sie sich, was die Stadt damals mit „Straßenbegleitgrün“ gemeint haben könnte. Denn von „Grün“ ist auf dem Seitenstreifen auch heute, drei Jahre nach dem Vorstoß der Stadt, fast nichts zu sehen.
Stattdessen in weiten Teilen nur die blanke Erde, vom Regen zu Matsch aufgeweicht. Darauf liegen mülleimergroße, graue Steine, um sie herum haben sich Pfützen gebildet, auf einer der wenigen Grasflächen liegt ein vom Wind weggewehtes Parkknöllchen der Stadt. „Das hier ist ein Stillleben der übelsten Sorte“, sagt Weiß. Die Steine hat die Stadt verlegt, um Anwohner endgültig am Parken auf der Fläche zu hindern. Eine Altenpflegerin, die an diesem Tag zu einer Klientin möchte, berichtet, dass sie nun manchmal erst viele Hundert Meter in die Wevelinghovener Straße laufen müsse. „In dieser Straße ist es besonders schlimm“, sagt sie.
Damit, dass sie mit der angespannten Parksituation wohl auf Dauer leben müssen, haben sich die Anwohner zwar bereits abgefunden. Die Argumentation der Stadt, dass man das Parkverbot erst deshalb konsequent durchgesetzt habe, weil immer mehr Autos nicht mehr nur auf dem engen Seitenstreifen standen, sondern auch Teile des Gehwegs blockierten, können die meisten sogar nachvollziehen. „Dass es die Stadt dann aber nicht hinbekommt, diesen Schandfleck wenigstens ansehnlich zu machen, ist beschämend“, sagt eine Anwohnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will.
Wie viele andere hier macht sie ihrem Ärger über die Situation seit Jahren Luft – in sozialen Netzwerken und gegenüber der Stadt. Die Anlieger zeigen Briefwechsel, Dutzende Gesprächsnotizen mit Verwaltungsmitarbeitern, die sie immer wieder auf die in ihren Augen unbefriedigende Situation aufmerksam gemacht haben.Doch bis heute sei nichts passiert.
Warum nicht? Die Stadt erklärt auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ schriftlich, dass man die Problematik sehr wohl kenne – und auch wisse, dass sich eine Begrünung der kahlen Fläche „sicherlich positiv“ auf das Erscheinungsbild der Straße auswirken würde. Doch zum einen sei es ja nicht die Stadt gewesen, die den Grünstreifen über Jahre wenig pfleglich behandelt habe. Und zum anderen seien die Steine nur als Übergangslösung gedacht, mit der man das illegale Parken akut verhindern will. Nun aber wollen die Verantwortlichen bald tatsächlich Grassamen auf die kahlen Stellen streuen. „Wegen der Trockenheit musste abgewartet werden“, sagt die Stadt. Warum sie schon Jahre wartet, erklärt sie allerdings nicht.
Marlis Weiß ist das Warten leid. Und die kahle Fläche nur mit Gras zu begrünen, findet sie wie die meisten anderen hier zu wenig. Vielleicht einige Tulpen, vielleicht feste Radstellplätze, vielleicht sogar eine Parkbank wünschen sich die Menschen. Wenigstens das, wenn manche von ihnen hier schon, erzählen sie, immer wieder über eine halbe Stunde nach einem Parkplatz suchen.